Es geht um hochwertige Arbeitsplätze

Kein Passagierflug, sondern die Ansiedlung von Flugtechnik-Firmen, die Maschinen warten, reparieren, aufrüsten oder entwickeln: Das ist die Perspektive für den Bitburger Flugplatz, wie sie der Flugplatz Bitburg GmbH vorschwebt. Beim Pressegespräch geht GmbH-Chef Michael Billen auf die Sorge vor wachsenden Fluglärm und die Angst um Steuergeld-Verschwendung ein.

Bitburg. Die Erleichterung ist ihm anzumerken. Bis in den frühen Morgen habe er in Berlin die Instrumentenflug-Fluggenehmigung gefeiert, sagt Michael Billen und berichtet von zahlreichen Glückwünschen.

Nachdem der Trierer Autohaus-Unternehmer Adolf Hess die GmbH-Anteile der Indus-trie- und Handelkammer (IHK) kaufen möchte (der TV berichtete), habe ein weiterer privater Investor "ernsthaftes Interesse" an den frei werdenden Anteilen der Handwerkskammer. Billen sieht die Zukunft der GmbH in einem wachsenden Engagement von Investoren aus Industrie und Wirtschaft. Über die Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg mbH (EBFB) halten private Investoren derzeit bereits gut 25 Prozent an der Flugplatz GmbH. Seit die Genehmigung vorliegt, gäbe es schon mehrere Interessenten.

Nun gehört Sach- und Fachverstand an Bord



Für den GmbH-Chef geht es zunächst darum, die Gesellschafter-Verhältnisse auf sichere Füße zu stellen, das künftige Engagement der öffentlichen Anteilseigner (drei Landkreise und die Stadt Bitburg) in Gesprächen auszuloten und schließlich bei einer Gesellschafter-Versammlung - voraussichtlich Ende Oktober - den Rahmen für das weitere Vorgehen abzustecken.

Zudem gehört nun Sach- und Fachverstand an Bord. Ein Geschäftsführer mit einschlägiger Erfahrung in der Flug-Szene soll das Steuer übernehmen, und die Suche nach ansiedlungswilligen Flugtechnik-Firmen wird professionalisiert. "Angedacht ist, dass wir mit der Akquise ein Unternehmen beauftragen, das auf Provisionsbasis arbeitet, so dass die finanzielle Belastung an den Erfolg gekoppelt ist", erklärt Billen. Was die Wirtschaftlichkeit des Industrieflughafen-Projekts angeht, sieht er alles andere als ein "Millionengrab" drohen, wie etwa SPD und Grüne fürchten. Billen: "Wir sind nicht Hahn oder Zweibrücken. Wir wollen keinen Passagierflug, und wir brauchen deshalb auch kein millionenteures Terminal. Wir haben ein völlig anderes Konzept."

Kein Passagierflug bedeute darüber hinaus auch, dass weitaus weniger Flugbewegungen nötig seien, um den Flugplatz wirtschaftlich zu betreiben. "Wir wollen keine Perlenkette von Flugzeugen in der Luft", sagt der GmbH-Chef. Es gehe lediglich darum, jene Starts und Landungen zu ermöglichen, die die Flugindustrie braucht, um Maschinen zu warten, aufzurüsten, auszubauen oder zu entwickeln. Wie viele das sein müssen, um den Flugplatz wirtschaftlich zu betreiben, hänge von der Art der Unternehmen ab: "Werden bei uns Airbusse gebaut, reichen vielleicht zwei Flugbewegungen über Monate, andernfalls könnten es auch drei Starts und Landungen größerer Maschinen am Tag sein." Zudem hofft Billen, dass die Akzeptanz für den - bei Erfolg des Projekts unbestreitbar wachsenden - Fluglärm mit der Zahl qualifizierter Arbeitsplätze steigt. Genehmigt sind auch 180 Nachtflüge.

Meinung

Ergebnisse für luftleeren Raum

Ein erfolgreicher Flugplatz macht Lärm. Insofern sind die Sorgen der Gemeinden rund um die Landebahn berechtigt und sollten ernst genommen werden. Was die Diskussion um den Sinn und Nutzen des großen Flugbetriebs auf dem Bitburger Flugplatz derzeit so schwierig gestaltet, ist, dass derzeit noch niemand weiß, wie groß der wirtschaftliche Nutzen konkret sein wird und ebenfalls noch keiner sagen kann, wie viel Fluglärm tatsächlich nötig ist, um zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze in der Eifel zu schaffen. Fest steht nur: Es wird kein Militärflughafen mit Düsenjägern und kein Passagierflughafen mit millionenschwerer, erst noch zu errichtender Infrastruktur. Die Flugplatz-GmbH hat mit der Instrumentenflug-Genehmigung ihre Chance bekommen. Um nicht länger eine Diskussion im luftleeren Raum zu führen, muss die GmbH beweisen, dass tatsächlich Flugtechnik-Firmen nach Bitburg kommen wollen. d.schommer@volksfreund.deEXTRA Preis und Kosten: Den Einbau der nach Schätzungen von Michael Billen rund 1,5 Millionen Euro teuren Instrumentenflug-Technik plant die GmbH erst dann, wenn die ersten Flugtechnik-Firmen nach Bitburg kommen. Dem GmbH-Defizit von rund 600 000 Euro steht ein Vermögen (Tower, Tankstelle etc.) von rund 1,2 Millionen Euro gegenüber. Müsste man Landebahn, Rollfelder & Co. erst bauen, würde dies laut Billen einen dreistelligen Millionen-Betrag kosten. Der Flugplatz Bitburg hat rund 15 000 Flugbewegungen im Jahr. Das soll sich laut Verkehrsprognose bis zum Jahr 2020 auf 34 000 steigern. Zum Vergleich: Hahn zählt 32 000 Flugbewegungen; Zweibrücken 26 000 und Frankfurt 225 000. (scho)

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