Fliegen wollen jetzt nur noch wenige

Bitburg · Der Flugplatz spaltet die CDU: Anders als für Michael Billen, CDU-Kreistagsfraktion, ist für Peter Wagner, CDU-Stadtratsfraktion, das Kapitel Bit-Airport mit dem Scheitern der Pläne des Projektentwicklers Frank Lamparski nun endgültig abgeschlossen. Das gilt - abgesehen von FDP und FWG - für die meisten Fraktionen.

Bitburg. Es war ein abgemachtes Geschäft. Aber Projektentwickler Frank Lamparski hat es nicht geschafft, das Startkapital von 30 Millionen Euro für den von ihm geplanten Ausbau des Bitburger Flugplatzes zum Industrie-, Fracht- und Passagierflughafen zusammenzubekommen. Die Frist ist am 10. April abgelaufen, Lamparski abgetaucht, das Geschäft geplatzt. Ergebnis: Der Eifelkreis Bitburg-Prüm und die Stadt Bitburg halten zusammen mit 54 Prozent nach wie vor die Mehrheit an der Flugplatz GmbH. Doch hinter dem Geschäftsziel - den Flugplatz zum Flughafen auszubauen - stehen nur noch wenige. An vorderster Front kämpft dafür weiter Michael Billen, der nicht nur der Kreistags-CDU vorsteht, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH ist. Ein Stimmungsbild aus Kreistag und Stadtrat:
Michael Billlen (CDUEifelkreis Bitburg-Prüm): "Ein Geschäft kam nicht zustande, aber es ist dabei kein Schaden für die Flugplatz GmbH entstanden. Es macht keinen Sinn, einen Ökopark auf einem Areal zu errichten, das sich durch eine millionenschwere Fluginfrastruktur auszeichnet. Wir machen Politik für die Zukunft - und die ich sehe weiter darin, diese Infrastruktur zu nutzen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Die CDU ist dafür bekannt, dass sie zu ihrer Meinung steht und nicht gleich umfällt."

Peter Wagner (CDUStadtBitburg): "Diesen Ausgang müssen wir zur Kenntnis nehmen. Wir haben uns dafür eingesetzt, aber nun ist das Kapitel Bit-Airport zu. Es kann nicht sein, dass wir weiter jemanden suchen, der den Flugplatz zum Industrie- und Passagierflughafen ausbaut. Damit ist Schluss. Wir müssen mit dem Bund verhandeln. Die Stadt sollte aus der GmbH aussteigen und den Städtebauvertrag fortschreiben, um auf dem Flugplatz weiter Gewerbe anzusiedeln."

Rudolf Rinnen (Freie WählerKreis und Liste StreitStadt): "Wir bedauern diese Entwicklung, aber die Frist ist verstrichen. Damit wird ein Schlussstrich unter die Verhandlungen gezogen. Nun müssen wir mit dem Haupteigentümer, dem Bund, sprechen. Ob Kreis und Stadt aus der GmbH aussteigen, die Fluginfrastruktur weiter genutzt wird oder die Fluggenehmigung abgegeben wird, sollte vor allem danach entschieden werden, welche weiteren Kosten das für die Kommunen mit sich bringt. Schnellschüsse wird es nicht geben.

Bernd Spindler (SPDKreis): "Der Kreistag und die ganze Region wurden von Herrn Billen im Nasenring vorgeführt: ein windiges Geschäft, die Akteure geblendet von angeblichen Millionen. Das ist ein selbst gemachtes Desaster, das vorhersehbar war. Das Vertrauen in die Verantwortlichen ist dahin. Neue Leute müssen den Flugplatz in die Hand nehmen, um Schaden von Kreis und Region abzuwenden. Gefragt ist eine nachhaltige, vernünftige Entwicklung, anstatt Fliegerei mit der Brechstange durchzuboxen."

Stephan Garçon (SPD Stadt): "Die Flugplatz GmbH sollte aufgelöst, Tower und Grundbesitz verkauft werden und die Fluggenehmigung zurückgegeben. Zudem muss Michael Billen von seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH zurücktreten, da für ihn eine alternative Entwicklung des Areals nicht denkbar ist. Ich könnte mir vorstellen, dort bei Bedarf Gewerbe anzusiedeln sowie Teile des Areals für große Freizeitevents zu nutzen."

Inge Solchenbach (FBL Stadt): "Dieser Ausgang wundert uns nicht. Die Story war schon märchenhafter als bei den Brüdern Grimm. Damit ist der Traum vom Fliegen ausgeträumt, und es ist an der Zeit, neu an die Sache heranzugehen. Wir müssen zügig und ergebnisoffen alle Möglichkeiten ausloten und dann entscheiden, was passieren soll. Eine fliegerische Nutzung kommt nicht mehr infrage. Gewerbe und Energie wären denkbar."

Helmut Fink (Grüne Kreis): "Die Bit-Airport-Pläne des Projektentwicklers Lamparski und des Aufsichtsratsvorsitzenden Billen sind gescheitert. Es muss nun nach über 15 Jahren Fehlversuchen endlich Schluss sein. Ein weiteres Festhalten zeugt von beispielloser Ignoranz und nicht mehr erklärbarer Sturheit. Bereits vor drei Jahren haben die Grünen ein Konzept für erneuerbare Energien auf dem Flugplatz vorgelegt. Das muss nun zügig umgesetzt werden."

Johannes Roß-Klein (Grüne Stadt): "Wir waren als einzige Partei von Anfang an gegen die Pläne des Herrn Lamparski. Wir haben uns immer gewundert, dass so viele intelligente und erfahrene Politiker einem ,Rattenfänger\' blauäugig so weit gefolgt sind. Demonstrationen in ganz Deutschland gegen Fluglärm, und wir holen uns den Lärm freiwillig nach Bitburg? Das versteht doch keiner. Der einstige Flugbereich hat nur als Energiepark einen Nutzen für die Region."

Marie-Luise Niewodniczanska (FDP Kreis und FDP Stadt): "Hätte dieser Projektentwickler es geschafft, hätten wir sicher andere Sorgen bekommen. Ich habe diesem Mann nicht so recht getraut. Insofern war ich nicht unglücklich, dass das Projekt mit ihm nicht zustande gekommen ist. Das bedeutet aber nicht, dass die Idee einer fliegerischen Nutzung grundsätzlich schlecht ist. Ich finde, diese Infrastruktur sollte genutzt werden, um Arbeitsplätze zu schaffen - aber mit einem seriösen Investor."

Wolfgang Ferner (DieLinke Kreis): "Das war vorhersehbar: Der Projektentwickler konnte kein einziges Großprojekt nachweisen, spulte aber ein Feuerwerk ab, das die meisten Politiker im Eifelkreis überzeugt hat. Lediglich Linke und Grüne stimmten im Kreistag immer gegen diese Pläne. Jetzt ist es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Kein Mensch braucht einen Bit-Airport Bitburg. Lasst uns ein Energiekonzept machen und über Re-naturierung und eine neue Nutzung des Towers nachdenken."

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