Fandel pfeift für neue Jobs

BITBURG. Seit November 2005 gibt es in Bitburg ein Vermittlungszentrum für ältere Arbeitslose. Betrieben wird es vom Alibi-Eifelservice. Zusammen mit der Arge und dem Paten des Projekts, Herbert Fandel, wurde Bilanz gezogen. Dabei kamen auch Arbeitslose zu Wort, die dem TV ihre Situation schilderten.

"Ich finde die Idee fantastisch. Menschen über 50 Jahre bieten genug, wovon Firmen profitieren können", sagt Herbert Fandel, Leiter der Musikschule Bitburg und DFB- und Fifa-Schiedsrichter (Foto: Anja Öttl). Er steht Pate für das Vermittlungszentrum für ältere Arbeitslose in Bitburg. Angefangen hat alles mit einem bundesweiten Ideenwettbewerb des Bundesprogramms "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen". Die Arbeitsgemeinschaften der Agentur für Arbeit überzeugten die Jury, indem sie neue Wege aufzeigten, wie vor Ort Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer verbessert werden können. Vom Bund gefördert und finanziert werden insgesamt 62 regionale Modellprojekte. Das Projekt "Region Trier" umfasst die vier Arbeitsgemeinschaften der Agentur für Arbeit Trier mit den Landkreisen Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und der Stadt Trier sowie das Job-Center des Landkreises Daun mit insgesamt neun Vermittlungszentren. Geführt wird das Vermittlungszentrum in Bitburg von der gemeinnützigen Gesellschaft Alibi-Eifelservice. Den Auftrag erteilte ihr die Arge Trier und die Arge des Landkreises Bitburg-Prüm. In jedem dieser Zentren werden 20 ältere Arbeitslose für die Dauer von drei Monaten beraten, informiert und trainiert. "Wir bieten Seminare und Schulungen an", sagt Adelheid Riedel-Löwe, Sozialpädagogin bei Alibi. Darüber hinaus können sich die Projektteilnehmer in einem der Büroräume über freie Stellen informieren, telefonieren und den Internetanschluss nutzen. Der Phase mit täglicher Anwesenheit schließt sich eine dreimonatige Nachbetreuung an. Das Zusammensein mit Gleichgesinnten stärke das Selbstbewusstsein der von der Gesellschaft ausgegrenzten Arbeitslosen, sagt Karin Götze, Sozialpädagogin bei Alibi. "Die Leute kommen mit gesenktem Kopf hierher und gehen wieder erhobenen Hauptes raus." "Wir sind keine Sozialschmarotzer"

Zielgruppe des Projekts sind über 50-jährige Erwerbslose, die Arbeitslosengeld II beziehen. Aber auch Arbeitslose mit Arbeitslosengeld I, bei denen absehbar ist, dass sie in nächster Zeit zu Hartz-IV-Empfängern werden, dürfen am Modellprojekt teilnehmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit November wurde insgesamt 62 Arbeitslosen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt. Auf Alibi-Eifelservice in Bitburg entfallen davon sechs Vermittlungen. Die Theorie ist die eine Seite. Wie aber sieht der Umgang der Menschen mit der Arbeitslosigkeit im Alltag aus? Der TV trifft sich mit einer Gruppe Arbeitssuchender. Ihre Vita gleicht zuerst der eines "Normalbürgers". Rund um den Tisch sitzen gelernte Staplerfahrer, Verkäufer, Augenoptiker, Industriekaufmänner, Finanzwirte, Bäcker und Konditoren. Insolvenz und Krankheit sind nur einige der Gründe, warum die Anwesenden aus ihrem Arbeitsalltag geschleudert wurden. Kurz: Das Schicksal kann jeden treffen. Gerade aber Erwerbslosen über 50 Jahre geben Arbeitgeber scheinbar wenig Chancen, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Jürgen Tappert (52) ist seit fünf Jahren arbeitslos und wehrt sich gegen das Bild vom Sozialschmarotzer, das häufig von Arbeitslosen in der Öffentlichkeit gezeichnet wird. Wie alle Anwesenden hofft er auf eine Festanstellung. Aber auch mit weniger gibt er sich zufrieden. Tappert: "Wenn es keine feste Stelle für mich gibt, muss ich mich von Jahr zu Jahr eben mit kleineren Jobs durchhangeln." Wie alle in der Gruppe fühlt sich auch der arbeitslose Bäcker Franz-Josef Michels gesellschaftlich stigmatisiert. Obwohl er mit seinen 49 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört, ist er seit etwa vier Jahren arbeitslos. Um dem Druck von Außen zu entrinnen, nimmt er bereitwillig Ein-Euro-Jobs an: "Ich fühle mich wieder wertvoll, wenn ich arbeite", sagt er. Am meisten schmerzt den Familienvater, dass auch seine Kinder unter der Situation leiden: "Die sehen manchmal ganz schön bedrückt aus."

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