Flüsse sauber, Fische abgetaucht, Fahrer verurteilt

NEUENDORF. Mehr als acht Monate nach dem LKW-Giftunfall auf der B 51 bei Neuendorf (der TV berichtete) geben die Behörden Entwarnung: Prüm und Reutherbach sind wieder sauber. Und der dänische Unfallfahrer muss zahlen.

Die Nacht vom 1. auf den 2. April 2003: Mit 25 Tonnen Insektengift auf der Ladefläche kracht ein dänischer Lastwagen in Höhe von Neuendorf gegen einen Brückenpfeiler. Der stark alkoholisierte Fahrer bleibt unverletzt. Ein Teil der Ladung geht in Flammen auf, eine nicht messbare Menge gelangt in die Umwelt. Im Reutherbach und in der Prüm sterben die Kleinstlebewesen, die Sauer ist ebenfalls belastet und sogar in der Mosel wird der Wirkstoff "Dimethoat" nachgewiesen. Die mit den Auswirkungen des Unfalls befassten Behörden - Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord und Kreisverwaltung Bitburg-Prüm - geben eine Warnung heraus: Niemand darf mehr in den Flüssen angeln, Vieh tränken oder mit dem Wasser in Berührung kommen. Sperren, Staus und weitere Belastungen

Unmittelbar nach dem Unfall beginnen aufwändige Entsorgungsarbeiten: 1500 Tonnen Erdreich werden in den folgenden Monaten ausgebaggert, abtransportiert und unschädlich gemacht. Aus sechs Brunnen wird permanent belastetes Wasser abgepumpt und ebenfalls entsorgt, inzwischen ist außerdem eine Reinigungsanlage installiert. Immer wieder muss die B 51 zwischen Neureuth und Olzheim gesperrt werden. Darunter leiden nicht nur die Gastronomen entlang der Strecke, sondern auch die Straßen, über die der Verkehr umgeleitet wird. In den Dörfern und an wichtigen Kreuzungen stauen sich die Fahrzeuge. Die Kosten der Katastrophe sind noch nicht genau zu beziffern, dürften aber im Bereich mehrerer Millionen Euro liegen: "Davon kann man ausgehen", sagt Kreis-Pressesprecher Rudolf Müller. Bezahlen muss die Versicherung des dänischen Spediteurs, bei dem der Fahrer angestellt ist. Seit dieser Woche ist der Fall für die Behörden abgeschlossen - vorläufig, wie in einer Pressemitteilung vom Dienstag verlautet. In Trier und Bitburg ist man vorsichtig geworden. "Um Aussagen zur Dauerhaftigkeit der Schädigung machen zu können, sind weitere Untersuchungen erforderlich", heißt es. Dennoch: Die aktuellen Belastungen liegen weit unter der Wirkschwelle von 0,1 Milligramm pro Liter Wasser, mittlerweile nähern sie sich der Nachweisgrenze. Prüm und Reutherbach haben wieder Trinkwasserqualität: Der Grenzwert dafür liegt bei 0,007 Milligramm, im Reutherbach werden 0,003 Milligramm gemessen. "Diese Werte", sagt Rudolf Müller, "haben wir schon im Oktober festgestellt, aber um auf der sicheren Seite zu sein, wollten wir noch zwei Monate weiter messen. Die letzten Werte stammen vom 16. Dezember." Fazit: Wer will, darf in Prüm und Reutherbach wieder angeln - sofern er noch etwas an den Haken bekommt. Müller: "Das Gift hat zwar nicht den Fischen direkt etwas zu Leide getan, dafür aber ihrer Nahrung. Die Fische sind nicht kaputt gegangen. Aber sie sind weggeschwommen." Die ersten Forellen sind aber schon zurück gekehrt. Die Messungen an der Unfallstelle laufen weiter. Und der Unfallfahrer? Der Strafbefehl ist vollstreckt, wie der Trierer Oberstaatsanwalt Volker Bewernick mitteilt: 180 Tagessätze zu 55,50 Euro (9990 Euro) wegen Wasser-Verunreinigung, Entziehung der Fahrerlaubnis für zwei Jahre.

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