Ermittlungen im Fall des Fließemer Ortsbürgermeisters laufen – Rücktritt angekündigt

Fließem · Ende des Jahres wird Klaus Schnarrbach nach mehr als 30 Jahren Amtszeit als Ortsbürgermeister der Gemeinde Fließem zurücktreten. Grund für diesen Schritt sind unter anderem mögliche Unstimmigkeiten in der Haushaltskasse. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurde über den Sachstand informiert.

 Bedrückte Stimmung: Blick in die Runde des Ortsgemeinderats Fließem. Dort hat Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land, am Dienstagabend vor dem öffentlichen Teil über den Stand der Dinge in Sachen Ermittlungen informiert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bedrückte Stimmung: Blick in die Runde des Ortsgemeinderats Fließem. Dort hat Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land, am Dienstagabend vor dem öffentlichen Teil über den Stand der Dinge in Sachen Ermittlungen informiert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Er hat den Türgriff zum Gemeindesaal bereits in der Hand, will ihn hinunterdrücken, als er den roten Zettel an der Tür bemerkt. "Besprechung! Bitte nicht stören!", steht darauf. Und darunter: "Beginn der Gemeinderatssitzung 18.30 Uhr." Es ist bereits kurz nach 18.30 Uhr, doch die Tür ist immer noch zu.
So geht der Mann also wieder nach draußen, wo bereits andere Fließemer stehen und sich unterhalten. Keine Frage: Es ist eine Gemeinderatssitzung von besonderem Interesse. Wenig später öffnet sich die Tür des Saals. "Ihr könnt jetzt reinkommen", ruft jemand nach draußen. Und so marschieren alle rein.

Drinnen im Saal sitzen die Mitglieder des Gemeinderats, ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde-Verwaltung und der Verwaltungschef, Bürgermeister Josef Junk, selbst. Auf den Tischen Sprudel und Cola. Doch dort, wo sonst so gerne Feste gefeiert werden, herrscht Katerstimmung.
Wobei: Gibt es im Dorfgemeinschaftshaus tatsächlich so viele Feste und Feiern? Nach Auffassung von Bürgern und Ratsmitgliedern ist das der Fall. Die magere Auflistung der jährlichen Gebühreneinnahmen ließe einen anderen Rückschluss zu.

Stimmt alles in den Büchern?

Die mögliche Differenz zwischen der angenommenen und der in den Büchern verbuchten Vermietung des Dorfgemeinschaftshauses ist aber nicht die einzige Unstimmigkeit, mit der der Fließemer Ortsbürgermeister Klaus Schnarrbach bereits in der Gemeinderatssitzung im Mai konfrontiert wurde. Kritisiert wurde seinerzeit auch das nach Auffassung von Ratsmitgliedern eigenmächtige Verhalten des Ortsbürgermeisters, der etwa einen Grundstücksverkauf im Alleingang abgewickelt haben soll. Weiter monierte der Rat, dass ihm seit 2013 die Wirtschaftlichkeitsberechnung für die bei Fließem errichtete Fotovoltaikanlage vorenthalten werde (der TV berichtete). Konfrontiert mit den Vorwürfen hatte Scharrbach den Saal verlassen. An der darauf folgenden Sitzung im August hat er krankheitsbedingt nicht teilgenommen. Nun fehlt er abermals.

"Ich darf heute Abend die Vertretung übernehmen", erklärt die zweite Beigeordnete Anja Esch den Bürgern und schiebt hinterher: "Die Begründung dazu gibt euch Herr Junk." Das macht der VG-Bürgermeister dann auch, indem er zunächst erklärt, dass Schnarrbach krank sei und für Ende des Jahres seinen Rücktritt angekündigt habe.
Darüber hinaus sei auch der Erste Beigeordnete Hans-Peter Schmitt zurückgetreten. Das allerdings aus "rein beruflichen Gründen", wie Josef Junk betont. "Weitere Erklärungen geben wir nicht ab", sagt er dann noch mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Kommunalaufsicht und der Staatsanwaltschaft. Nach mehr als 30 Jahren Amtszeit stehe es Ortsbürgermeister Schnarrbach zu, dass man zunächst das Verfahren abwarte, bevor man dazu Stellung beziehe, sagt Junk.

Neue Erste Beigeordnete

Viel Information ist das nicht. Doch ist es wenigstens die Erklärung dafür, warum Anja Esch als zweite Beigeordnete die Sitzung eröffnet. Ganz oben auf der Tagesordnung steht dann die Wahl eines neuen ersten Beigeordneten. Einstimmig wird die 41-Jährige Anja Esch dann für das Amt gewählt. So bald wie möglich soll es nun eine weitere Gemeinderatssitzung geben, bei der dann ein Zweiter und eventuell auch Dritter Beigeordneter gewählt werden.
Wer schließlich Schnarrbachs Nachfolger wird, entscheidet sich nach derzeitigem Sachstand erst im kommenden Jahr.

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