"Erhalt steht an erster Stelle"

NEUERBURG. Mit gemischten Gefühlen haben Stadt und Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg auf den ankündigten Umbruch beim St. Josef-Krankenhaus reagiert.

Die Marienhaus GmbH will sich voraussichtlich im Herbst 2005 als Träger des St. Josef-Krankenhauses in Neuerburg zurückziehen. Geplant ist die Umwandlung in ein Pflegeheim für Patienten im Wachkoma in Trägerschaft der Cura Med GmbH (der TV berichtete). "Der Erhalt des Akutkrankenhauses steht an erster Stelle", betont Hans Heinen. Der wiedergewählte, aber wegen Krankheit noch nicht ins Amt eingeführte Stadtbürgermeister von Neuerburg verweist auf immer älter werdende Einwohner, für die das Krankenhaus sehr wichtig sei. Das Land müsse sich zur Gesundheitsfürsorge im Neuerburger Raum äußern, denn die Einrichtung sei im gültigen Krankenhaus-Plan enthalten. Möglicherweise könne das Defizit des Trägers teilweise vom Land übernommen werden. "Für den Fall, dass es überhaupt nicht weiter geht, muss vorgesorgt werden. Die von der Marienhaus GmbH erarbeitete Alternative ist lobenswert", ergänzte Heinen. Er hatte bereits Ende 2003 Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit mit der benachbarten Euvea angestoßen. Diese Idee könnte durch Betreutes Wohnen im Marienheim zum Tragen kommen. Auch für Bürgermeister Norbert Schneider hat der Erhalt des Krankenhauses Vorrang, um die Erstversorgung vor Ort zu gewährleisten: "Wenn das Haus wirklich nicht mehr zu halten ist, wäre das Pflegeheim eine gute Sache, zumal allen Mitarbeitern eine Übernahme beziehungsweise Weiterbeschäftigung angeboten werden soll." Dr. Zahar Sayar hat die chirurgische Praxis im Krankenhaus angemietet und kann mit seinen Patienten laut Vertrag 25 Betten belegen. Er suche zwar einen Nachfolger, müsse aber keinesfalls in zwei Jahren in Rente gehen: "Ich bin erst 62 Jahre alt geworden." Bei einer Weiternutzung des Gebäudes als Belegkrankenhaus könne er bis 65 weitermachen, als zugelassener Arzt sogar bis 68.Chirurg Dr. Zahar Sayar macht weiter

Sayar sieht ein Problem in Neuerburg darin, dass es für die Innere Abteilung seit Jahren keinen Belegarzt mehr gibt. So müssen die Patienten sich erst von einem niedergelassenen Arzt einweisen lassen und können dann nur stationär behandelt werden. Das übernehmen angestellte Ärzte des Klinikverbunds von Bitburg aus. "Insbesondere nachts und an Wochenenden die Dienste sicherzustellen, ist zunehmend schwieriger geworden", erklärt Wolfgang Walter, Kaufmännischer Direktor der Südeifel-Kliniken. Der Ärztemangel verschärfe die Situation. Es sei niemand bereit, die Arbeitsbelastung als Belegarzt auf sich zu nehmen. Sayar möchte - wie von der Marienhaus GmbH in Aussicht gestellt - seine Praxis nach einer Umwandlung weiterführen. Er oder sein Nachfolger könnten ambulant in Neuerburg und stationär in Bitburg behandeln. Marienhaus GmbH, Stadt und VG laden zu einer Einwohnerversammlung am Mittwoch, 27. Oktober, um 19 Uhr in der Stadthalle Neuerburg ein. Dabei werden die Zukunftsperspektiven des Standorts und der mögliche Träger Cura Med vorgestellt.

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