Fast die Hälfte der Wehrführer im Bitburger Land ist nicht ausreichend ausgebildet

Bitburg · Von den 61 Wehrführern im Bitburger Land haben gerade mal 33 die dafür erforderliche Ausbildung zum Gruppenführer. Bei den Stellvertretern sind es sogar nur 25 Prozent. Die Gründe dafür sind zum einen fehlende Lehrgangsplätze, zum anderen aber auch fehlende Bereitschaft bei den Arbeitgebern. Denn Letztere müssen ihre Mitarbeiter für den zweiwöchigen Lehrgang freistellen.

 Ob Unfall, Sturm, Hochwasser oder Brände: Die Aufgaben der Feuerwehr sind vielfältig. Umso wichtiger ist es, dass die Einsatzkräfte gut ausgebildet sind. TV-Fotos (3): Archiv/Agentur Siko

Ob Unfall, Sturm, Hochwasser oder Brände: Die Aufgaben der Feuerwehr sind vielfältig. Umso wichtiger ist es, dass die Einsatzkräfte gut ausgebildet sind. TV-Fotos (3): Archiv/Agentur Siko

Foto: (e_pruem )

Bitburg. Es geht um die, die für uns durchs Feuer gehen. Die Menschen, die da sind, wenn es brennt: die freiwilligen Feuerwehrleute. Die, die anderen helfen, stecken aber auch selbst in einer brenzligen Lage. Das zeigt eine Bestandsaufnahme, die kürzlich in der Sitzung des Verbandsgemeinderats Bitburger Land in Biersdorf vorgestellt wurde. Diese Bestandsaufnahme macht deutlich, dass es um das Feuerwehrwesen im Bitburger Land nicht überall zum Besten steht. In einigen Fällen fehlt es an Nachwuchs, in anderen Fällen an Ausrüstung. Das, woran es aber vor allem mangelt, ist das notwendige Wissen bei den Wehrführern und ihren Stellvertretern. Das machen Klaus Peter Dimmer, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Bitburger Land, und sein Stellvertreter Willi Schlöder deutlich. Schlöder stellt in der Sitzung Zahlen vor, die man erstmal verdauen muss.Ausbildung ist mangelhaft


"Die Ausbildung der Wehrführer ist als schlecht, die der stellvertretenden Wehrführer als mangelhaft zu bezeichnen", sagt Schlöder mit Verweis auf den aktuellen Ausbildungsstand. Demnach haben von den 61 Wehrführern, den Chefs der örtlichen Feuerwehren, gerade mal 33 die für diesen Dienstgrad notwendige Ausbildung zum Gruppenführer. Bei den Stellvertretern sind es sogar nur 15 von 61.
Wie Schlöder erklärt, gebe es dafür mehrere Gründe. Zum einen sei der zweiwöchige Lehrgang in Koblenz durchaus anspruchsvoll, zum anderen müssten die Teilnehmer für diese zwei Wochen erst einmal vom Arbeitgeber freigestellt werden. Das sei zwar gesetzlich verpflichtend, doch täten sich viele Unternehmen damit schwer, so Schlöder. Dass die Lohnkosten für diesen Zeitraum von der VG übernommen würden, interessiere Arbeitgeber oft recht wenig. "Die Unternehmen sagen: Was nutzt uns das Geld? Wir brauchen den Mann im Betrieb", erklärt Schlöder. Zudem würden viele Feuerwehrkräfte in Luxemburg arbeiten, wo die gesetzliche Verpflichtung gar nicht gelte. Ein weiteres Problem sei aber nicht zuletzt auch die ohnehin knappe Zahl an Lehrgangsplätzen (siehe Extra).Vorschriften lockern


