"Es war mir eine Ehre, für Sie zu arbeiten"

Wäre er noch einmal jung - er würde wieder Landrat des Eifelkreises werden wollen, sagte Roger Graef bei seiner feierlichen Verabschiedung am Samstag im Haus Beda. Rund 300 Menschen waren gekommen, um die letzte offizielle Rede des Landrats zu hören.

Bitburg. Die Schlange feierlich gekleideter Menschen reicht bis ins Foyer. Es geht nur langsam voran, denn ein Stockwerk höher werden Hände geschüttelt. Jeden Einzelnen der rund 300 Gäste heißt Landrat Roger Graef willkommen - zum Abschied. Nach 21 Jahren scheidet der Chef des Eifelkreises Bitburg-Prüm Mitte Dezember aus dem Amt und hat sich, anders als ursprünglich gedacht, doch zu einem feierlichen Abschiedsempfang durchgerungen.

Viele Reden muss er nicht über sich ergehen lassen. "Statt Monologen Dialoge" lautet das Motto des Samstagmorgen, und die finden auch fleißig statt. Zwischen Ratsmitgliedern und Bankenchefs, Bundestagsabgeordneten und Verwaltungsangestellten, Bürgermeistern und Schuldirektoren, kurz - all den Menschen, die Graef in seiner langen Amtszeit beruflich begleitet haben und die nun auch beim Abschied dabei sind.

Abschied - ein Wort, das Monika Fink, der ersten Kreisbeigeordneten, nicht gefällt. Sie wünscht Graef stattdessen einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt. Er könne voll Zufriedenheit zurückblicken.

"Sie haben maßgeblich daran mitgewirkt, dass unser Eifelkreis heute das ist, was er ist: eine Vorzeige-Region", sagt Fink. Auf seinem Weg habe er viele harte Nüsse geknackt und sich von Widerständen nicht aufhalten lassen.

"Roger Graef ist jemand, der Politik mit Leidenschaft macht", sagt der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch in einer kurzen und persönlichen Rede. "Der ist mehr als ein Verwalter", habe er sich schon 1987 gedacht, als die beiden sich zum ersten Mal begegneten. Seitdem ist viel geschehen.

1989 wurde Graef Landrat. Seit dieser Zeit hat er unzählige Reden gehalten. Flammende, nachdenkliche, wütende, begeisterte oder mahnende Reden - eine jede geschliffen, eine jede gespickt mit Zitaten weiser Männer. So auch die letzte. "Schon 100 Jahre vor Christi wusste der römische Konsul Cicero: ,Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen.'" Graefs Rede ist die längste des Tages. Denn er dankt vielen, die ihn und den Kreis in zwei Jahrzehnten unterstützt haben.

Das Geheimnis politischen Erfolgs kleidet er in poetische Worte. "Erfolgreich ist, wer gelegentlich nach- aber nie aufgibt, tolerant ist, aber nicht jeden toleriert, ein kluger Diplomat ist, aber sich nicht vereinnahmen lässt, sich ein-, aber nicht unterordnet, Hammer, nicht Amboss ist."

Der eine oder andere im Saal habe ihm womöglich schon einmal als Amboss gedient - "den Betroffenen ein versöhnliches ,vergelt's Gott'". Allerdings sei er ein berechenbarer Gesinnungstäter gewesen und habe immer mit offenem Visier gekämpft - auch im Kreistag: "Wenn man bedenkt, wie viel Streit wir miteinander hätten haben können, kann man sagen: Wir haben uns prächtig verstanden", sagt Graef und lacht. Seinem Nachfolger Joachim Streit wünscht er eine glückliche Hand für die Führung des Eifelkreises. Hätte er für die Zukunft noch einen Wunsch frei, dann den, dass die Zusammenarbeit mit Luxemburg, der Eifel-Ardennen-Region und der Region Trier weiter ausgebaut wird.

Doch Graefs Zeit als Landrat ist nun bald vorbei. Eine Zeit, die er nicht missen wolle. "Ich würde genau dieses Amt wieder wählen. Es war mir eine Freude und eine wirkliche Ehre, für Sie und unseren Eifelkreis zu arbeiten."

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