Erst die Pflicht, dann die Kür

Sie bezeichnet sich selbst als "Zuagroaste", und dennoch konnte die gebürtige Bayerin bei der Kommunalwahl 78,3 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen können: Anna Kling hat die ersten 100 Tage als Neuerburger Stadtbürgermeisterin hinter sich - und noch vieles vor.

Neuerburg. (neb) Sie möchte dazu beitragen, Neuerburg bekannter und attraktiver zu machen, und dafür lässt sie vorerst sogar ihre Doktorarbeit in Bioethik ruhen: Die 30-jährige Anna Kling ist seit 100 Tagen Stadtbürgermeisterin - und das mit viel Elan.

Sie haben sich die Entscheidung, als Stadtbürgermeisterin zu kandidieren, nicht leicht gemacht. Haben Sie es schon bereut?

Anna Kling: Nein. Ich hatte mir die Entscheidung ja auch gründlich überlegt.Viel wichtiger ist, wie unsere Bürger, die ich vertrete, über meine Arbeit urteilen.

Wie viele Termine haben Sie in Ihrer Funktion als Stadtbürgermeisterin in den ersten 100 Tagen wahrgenommen? Bleibt da überhaupt Zeit für Ihre Doktorarbeit?

Kling: Es waren um die 100 Termine - bunt gemischt von Informationsgesprächen über Antrittsbesuche bis hin zu Goldenen Hochzeiten. Für meine Doktorarbeit blieb da genau ein Tag Zeit, aber das dürfte sich nach Ablauf des ersten Amtsjahres ändern.

Der Neuerburger Stadtrat ist eindeutig männerdominiert, und viele sind "alte Hasen". Wie wurden Sie denn in den ersten Stadtratssitzungen empfangen?

Kling: Diese Frage ist bei mir und auch im Stadtrat kein Thema, sondern es geht darum, gute Ideen umzusetzen und Sachfragen zu klären. Der einzige Unterschied zu meinem Vorgänger im Amt liegt wohl darin, dass Willi Hermes wahrscheinlich mit mehr Wein als Blumen bedacht wurde. Die "alten Hasen" halten es eben mit der alten Schule, was mir aber durchaus angenehm ist.

Was haben Sie in Ihrer kurzen Amtszeit bereits angestoßen, und was möchten Sie in den nächsten noch knapp fünf Jahren für Neuerburg voranbringen?

Kling: Ich halte es mit dem Motto: Erst die Pflicht, dann die Kür. Im gesamten ersten Amtsjahr werde ich mich mehr mit dem Pflichtteil beschäftigen müssen - danach ist dann mehr Zeit für die Kür!

Seit meinem Amtsantritt habe ich mich schon in viele Bereiche eingearbeitet und führe zu meiner Information eine Art Bestandsaufnahme durch. Daraus entwickelt sich derzeit zum Beispiel in fruchtbarer und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Beigeordneten Wilhelm Ahlert eine Neuorganisation der Stadtarbeiter, die viel für unsere Stadt leisten.

Die Ausschüsse der Stadt wurden überdacht und neu organisiert, um eine gute Arbeitsgrundlage für die nächsten fünf Jahre zu schaffen. In enger Zusammenarbeit mit unserem Webmaster Martin Brunker wurde unsere Internetpräsenz auf www.neuerburg-eifel.de ausgebaut und bietet tagesaktuelle Hinweise zu unserem regen Stadtleben sowie hilfreiche Bürgerinformationen.

Meine Idee, ein neues, attraktiveres Marktkonzept mit regionalen Produkten für Neuerburg zu entwickeln, stieß auf große Resonanz. Ein Arbeitskreis wird dies nun in Angriff nehmen.

Ich möchte dazu beitragen, Neuerburg bekannter zu machen, denn unsere lebendige Stadt ist ein einladender Ort, insbesondere für Familien, Senioren und Unternehmer.

Was war für Sie bislang das schönste Erlebnis in Ihrer Amtszeit?

Kling: Ich möchte kein einzelnes "schönstes" Erlebnis herausstellen, sondern vor allem betonen, dass die zahlreichen kurzen, unscheinbaren, aber persönlichen Gespräche mit Bürgern für mich als "Zuagroaste" ein besonderer Vertrauensbeweis sind.

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