Das Bitburger Land sei, was das betreffe, längst kein Einzelfall, sagt VG-Bürgermeister Josef Junk. "Die ländlichen Verbandsgemeinden haben alle das gleiche Problem", fügt er hinzu. Aus diesem Grund sei auch geplant, über den Gemeinde- und Städtebund den Gesetzgeber zu einer Lockerung der Vorschriften zu bewegen. Wie Wehrleiter Klaus Peter Dimmer erklärt, könnte ein Ansatz sein, bei kleineren Feuerwehreinheiten den Anforderungsstandard etwas herunterzufahren, um dann eine Ausbildung auf Kreisebene anzubieten.
Wird ein Feuerwehr mann beziehungsweise eine Feuerwehrfrau zum Wehrführer ernannt, so muss die Ausbildung zum Gruppenführer derzeit innerhalb von zwei Jahren absolviert werden. Eine Verlängerung der Frist um ein weiteres Jahr ist möglich. Aufgrund der wenigen freien Lehrgangsplätze kann die VG Bitburger Land dieser Forderung aber kaum nachkommen. Selbst dann nicht, wenn alle Arbeitgeber mitspielten. Doch hat der Gesetzgeber für diesen Fall auch eine Hintertür offen gelassen. Und durch die verschwinden viele Feuerwehrleute, bevor sie dann durch den Haupteingang wieder hereinkommen: Schafft es ein Wehrführer nämlich nicht, die Ausbildung zu absolvieren, so bleibt ihm die Möglichkeit, sein Amt nach Ablauf der Frist aufzugeben, um sich danach einfach neu wählen zu lassen. Damit fängt die Frist wieder von vorne an, wodurch alle Beteiligten rechtlich abgesichert sind.Meinung

Besser weniger als gar nicht
Das Problem hat viele Ursachen. Deshalb ist es müßig, darüber zu diskutieren, ob es in erster Linie an der fehlenden Bereitschaft der Arbeitgeber oder aber dem Mangel an Lehrgangsplätzen hängt. Oder aber in Einzelfällen schlichtweg an der fehlenden Motivation der Wehrführer. Schließlich macht längst nicht jeder Wehrführer seinen Job wirklich freiwillig. Im Land gibt es viele Gemeinden, in denen Menschen dieses Amt nur deshalb ausfüllen, weil es sonst keiner machen will. Und diese Situation wird sich in Zukunft eher verschlechtern als verbessern. Der Gesetzgeber täte also gut daran, die Vorgaben der Realität anzupassen. Und ein abgespeckter Lehrgang auf Kreisebene wäre hierbei ein guter Ansatz. Vor allem für die Wehrführer kleinerer Einheiten, von denen viele ohnehin kaum Einsätze haben. Und wenn es dann doch zum Einsatz kommt, so sind Wehrführer mit geringerem Kenntnisstand auf jeden Fall besser als solche, die nie an einem Lehrgang teilgenommen haben. eifel@volksfreund.deExtra

Fast die Hälfte der Wehrführer im Bitburger Land ist nicht ausreichend ausgebildet
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Fast die Hälfte der Wehrführer im Bitburger Land ist nicht ausreichend ausgebildet
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Fast die Hälfte der Wehrführer im Bitburger Land ist nicht ausreichend ausgebildet
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Bitburger Land: In der Verbandsgemeinde Bitburger Land gibt es derzeit 1236 Feuerwehrleute, die sich auf 61 Wehren verteilen. Wehrleiter ist Klaus Peter Dimmer (Foto: privat). Hinzu kommen die 310 Mitglieder der 21 Jugendfeuerwehren. Einsätze: Im Jahr 2014 hatten die Wehren im Bitburger Land insgesamt 286 Einsätze, die 138 Ereignissen zuzuordnen sind. Den höchsten Anteil hatten dabei die Hilfeleistungen (66 Prozent), gefolgt von Objektbränden (19 Prozent), Gebäudebränden (neun Prozent) und Fahrzeugbränden (sechs Prozent). Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge (ausgenommen Anhänger) liegt bei 18,7 Jahren. Lehrgangsplätze: Die Feuerwehr und Katastrophenschutzschule des Landes hat ihren Sitz in Koblenz und stellt den Kommunen jedes Jahr ein Kontingent an Ausbildungsplätzen zur Verfügung, das sich unter anderem nach der Größe und Zahl der Feuerwehrleute richtet. Laut VG-Verwaltung stehen den Wehren im Bitburger Land für 2016 insgesamt 13 Lehrgangsplätze für die Gruppenführerausbildung zur Verfügung, die seitens der Verbandsgemeinde auch alle belegt wurden. uhe

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