Frauen als Bürgermeister, Chefs in Handschellen

BITBURG. Die Möhnen sind in Bitburg wieder an der Macht. Mit ungebremstem Frohsinn haben sie die Rathäuser in der Stadt im Sturm genommen und sind ab sofort die Herren im Rathaus – zumindest bis Aschermittwoch.

Nachdem in den vergangenen Jahren das Bitburger Rathaus den Möhnen immer wieder wie eine Pappburg zum Opfer gefallen ist, hatten sich die Bitburger Stadtväter in diesem Jahr eine ganz besondere Taktik überlegt, um das Rathaus zu verteidigen. Eine Taktik von geradezu diabolischer Heimtücke: Nicht Bürgermeister Joachim Streit, in den vergangenen Jahren dem Charme der Bitburger Möhnen immer verdächtig schnell erlegen, sollte das Rathaus verteidigen, sondern die zweite Beigeordnete Dorothea Schlenkhoff. Davon versprachen sie sich endlich einmal eine entschlossene Verteidigung des Rathauses. Nur eine Frau sei in der Lage, dem Charme der Bitburger Möhnen zu widerstehen. Bürgermeister Streit verabschiedete sich unterdessen in den Urlaub und glaubte sein Rathaus in guten Händen.Raffiniertes Täuschungsmanöver

Um die anrückenden Möhnen zu täuschen, wurden sämtliche Möglichkeiten der plastischen Verkleidungskunst angewandt. So präsentierte sich Dorothea Schlenkhoff mit wallender Lockenpracht und dunkler Brille als täuschend echte Imitation ihres Chefs. So echt, dass sogar die männlichen Mitarbeiter um Stadtsprecher Werner Krämer für ihren Chef einen "French-Can-Can"-Tanz im Amtszimmer des Bürgermeisters aufführten. Schließlich war das Motto im Rathaus der Wilde Westen. Doch die mit ihren Trophäen aus der Volksbank Bitburg angerückten Möhnen ließen sich nicht so leicht täuschen. Sie durchschauten die fadenscheinige Maskerade schnell und forderten nachdrücklich Einlass ins Rathaus. Dem Druck der mehr als 100 Narren, die sich - angeführt von Möhnen und Prinzenpaar - vor dem Rathaus im strahlenden Sonnenschein versammelt hatten, war auch eine Frau nicht gewachsen. Die Stadtväter hatten ihre Rechnung ohne die weibliche Seite der Beigeordneten gemacht. In ihrem inneren Zwiespalt, als Frau den Ansturm der Möhnen an Weiberfastnacht abwehren zu müssen, siegte dann doch die weibliche Seite. Riesige Unterhose als Symbol des Sieges

So übergab sie den Schlüssel nach nur obligatorischem Widerstand in die Hände der Möhnen, die nun bis zum Aschermittwoch im Rathaus das Sagen haben. Als Symbol des Sieges hissten sie ihre übergroße Unterhose mit den erbeuteten Krawatten am Fahnenmast vor dem Rathaus. Und auch im Rathaus der Verbandsgemeinde Bitburg-Land hatten die Männer nichts mehr zu sagen. Die Möhnen funktionierten die Verwaltung zur JVA Bitburg-Land um, machten sich selbst zu Insassen und nahmen ihre Wärter und ihren Chef, Bürger- oder besser Wachtmeister Jürgen Backes als Geisel. Da halfen ihm auch seine Peitsche und seine Handschellen nicht mehr. Infos, Fotos und Termine zur Fastnacht auf

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