Er schreibt und schreibt und schreibt

RÖLLERSDORF. Theo Rodermann überträgt alte Schul- und Ortschroniken in moderne Computerdateien. Die davon gedruckten Bücher finden großen Zuspruch in den Gemeinden.

Stundenlang sitzt er an seinem Schreibtisch. Durch die Lesebrille wandern die Augen über die alten Handschriften in der historischen Schulchronik. Die Sütterlinschrift ist nicht immer leicht zu entziffern, das strengt an. Theo Rodermann greift zu der Zigarettenschachtel, die neben den ausgebreiteten Unterlagen liegt und zündet sich einen Glimmstängel an. Den hält er in der linken Hand, seine rechte greift zu der gefüllten Kaffeetasse. Beides gehört mit dazu, wenn er sich über die Bücher hermacht und mit Ausdauer schreibt und schreibt und schreibt. Auf seiner Computertastatur glänzen die Tasten, die er schon tausendfach gedrückt hat.Jahrelang als Ahnenforscher tätig

Hunderte von Seiten hat er so übertragen und gespeichert. Der 1962 in Treis-Karden an der Mosel geborene Rodermann ist Eisenbahner und arbeitet als Fahrdienstleiter im Bahnhof Phillipsheim. "Nachdem ich mich jahrelang mit Ahnenforschung beschäftigt hatte, wollte ich etwas anderes tun und bin zufällig an das Schreiben von Chroniken gekommen", erzählt Rodermann. Mit der Ahnenforschung hat er sich auch das Lesen der alten Schriften angeeignet, als er die Familienurkunden studierte.Zurzeit schreibt er die Malberger Chronik. Beim intensiven Stöbern werden bei ihm auch Kindheitserinnerungen wach. Wenn es um Flur- und Hausnamen im Ort geht, weiß er noch heute: "Früher sind wir Jungs mit dem Mofa hingefahren. "Auf der Klierf" war ein beliebtes Ziel, da haben wir dann gesessen und Zigaretten geraucht", verrät der Chronist heute. Besonders bewegen ihn Begebenheiten aus dem Krieg, die in den Chroniken oft drastisch dargestellt werden. In Malberg nehmen auch die Tellspiele eine große Rolle ein. "Als Kind habe ich das gar nicht richtig begriffen, wenn davon die Rede war. Beim Lesen und Schreiben der Chronik kann ich das jetzt gut nachvollziehen", sagt Rodermann, der als junger Mensch in Mohrweiler lebte und in Malberg zur Schule ging.In die Neuauflagen der Chroniken nimmt er auch Bilder, Zeitungsausschnitte und Totenzettel mit auf. Die werden eingescannt und am Bildschirm nachbearbeitet. "Das kostet alles sehr viel Zeit, es ist eine ganze Menge Kleinarbeit und braucht viel Geduld", gesteht Rodermann, der seit fast zehn Jahren jetzt in Röllersdorf bei Oberpierscheid lebt. Dort schreibt er jedes Jahr eine eigene Jahreschronik. Zuerst hat er die Chronik von Philippsweiler übertragen, dann die aus Ringhuscheid und jetzt die von Malberg. "Ich habe noch eine in Arbeit. Der Ortsbürgermeister aber will das im Stillen erledigen lassen, bevor er damit an die Öffentlichkeit geht", beschränkt sich Rodermann loyal in seiner Aussage. "Wenn die so gegen Februar 2004 fertig ist, wäre ich froh, wenn es eine neue Chronik zu erfassen gilt", verrät der fleißige Schreiber.Wie interessant das Abschreiben sein kann, belegt ein Ausschnitt aus der Malberger Chronik. Dort heißt es: "Ein Schauspiel ganz besonderer Art bot sich am 20. Dezember 1950 den Malberger Bewohnern. Durch eine Treibjagd im Jagdbezirk von Wilsecker und Etteldorf war ein Rudel Wildschweine aufgejagt worden. Es waren 15 Stück. Sie kamen über die Kyllbrücke und durch die Kyll ins Dorf und durchstöberten die Gärten. Schon waren Hunde und einige Männer dahinter und jagten sie über den Hüttenteich zurück. Nur acht Tieren gelang der Sprung. Die anderen zwölf gerieten in den Teich. Mit Äxten, Hieb- und Stichmitteln wurden die Schweine erlegt. Man legte sie in Reih und Glied. Es war ein selten schönes Bild."

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