Ertrag contra Erholung

BITBURG-MÖTSCH. Im Wirtschaftswald bei Mötsch wurde im vergangenen Winter viel Holz eingeschlagen- das Gröbste ist jetzt vorbei. Dass die Stadt mit ihrem Wald seit einigen Jahren schwarze Zahlen schreibt, darüber freuen sich in Mötsch die wenigsten.

"Junge, der Wald ist aber dünn geworden, wenn man so durchgeht", sagt Paul Baustert, während er so durchgeht, durch den Wald bei Mötsch. Er selbst wohnt in Mötsch, hat mitbekommen, dass dort in den vergangenen Monaten viel Holz gefällt und abtransportiert wurde. Doch wie der Wald im Inneren aussieht, wenn die Bäume fehlen, dass wird ihm erst jetzt so richtig bewusst. Gemeinsam mit Ortsvorsteher Heinz Franke, dem Mötscher Matthias Feldges, Rolf Hahn von der Bitburger Stadtverwaltung und Otmar Koch, Forstoberinspektor des Stadtwaldes, geht er durch den Wald, den er anders in Erinnerung hatte. Gut 800 Hektar Wirtschaftswald besitzt die Stadt Bitburg, davon gehören 100 zu Mötsch, also 12 bis 13 Prozent. Etwas anderes ist das Verhältnis beim Bucheneinschlag der Bitburger im vergangenen Winter. Nach gerade einmal acht Prozent, die es im Jahr zuvor waren, kam diesmal rund die Hälfte des Buchenertrags aus Mötsch. Ein Tatbestand, der auch Mötscher Bürgern große Sorgen bereitet, weshalb auch Forstinspektor Koch von Beschwerden nicht verschont blieb.Einschlag vom Stadtrat beschlossen

"Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Forst macht da was ganz Nebulöses", sagt Koch. Denn zum einen dürfe man den Wald in Mötsch nicht nur isoliert betrachten, sondern er müsse als Teil des ganzen Wirtschaftswaldes gesehen werden. Zum anderen "ist alles, was hier in den vergangenen Monaten abgeholzt wurde, vom Stadtrat beschlossen worden", erklärt der Förster. Der Eindruck sei sicherlich nicht falsch, dass es im "Alert" einen starken Einschlag gegeben habe, sagt Koch, doch "für das, was hier gelaufen ist, braucht man sich aus fachlicher Sicht nicht zu schämen". Es werde ja auch abgeholzt, so Koch, damit der Jungwuchs eine Chance habe. Dass zwischen dem Jungwuchs noch vereinzelt und vereinsamt große Buchen oder Eichen stehen, habe damit zu tun, dass die alte Generation noch als Samenspender diene. Einige Meter weiter, auf der anderen Seite des Weges stehen relativ junge Bäume mit gelben Bändchen. "Das sind Bäume mit einer besonders guten Krone", erklärt der Forstoberinspektor. Damit diese nicht in ihrem Wachstum beeinträchtigt werden, müssten die Bäume drum herum gefällt werden.Auf eine gute Krone kommt es an

"Ausgesucht, Band verpasst, freigestellt", fasst Koch den Vorgang zusammen. Dass sei der Grund, warum oft auch junge Bäume geschlagen würden. Dass seien Bäume, "die in der Kronenliga gar nicht mitspielen". Dass der Mötscher Wald ein Wirtschaftswald ist, wird jedem deutlich, der in ihm spaziert. Überall liegen Baumstämme, die an anderen Stellen fehlen und darauf warten, abgeholt zu werden. "Holzeinschlag zu machen, ohne, dass man es sieht, ist schwer", sagt Koch. Das gilt für das Holz, das gefällt wird, sowie für die Wege, über die es aus dem Wald gezogen wird. Der Wald sei aber nicht nur Wirtschaftswald, sondern diene auch der Erholung, sagt Franke und kritisiert damit die beschlossenen Wirtschaftspläne. "Der Waldbesitzer, die Stadt Bitburg, wollte aus den roten Zahlen raus", sagt Verwaltungsmitarbeiter Hahn und fügte hinzu, dass in der Verwaltung auch nur das weitergegeben werde, was im Rat beschlossen worden sei. "Änderungen müssen von politischer Seite kommen", ergänzt Koch. Die Gremien müssten sich darüber im Klaren werden, was ihnen wichtiger sei: Erholung oder Ertrag. Man werde das Thema Wald im Stadtrat in Zukunft sensibler behandeln müssen, sind sich Franke und Baustert einig.

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