Erdorf wehrt sich gegen noch mehr Züge

Bitburg · Die Ankündigung von Bund und Land, die Eifelstrecke auszubauen, um dort zukünftig wieder Güterzüge rollen zu lassen, stößt in Bitburgs Stadtteil Erdorf auf Widerstand. Dort wird befürchtet, dass dann die Lebensqualität noch weiter sinkt. Deshalb hat der Ortsbeirat nun eine Resolution gegen das Vorhaben verfasst.

 Bislang fahren nur Personenzüge durch Erdorf. Die meisten Menschen dort hoffen, dass sich daran auch künftig nichts ändern wird. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bislang fahren nur Personenzüge durch Erdorf. Die meisten Menschen dort hoffen, dass sich daran auch künftig nichts ändern wird. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bereits damals, als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Eifelstrecke begonnen wurde, gab es zum Teil massiven Widerstand. Auch in Bitburgs Stadtteil Erdorf. Viele Menschen hatten Angst vor den Veränderungen, die der Bau einer Bahnstrecke mit sich bringen würde. Und zu Veränderungen ist es dann auch gekommen, wenngleich es unter diesen auch begrüßenswerte Entwicklungen gab. Schließlich sind für die Menschen vor Ort auch neue Arbeitsplätze entstanden. Und von den Arbeitern, die aus anderen Ecken des Landes kamen, wurden einige in Erdorf sesshaft.

"Bei jedem größeren Projekt gibt es Positives und Negatives, Befürworter und Gegner", sagt Erdorfs Ortsvorsteher Werner Becker. Dennoch hat er Schwierigkeiten damit, der Sache, die jetzt kommen soll, etwas Positives abzugewinnen. Es geht um die vom Bund angestoßene Diskussion, die Eifelstrecke zwischen Kalscheuren bei Köln und Trier-Ehrang (siehe Grafik) auszubauen, um einen Teil des Güterverkehrs von der überlasteten Rheinschiene in die Eifel zu verlagern. Damit könnten zu den derzeit täglich rund 50 Personenzügen, die durch Erdorf rollen, noch 70 Güterzüge kommen.Genug Verkehr durch die B 257


Das will der Stadtteil aber so nicht ohne weiteres hinnehmen. Der Ortsbeirat hat deshalb eine Resolution verabschiedet. Bereits jetzt sei Erdorf durch die B 257, die mitten durch den Ort führt, mit jeder Menge Verkehr belastet, argumentiert der Ortsbeirat. Durch zusätzlichen Güterverkehr wären die Schranken an der Bundesstraße dann zwangsläufig auch häufiger geschlossen. "Die Folge sind noch mehr wartende Autos vor dem Bahnübergang und dadurch mehr Lärm und Abgasimmissionen", was in Kombination mit dem Güterverkehr "eine erhebliche Beeinträchtigung in der Lebensqualität der Erdorfer und anderer Kylltalgemeinden darstellt." Darüber hinaus wird in der Resolution auch darauf hingewiesen, dass ein noch öfter geschlossener Bahnübergang auch Auswirkungen auf die Anfahrzeiten von Rettungsfahrzeugen haben könnte.

Zu den Empfängern dieser Resolution gehört unter anderem die Stadt, wo die Sorgen der Erdorfer zwar bereits vom Bürgermeister und vom Ältestenrat zur Kenntnis genommen wurden, man aber bislang noch keinen akuten Handlungsbedarf sieht. "Momentan steht Erdorfs Resolution noch nicht auf der Agenda", erklärt Werner Krämer von der Stadtverwaltung. Die Gremien würden sich aber natürlich noch damit auseinandersetzen, fügt er hinzu, jedoch frühestens nach der Sommerpause.

Auch im Ältestenrat des Eifelkreises war die Resolution bereits Thema. Und wie Landrat Joachim Streit erklärt, nimmt das Gremium "die Sorgen der Bevölkerung um die Lärmbelastung sehr ernst und ist ebenfalls gegen eine Verlagerung von Güterverkehr von der Rheinschiene auf die Eifelstrecke". Sich dieser Resolution im Kreistag politisch anzuschließen, sei allerdings nicht geplant, fügt Streit hinzu. Denn es sei seit Jahren erklärtes Ziel, für den Ausbau und die Elektrifizierung der Eifelstrecke zu kämpfen. Da wolle man nun keine Signale geben, die dieses Ziel in Frage stellen würden.

Was halten Sie von den Plänen, die Eifelstrecke auszubauen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in wenigen Worten (bitte mit Namen und Wohnort) an eifel-echo@volksfreund.deMeinung

Hü oder hott
Dass die Erdorfer nicht noch mehr Lärm durch Güterverkehr wollen, ist klar. Bei fast jedem Projekt - etwa auch der in Bitburg geplanten Umgehungsstraße - gibt es Proteste von Anliegern. Stadt und Kreis sollten sich übergelegen, ob sie die Erdorfer Resolution unterstützen oder aber eindeutig für den Ausbau Eifelstrecke sind, der ja auch Vorteile wie einen besseren Personennahverkehr haben kann. Ein klares Signal ist gefragt. Fest steht: Wer die Sorgen ernst nimmt, sollte sich auch der Resolution anschließen. d.schommer@volksfreund.deExtra

Grundlage der Diskussion, bis zu 70 Güterzüge täglich auf die Eifelstrecke zu verlagern, ist eine Studie des Umweltbundesamts von 2010. Danach würde sich die 163 Kilometer lange Trasse zwischen Köln und Ehrang grundsätzlich als Bypass zur stark befahrenen Rheinschiene eignen. Gegen die Pläne spricht, dass mehr als ein Drittel der Eifelstrecke nur eingleisig ist und deshalb zunächst viel Geld in den Ausbau und die ebenfalls notwendige Elektrifizierung der Trasse investiert werden. Nach Schätzungen des Arbeitskreises Schienenverkehr im Rheinland würde das 500 bis 800 Millionen Euro kosten. Deshalb hält der Arbeitskreis die Umsetzung des Vorhabens für unrealistisch. Hinzu kommt, dass die Trasse teilweise starke Steigungen hat, weshalb sie für den Güterverkehr aus Sicht des Landes eher ungeeignet ist. Einwände gegen eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Eifelstrecke gibt es nicht nur in Bitburgs Stadtteil Erdorf, sondern auch von Menschen in anderen Kylltalgemeinden wie etwa St. Thomas, Birresborn, Mürlenbach oder Gerolstein. Und auch der Kreistag Trier-Saarburg hat sich in einer Sitzung vor einigen Wochen mehrheitlich gegen eine Verlagerung des Güterverkehrs vom Rheintal in die Eifel ausgesprochen. uhe

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