Feuer vor dem Bild des Heiligen Vaters

AUW BEI PRÜM. Kirchenschändung in der Schneifel: Unbekannte Täter haben vor dem Altar der Auwer Pfarrkirche ein Feuer entzündet und weitere Verwüstungen angerichtet. Viele Gläubige sind verunsichert.

"Nur" Sachbeschädigung oder Störung der freien Religionsausübung? Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen haben Vandalen in der Pfarrkirche Petrus und Paulus in Auw ihr Unwesen getrieben. Vermutlich am frühen Donnerstagmorgen verschafften sie sich Zugang zum Gotteshaus, in dem sie zunächst einen Opferstock aufbrachen. Dabei benutzten sie offenbar einen Kugelschreiber, der zu Bruch ging und am Boden liegen blieb. Danach "verteilten" die Verbrecher auf dem Fußboden kirchliche Zeitschriften und Heiligenbildchen, die die Muttergottes zeigen und aus dem Pilgerort Medjugorje/Bosnien-Herzegowina stammen. Zudem warfen die Vandalen Kerzen auf den Boden und beschädigten den Taufkessel. Im Chorraum der Kirche gossen die Täter, die vermutlich auch für die beiden anderen Übergriffe verantwortlich sind, Flüssigwachs auf den Blumenschmuck, der vor einem größflächigen Gemälde des verstorbenen Papstes aufgestellt war. Sie rissen Blätter aus einem Gebetbuch und verbrannten diese mit anderen Papieren und einem Kelchtuch direkt vor dem Altar. Es muss Zufall gewesen sein, dass das Konterfei des gestern beigesetzten Pontifex nicht in Flammen aufging - lediglich das schwarze Trauerband und der Teppich wurden angesengt. Mysteriöse Randerscheinung: An der Kirchenorgel zogen die Täter einige Register und tippten an der Anzeige eine Liednummer ein. Nach Polizeiangaben spielte einer der Täter demnach womöglich Orgelmusik, während unten im Altarraum das Feuer loderte. Bereits vor einigen Wochen war es zu zwei Vorfällen gekommen, bei denen unbekannte Täter in der Auwer Kirche mit Kerzen hantiert hatten. Seinerzeit ist allerdings kein Sachschaden entstanden. "Das war kein Lausbubenstreich", ist sich Elke Wiban sicher. Die junge Frau war noch gestern Nachmittag damit beschäftigt, die Reste der Untat zu beseitigen. Als sie am Donnerstagmorgen die Kirche betreten hatte, rief sie sofort Küsterin Klara Rodemers, weil es "nach Plastik und seltsam verschmort" roch. Danach setzten die beiden Frauen die Polizei sowie Pastor Jerzy Kiwilsza, der bis gestern Abend in seinem Heimatland Polen weilte, von dem neuerlichen Vorfall in Kenntnis. "Das Pfarramt war nicht besetzt, vielleicht haben die Täter das gewusst und die Situation ausgenutzt", vermutet Klara Rodemers, die noch einmal an die Beschädigung erinnerte, die an Gründonnerstag verübt worden war. Was bezwecken die Vandalen?

Damals hatten die Täter Dochte aus den Kerzen gezogen, womöglich, um gegen den Einsatz der neuen Flüssigkerzen zu protestieren. Zudem hatten sie sich auch bei der Gelegenheit an der Orgel zu schaffen gemacht, indem sie das Orgelbuch aufklappten und darunter brennende Kerzen aufstellten. "Klara Rodemers: "Das hätte auch ins Auge gehen können." Die Polizei hat inzwischen umfangreiches Spurenmaterial gesichert, das sie beim Landeskriminalamt untersuchen lassen wird. "Das ist alles ein wenig merkwürdig", sagte am Freitag Kripo-Mann Urban Bretz, der sich fragt, was die Täter damit bezwecken möchten. Die Polizei Prüm bittet die Bürger um Mithilfe. Wer hat Beobachtungen gemacht? Die Beamten gehen davon aus, dass sich die Täter längere Zeit in der Kirche aufgehalten haben. Hinweise nimmt die Polizeiinspektion Prüm, Telefon 06551/9420, entgegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort