Festliche Klänge über den Dächern der Stadt

PRÜM. Die Tradition lebt: Mit dem Turmblasen hat am Samstagabend in der Abteistadt die Adventszeit feierlich begonnen. Hunderte Menschen erlebten einen stimmungsvollen Musikgenuss. Der Glühweinstand öffnete wie abgesprochen erst nach dem Konzert.

Das Prümer Zentrum am Hahnplatz beginnt sich gegen 19.45 Uhr zu füllen. Von allen Seiten strömen immer mehr Besucher dorthin. Hell leuchtet der große Tannenbaum, festlich geschmückt mit Lichtern, Kugeln und roten Bändern. Marga Schmitz schlägt den Mantelkragen hoch und schützt sich so vor der Kälte. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sind dicke Jacken und Handschuhe nötig. "Wir kommen schon seit vielen Jahren immer wieder hierher. Es ist die besondere Atmosphäre - die Stille in der Dunkelheit, dann die Klänge aus den Blasinstrumenten aus allen Himmelsrichtungen - die uns so fasziniert", sagt Marga Schmitz.Solotrompete schließt das musikalische Quadrat

In diesen Minuten endet die Vorabendmesse. Die großen Tore der Basilika werden geöffnet, um die Gottesdienstbesucher zu entlassen. Viele Gläubige haben sich durch die Eucharistie in der Kirche auf die Adventszeit eingestimmt. Jetzt füllen sie den Hahnplatz in Erwartung des Turmblasens. Unterdessen haben sich die Musiker in Position gestellt. Vier von ihnen befinden sich im linken Turm des Gotteshauses, von wo aus sie ihre Klänge über die Dächer der Abteistadt schicken. Die Turmuhr unterhalb schlägt acht Mal, als vom gegenüberliegenden Balkon des Hotels "Goldener Stern" die ersten Klänge zu hören sind. Die werden von den Bläsern im Turm erwidert. Danach erschallen die Blechinstrumente aus Höhe der Volksbank. Nachdem es dort wieder still wird, antwortet die Solotrompete vom Balkon des Hauses Kruft und schließt damit das musikalische Quadrat. Die Menschen stehen still - es ist kein Wort zu hören. Dann erschallt es abermals aus der Höhe des Turms. Wie Echos aus allen Richtungen antworten die Musiker aufeinander abgestimmt. "Es sind besondere Musikstücke, deren Herkunft in Österreich, in der Steiermark liegt. Die Musik ist eigens dafür komponiert und berücksichtigt in besonderer Weise die Eigenheiten des Turmblasens", erklärt Rainer Raskopp, einer der Musiker. Die Noten für die in jedem Jahr wechselnde Musik besorgen die Geschwister Marlies und Bertha Hansen mit großem Engagement, berichtet Raskopp, der auch stellvertretender Vorsitzender des Musikvereins ist. Am Ende spenden die Zuhörer viel Beifall."Die ganze Diskussion war überflüssig"

Plötzlich herrscht reges Treiben, Bewegung kommt in die Menge. Die meisten Menschen entfernen sich in Minutenschnelle, füllen die Lokale rund um den Veranstaltungsort oder fahren nach Hause ins warme Wohnzimmer. Doch eine Menschentraube sammelt sich um den Glühweinstand, der erstmals nach dem Turmblasen seine Türen öffnet. "Die ganze Diskussion im Vorfeld war doch so was von überflüssig. Kein vernünftiger Mensch kann wollen, dass während der Veranstaltung irgendwelche Stände geöffnet sind. Das würde die Atmosphäre zerstören. Bis dahin gebe ich den Geschwistern Hansen Recht. Doch jetzt ist der heiße Glühwein doch eine wahre Wohltat", sagt ein Besucher und stampft mit kalten Füßen auf den noch kälteren Boden. Weihnachtsmarkt-Stimmung ist mit der einen geöffneten Bude allerdings nicht zu erreichen. Kurz nach 21 Uhr sind nur noch wenige Gäste übrig. Marlies und Bertha Hansen verzichten derweil ganz darauf, die Neuerung zu testen. Gleich nachdem sie ihre selbst gebackenen Plätzchen an die Musiker verteilt haben, verschwinden sie im Dunkel der Prümer Nacht. Sie lassen es sich aber wohl nicht nehmen, den Musikern ihre Aufwartung zu machen und sie in gewohnter Manier zu bewirteten.

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