"Es ist immer wieder dasselbe"

BLEIALF. Flucht ohne Beute: Beamte einer Sonder-Einheit der Polizei haben am Dienstag einen Überfall auf die Raiffeisenbank-Filiale in Bleialf verhindert. Am Abend werden zwei Tatverdächtige gefasst.

Böses Erwachen in Bleialf: "Ich habe nur gehört, wie das draußen ,pamm - pamm - pamm' gemacht hat", sagt Friedel Schaefer, Inhaber des Lebensmittelmarkts in der Bahnhofstraße direkt neben der Bankfiliale. "Ich dachte zuerst, da seien irgendwem die Reifen geplatzt." Dienstagmorgen, 7.35 Uhr, in der Bleialfer Ortsmitte: Während Friedel Schaefer sein Geschäft aufschließt, fallen draußen Schüsse. Fünf maskierte Männer stürmen aus der Raiffeisen-Filiale, springen in einen schwarzen Volvo V40-Kombi und rasen los, verfolgt von einer Gruppe Zivilfahndern. Auf nackter Felge bis nach Belgien

Das Fluchtauto, in der Nacht zum Dienstag im belgischen Grenzort Raeren gestohlen und mit in Winterspelt geklauten Kennzeichen versehen, hatten die Gangster auf Schaefers Parkplatz abgestellt. Die Zivilbeamten sind nicht zufällig im Dorf: Es gab Hinweise auf einen möglichen Überfall. Beim Betreten der Bank haben sie die Täter überrascht, die drinnen auf die Angestellten warteten. Die Beamten nehmen die Reifen des Fluchtwagens ins Visier. Und sie treffen: "Offenbar haben sie einen Vorderreifen zerschossen", sagt Kripo-Einsatzleiter Harald Richter später im Gespräch mit dem TV. Trotzdem rasen die verhinderten Bankräuber weiter - durch die Ortsmitte und hinüber nach Belgien. Auf nackter Felge kommen sie bis Schönberg, wo sie den demolierten Wagen in Nähe des Friedhofs stehen lassen. Danach fliehen sie zu Fuß weiter, mit der Polizei im Nacken, die eine internationale Großfahndung ausgelöst hat. Die deutschen und belgischen Beamten durchkämmen zunächst ein Waldstück, anschließend gehen sie von Haus zu Haus. Gegen 18 Uhr dann die Erfolgsmeldung: Zwei der fünf Tatverdächtigen sind - bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe - gefasst. Zurück nach Bleialf: In Sichtweite der Bank liegt die Metzgerei Tix. Im Schaufenster klafft ein Loch, eine verirrte Kugel hat das Glas durchschlagen. Zwei Frauen im Laden erleiden einen Schock und müssen ärztlich versorgt werden. Fleischer Wilfried Kossel war zu dieser Zeit hinten im Gebäude: "Ich habe nur gehört, wie sie draußen geschossen haben." Nach dem ersten Schreck hat er sich wieder erholt: "Jetzt geht es. Aber anfangs war ich mit den Nerven runter", sagt Kossel, während die Spurensicherung drinnen nach der Kugel sucht. "Mit sowas hat ja keiner gerechnet." Die Metzgerei bleibt am Dienstag geschlossen. Keine Beute, niemand verletzt, die ersten Täter in Haft: Bank und Bürger sind glimpflich davongekommen an diesem Morgen. "Eine Viertelstunde später", sagt Friedel Schaefer, "wären die Schulkinder unterwegs gewesen."Die Tat war vorbereitet

"Gott sei Dank ist den Leuten nichts passiert" sagt auch Ortsbürgermeisterin Edith Baur. "Gut, dass die Polizei präsent war. Und ich bleibe auch weiter dabei, dass der Zoll wieder an die Grenze sollte." "Es ist jedesmal dasselbe", sagt Winfried Pütz von der Versicherungsagentur direkt gegenüber der Bank. "Für die Leute, die da arbeiten, ist das nicht mehr schön." Stimmt: sieben Überfälle in den vergangenen Jahren, fünf auf die Raiffeisen-Bank, jeweils einer auf die Kreissparkasse und den Edeka-Markt. Nur eins ist diesmal anders: Die Polizei hat die Täter geschnappt. Und es waren nach ersten Erkenntnissen keine Wald- und Wiesen-Kriminelle, sondern eine international operierende Bande. "Ob es jedoch Querverbindungen zu älteren Delikten gibt", sagt Alwin Stern von der Spurensicherung, "dazu kann heute noch keiner eine Aussage treffen." Laut aktueller Kriminalstatistik ist die Zahl der Banküberfälle deutschlandweit auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken. Für die Grenzdörfer in der Eifel - und speziell Bleialf - gilt das nicht: "Das Problem ist", sagt Alwin Stern, "dass diese Bank sehr günstig liegt für diese Täter-Klientel."

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