Folge des Klimawandels: Der langsame Abschied von der Fichte

Bitburg/Prüm · In Rheinland-Pfalz sind 42 Prozent der Fläche mit Wald bedeckt. Damit das auch in Zukunft so bleibt, ist neben einer nachhaltigen Bewirtschaftung auch die Anpassung des Waldbestands an den Klimawandel wichtig. Für die derzeit unter den Nadelhölzern am stärksten vertretene Fichte bedeutet das, dass sie zunehmend durch die deutlich resistentere Douglasie ersetzt wird.

Den Menschen zieht es seit jeher dorthin, wo die Lebensbedingungen besser sind. Gleiches gilt auch für alle anderen Lebensformen auf der Erde. Und Bäume bilden da keine Ausnahme. Das Problem ist allerdings, dass Bäume keine Beine haben. Wo sie einmal ihre Wurzeln schlagen, dort verbleiben sie für den Rest ihres Lebens - zumindest wenn sie im Wald stehen.

In Rheinland-Pfalz stehen derzeit auf rund 6,4 Prozent der Waldfläche Douglasien. Die Douglasie rangiert damit nicht nur weit abgeschlagen hinter Laubbäumen wie Buche (21,8 Prozent) und Eiche (20,2), sondern auch weit hinter den Nadelbaumkollegen Kiefer (9,9) und vor allem Fichte (19,5). Das jedoch könnte sich bald ändern. Denn der Klimawandel erschwert in Rheinland-Pfalz zunehmend die Lebensbedingungen der Fichte. Und eine Baumart, die davon besonders profitieren könnte, ist die Douglasie.Wald passt sich an Klima an


"Das Klima wird douglasienfreundlicher", meint Ulrich Matthes, der kürzlich als Gastredner an der Jahreshauptversammlung des Waldbauvereins Bitburg teilgenommen und dort über die Douglasie in Zeiten des Klimawandels referiert hat. Matthes arbeitet am Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt. Und er ist davon überzeugt, dass die Douglasie das Zeug dazu hat, der Fichte die Vorrangstellung unter den rheinland-pfälzischen Nadelhölzern streitig zu machen.

"Wir brauchen für die Zukunft risikoarme Wälder, die anpassungsfähig sind und sich gegenüber dem Klimawandel behaupten können", sagt Matthes. Und dazu zähle in Mittelgebirgsregionen wie der Eifel neben den heimischen Laubbaumarten vor allen die Douglasie. Nicht nur weil sie eine enorme Wuchsleistung habe, sondern auch weil sie mit den Veränderungen des Klimas und dem dadurch immer trockener werdenden Sommer weitaus besser zurechtkomme als die Fichte. Zudem seien bei der Douglasie im Gegensatz zur Fichte bislang nur vergleichsweise wenige Schädlinge bekannt. "Die Douglasie ist damit ein guter Ersatz für die Fichte."

Das sieht Karl-Heinz Heyne, Leiter des Forstamts Bitburg, ähnlich. "Wir haben bei uns schon beachtliche Flächen mit Douglasien", sagt Heyne. Zwar wolle man auf die Fichte an geeigneten Standorten auch weiterhin nicht verzichten, doch sollten reine Fichtenbestände in Zukunft die Ausnahme sein. Vorteil der Douglasie sei, dass sie schneller wachse und dass das daraus gewonne Holz auch witterungsbeständiger sei. Zudem verfüge die Douglasie über ein tieferes Wurzelwerk als die Fichte, wodurch sie auch resistenter gegen Stürme sei. Die Vorteile der Douglasie weiß man auch im Forstamt Prüm zu schätzen. "Die ältesten Douglasienbestände in unseren Wäldern sind bereits um die 110 Jahre alt", sagt der Prümer Amtsleiter Peter Wind. Er geht davon aus, dass man sich in der Eifel in den kommenden Jahrzehnten zunehmend von der Fichte verabschieden wird.

Und da es nach wie vor eine hohe Nachfrage an Nadelhölzern gebe, sei es wichtig, sich schon frühzeitig Gedanken über Alternativen zu machen. Eine Möglichkeit wäre auch die im Gegensatz zur aus Nordamerika stammenden Douglasie (siehe Extra) heimische Weiß-Tanne, erklärt Wind. Das Problem dabei sei allerdings, dass es bei der Weiß-Tanne viele Verbissschäden durch Wild gebe.

Genau wie sein Kollege Heyne sieht der Prümer Forstamtsleiter die Douglasie trotz ihrer positiven Eigenschaften aber auch nur als einen Baum von vielen. "Wichtig", so Wind, "ist ein guter Mix." Und eine vorausschauende Planung. "Wir haben bei Bäumen vergleichsweise lange Produktionszeiträume und müssen uns deshalb schon früh mit dem Klimawandel befassen", sagt er. "Wenn wir einen Baum pflanzen, dann müssen wir auch immer ein Szenario zur Zukunft dieses Baums im Kopf haben."Extra

Die gewöhnliche Douglasie, wie sie heute bei uns vorkommt, stammt aus Nordamerika, von wo aus sie im 19. Jahrhundert importiert wurde. Sie ist ein schattenfester, schnellwüchsiger, immergrüner Nadelbaum, der bis etwa 400 Jahre alt werden kann, bei der forstwirtschaftlichen Verwendung in der Regel aber nach 80 bis 100 Jahren gefällt wird. In Deutschland ist die Verbreitung der Douglasie trotz ihrer guten Eigenschaften umstritten, da es sich nicht um eine heimische Baumart handelt. Jedoch umfasst die Gattung der Douglasien mehrere Arten. Und es gibt Nachweise, dass bereits im Tertiär mindestens eine dieser Gattungen in Österreich und Deutschland vorkam. uhe

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