Es braucht Geld und Ideen, damit die Jugend im Eifel-Dorf bleibt

Bitburg-Prüm · In den kommenden drei Jahren werden im Eifelkreis vier neue Stellen für Jugendarbeit geschaffen. Der Jugendhilfeausschuss stellt zwei weitere in Aussicht, sofern das Angebot gut angenommen wird.

 Schöne Freizeitangebote sind für Kinder und Jugendliche besonders wichtig. Der Eifelkreis schafft für die Jugendarbeit sechs neue Stellen.Foto: privat

Schöne Freizeitangebote sind für Kinder und Jugendliche besonders wichtig. Der Eifelkreis schafft für die Jugendarbeit sechs neue Stellen.Foto: privat

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Wenig oder gar kein Busverkehr, kein richtiger Treffpunkt im Dorf, keine anderen Kinder in greifbarer Nähe: In vielen Dörfern ist schlicht der Hund begraben. Doch zum Glück gibt es Menschen, die sich speziell für Kinder und Jugendliche tolle Dinge einfallen lassen. So wie Jutta und Horst Zils aus Üttfeld, die in diesem Jahr zum zehnten Mal in ihrem Dorf ein Feriencamp organisieren. "Die Idee ist unter uns Eltern entstanden", sagt Jutta Zils. "Wir haben so viele Kinder im Dorf. Denen wollten wir in den Ferien ein besonderes Programm bieten, das aber kaum Geld kostet."

Da Horst Zils auch Ortsbürgermeister ist, hatte man die Gemeinde mit im Boot. Die Kinder zahlen 20 Euro für die Verpflegung, der Rest wird durch Spenden finanziert. Ob Korbflechter, Erste-Hilfe-Kurs oder Lego-Roboter programmieren - ein Team aus sieben bis zehn Erwachsenen stellt für drei Tage ein Programm auf die Beine. Auch die Gemeinde profitiert. Mal wurden die Beete neu bepflanzt oder Begrüßungsschilder am Ortseingang gestaltet.

Vor zwei Jahren kam dann Jugendpfleger Marc Spiekermann unterstützend dazu. "Er versorgt uns mit Spielgeräten, Outdoorsachen und hat uns auch schon mal einen Kleinbus geliehen. Er ist immer für uns da und hilft uns bei Formalitäten", sagt Jutta Zils begeistert.

So wie in Üttfeld könnte es auch in anderen Dörfern laufen. Doch nur auf Eigeninitiative zu bauen, reicht nicht mehr. Professionelle Unterstützung musste her.

Der Eifelkreis hatte 2014 zunächst befristet zwei Fachleute auf Teilzeitbasis für die Verbandsgemeinden Arzfeld und Südeifel eingestellt, um Erfahrungen zu sammeln. Zusammen mit dem Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz wird seit 2011 getüftelt, wie man Jugendlichen wieder eine Perspektive in der Eifel bieten kann (der TV berichtete). Dazu hat der Kreis zusammen mit Ortsbürgermeistern und Jugendlichen ein Konzept erarbeitet. "Wir haben alle 235 Ortsbürgermeister und die Vereine angeschrieben. Mit Jugendlichen haben wir Workshops gemacht. Das Konzept wurde also nicht vom grünen Tisch aus erdacht", sagt Josef Winandy, Leiter des Jugendamts. Ein Ergebnis war, dass eine dezentrale Jugendarbeit gewünscht wurde, um mehr Angebote in der Fläche anzubieten. Um das zu erproben, hatte man bis Ende diesen Jahres in den beiden Verbandsgemeinden Arzfeld und Südeifel zwei Jugendpfleger eingesetzt, mit dem Ziel, ein tragfähiges Modell für den gesamten Eifelkreis zu entwickeln.
Anscheinend mit Erfolg. Denn der Jugendhilfeausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, kreisweit in den kommenden drei Jahren zunächst vier neue Stellen für offene Jugendarbeit zu schaffen. Finanziert werden soll dies vom Eifelkreis und den Verbandsgemeinden, die nun noch zustimmen müssen.

"Jugend wird zu einem knappen Gut", sagt Michael Billen, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. In etwa der Hälfte aller 235 Gemeinden und Städte im Eifelkreis lebten weniger als 50 junge Menschen unter 27 Jahren. "Diese Herausforderungen lassen sich nicht allein durch wirtschaftspolitische Anstrengungen bewältigen, sondern sind auch mit jugendpolitischen Anstrengungen zu flankieren."

Die VG Arzfeld hat bereits den Beschluss gefasst, das Projekt fortzuführen. "Wir finden es sehr positiv, dass es weitergeht", sagt Andreas Kruppert, Bürgermeister der VG Arzfeld.

Auch Moritz Petry, Bürgermeister der VG Südeifel, ist "sehr froh, dass die Jugendarbeit im Eifelkreis aufgestockt werden soll. Ich halte das für sehr sinnvoll."

"Wir brauchen Fachkräfte - da müssen wir gucken, dass unsere jungen Leute wieder zurückkommen oder bleiben", sagt Christine Kausen, die für die FWG-Fraktion im Ausschuss sitzt und richtig froh ist, dass die Kinder- und Jugendarbeit im Eifelkreis jetzt einen sehr hohen Stellenwert bekommt. "Es gibt Dörfer, da ist richtig was los, da gibt es ein reges Vereinsleben", sagt sie. Da müsse dann auch keiner Sorge haben, dass seine Kinder in der Einöde groß werden.

Marc Spiekermann, Jugendpfleger und Streetworker, freut sich über die personelle Aufstockung. Er hat schon viele Ideen, die sich bislang mit zwei halben Stellen nicht umsetzen ließen. "In der Eifel sind nur noch die Hälfte der Jugendlichen in Vereinen organisiert."

Die große Kunst sei nun, den Jugendlichen attraktive und aktuelle Freizeitangebote zu bieten. So wie zum Beispiel die "Spiel-Bar". "Das ist ein High-End-Spieleabend, mit außergewöhnlichen Brettspielen, alkoholfreier Cocktailbar, Fingerfood, Deko und LED-Scheinwerfern", erklärt Spiekermann.KommentarMeinung

Längst überfällig
Die Jugendarbeit in der Eifel wird zukünftig stärker gefördert. Das ist gut! Mit sechs neuen Stellen für offene Jugendarbeit liegt der Eifelkreis dann im Durchschnitt der anderen rheinland-pfälzischen Landkreise. Es ist also kein Luxus, den man sich jetzt gönnt. s.glandien@volksfreund.deExtra: JUGENDARBEIT IM LÄNDLICHEN RAUM


Die Landesregierung hat das Programm "Jugendarbeit im ländlichen Raum" mit Schwerpunkt "Mobile Jugendarbeit" ausgebaut und fördert Projekte mit 18 420 Euro jährlich. Für den Kreis bedeutet das in der Aufbauphase von 2018 bis 2020 eine Ausgaben von 73 680 Euro pro Jahr, für das Erweiterungsmodell ab 2021 dann bis zu 110 520 Euro. Zukünftig sollen in jeder Verbandsgemeinde und in der Stadt Bitburg Halbtags- und Vollzeitstellen im Bereich der Jugendarbeit geschaffen werden.

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