"Fragwürdige Methoden"

WEINSHEIM. Mit Blick auf die bevorstehenden 20 Entlassungen beim Fertighausunternehmen Streif in Weinsheim hat die IG Metall Trier heftige Kritik an Streif-Chef Jörg-Achim Vette geübt.

"Die IG Metall Trier verwahrt sich entschieden gegen die Darstellung von Streif-Geschäftsführer Jörg-Achim Vette, die nahe legt, dass die Gewerkschaft die Verantwortung für den Verlust von weiteren 20 Arbeitsplätzen bei Streif habe." Gewerkschaftsfunktionär Roland Wölfl ist nicht bereit, den Stellenabbau kampflos hinzunehmen. Vette versuche wie viele andere auch, das in den Medien verbreitete Zerrbild einer IG Metall der "Betonköpfe, Blockierer und Verhinderer" neu aufzuwärmen.Verzicht auf drei Millionen Euro

Die Wahrheit sei aber, sagte Wölfl dem TV , dass die IG Metall durch einen vom Flächentarifvertrag erheblich abweichenden Sanierungstarifvertrag bereits eine Regelung mitgetragen habe, die maßgeblich zur Entschuldung der Firma Streif beigetragen habe. Für die Absicherung von 280 Arbeitsplätzen hätten die Mitarbeiter des Unternehmens vom 1. Oktober 2000 bis 31. Dezember 2002 auf mehr als drei Millionen Euro Einkommen verzichtet. Wölfl: "In diesen gut zwei Jahren hat jeder Mitarbeiter mit mehr als 10 000 Euro zum Erhalt seines Arbeitsplatzes beigetragen." Roland Wölfl bestätigt unterdessen die Darstellung des Betriebsrats, wonach es sich bei Streif keinesfalls um einen weiteren Sanierungsfall handele, sondern das Unternehmen Gewinne mache. Trotz der Beschäftigungssicherung in der Sanierungsvereinbarung habe Vette, teilweise mit sehr fragwürdigen Methoden, den Beschäftigtenabbau weiterbetrieben. Nach Meinung der IG Metall müsse nun endlich Schluss sein, den Menschen bei Streif mit der Angst um ihren Arbeitsplatz weiteren "Lohnverzicht abzupressen". Schließlich habe Geschäftsführer Vette auch eine soziale Verantwortung gegenüber seinen langjährigen und fleißigen Mitarbeitern und ihren Familien, die das Unternehmen mit einem Kraftakt wieder flott gemacht hätten. Es gehe auch nicht an, dass Manager, die zugleich Eigentümer seien, nur ihren Profit im Auge hätten und auf Auftragsrückgänge ausschließlich mit Kündigungen reagierten. Damit spielt Wölfl auf die Übertragung der Gesellschafteranteile durch die Parduhn und Parter GmbH zum 30. Juli 2003 an. Käufer ist die V & C GmbH, für die Jörg-Achim Vette und sein Geschäftsführerkollege Wolfgang Czerny verantwortlich zeichnen. Laut Roland Wölfl gibt es indes auch "rechtlich eine Verpflichtung des Managements und des Betriebsrats, in solchen Fällen beschäftigungssichernde Maßnahmen, wie die Einführung von Kurzarbeit, zu vereinbaren". Hier habe sowohl der Betriebsrat als auch die IG Metall auf jeden Fall noch einen "Fuß in der Tür". IG Metall und Betriebsrat würden auf gar keinen Fall weitere Entlassungen "nur einfach abnicken". Wölfl: "Wenn Herr Vette nicht bereit ist, innerbetrieblich vernünftige Regelungen mitzutragen, muss eben die Auseinandersetzung vor der Einigungsstelle und dem zuständigen Arbeitsgericht geführt werden."Fairness und soziale Verantwortung

Die Gewerkschaft - und das habe sie in vielen schwierigen betrieblichen Situationen in den vergangenen Monaten, zuletzt beim Trierer Stahlwerk, eindrucksvoll mit dem Erhalt von 250 Arbeitsplätzen unter Beweis gestellt - konzentriere immer ihre Bemühungen auf die Sicherung und den Erhalt der Arbeitsplätze. Fairness und soziale Verantwortung seien aber eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Handeln von Unternehmern, Betriebsräten und der IG Metall. Wölfls Fazit: "Bedauerlicherweise sind aber sehr oft die Betonköpfe und Blockierer auf der Seite derer zu finden, die ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern nicht nachkommen wollen." Der Betriebsrat hatte am Montag angekündigt, für den Fall von Kündigungen die Härtefallregelung zu beachten. Zudem wurde mitgeteilt, dass durch das Auslaufen von Zeitverträgen, Altersteilzeit und Überführung in die Rente von Mai 2003 bis März 2004, 43 Arbeitsplätze wegfallen.

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