Frauen erobern die Schilder

BITBURG. Die im Baugebiet Schleifmühle enstehenden Straßen werden Namen geschichtsträchtiger Frauen erhalten. Dabei bedienen sich die Stadtoberen im geschichtlichen und literarischen Bereich.

Anna-Maria Gansen bekommt endlich Verstärkung. Die erste Frau im Bitburger Stadtrat lebte von 1869 und wurde vermutlich 1945 ermordet. Gansen war lange Jahre die einzige Frau in der Stadt, zu deren Ehre man eine Straße benannt hatte. Mit etwas Wohlwollen konnte man auch den "Annenhof", dessen Ursprung nicht bekannt ist, noch als weiblichen Straßennamen werten. Im Jahr 2002 erhielt eine Stichstraße des Ostrings den Namen Clara-Viebig-Straße und erinnert damit an die Eifeler Schriftstellerin. Ansonsten dominieren Männer das Bild. Schon 2001 hatte das Bitburger Frauenforum mit einem Preisausschreiben auf diesen Miss-Stand aufmerksam gemacht. Was lange währt, soll nun endlich gut werden: Das haushohe männliche Übergewicht bei der Namenspatenschaft für Straßen soll sich ändern. Der Bauausschuss der Stadt hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, vier Straßen im entstehenden Baugebiet Schleifmühle nach Frauen zu benennen. Eine fünfte ist einem Geschwisterpaar gewidmet. In der Begründung für die weiblichen Straßenpatinen schreibt die Stadtverwaltung, dass in den vergangenen Jahren "durch verschiedene Veröffentlichungen in der öffentlichen Presse mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass in Bitburg nur eine Straße nachweislich nach einer Frau benannt ist". Zwar habe man inzwischen eine Clara-Viebig-Straße. Doch man will nun nachlegen. Fündig geworden ist die Verwaltung in Literatur und Geschichte. So wird es eine Nora-Pfefferkorn, eine Geschwister-Scholl-, eine Anne-Frank-, eine Ricarda-Huch- und eine Käthe-Kollwitz-Straße geben. Aber wer sind die Namens-Patinnen?Von Huch bis Pfefferkorn

NORA PFEFFERKORN wurde 1896 in Frankfurt am Main geboren. 1929 zog sie nach Heisdorf bei Schönecken. Zwischen 1929 und 1960 entstanden zahlreiche Fotoserien und Einzeldokumente, die das Leben in der Eifel zeigten und beschrieben. Nora Pfefferkorn starb am 7. März 1982 im Alter von 85 Jahren in Nimsreuland. Die GESCHWISTER SCHOLL sind oft gewählte Namensgeber für Straßen und Schulen. Die 1918 und 1921 geborenen Hans und Sophie Scholl gründeten während ihrer Studienzeit in München die katholischer Widerstandsgruppe "Weiße Rose", die sich gegen den Nationalsozialismus richtete. Am 18. Februar 1943 verhaftet, wurden sie vier Tage später in München hingerichtet. Ebenfalls bekannt ist ANNE FRANK, die durch ihre Tagebücher posthum weltberühmt wurde. 1929 in Frankfurt am Main geboten, tauchte sie 1942 in Amsterdam unter. Dort lebte sie in einem Versteck mit ihren Eltern. 1944 wurde sie entdeckt und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert, wo sie im März 1945 starb. 1864 wurde die Schriftstellerin RICARDA HUCH in Braunschweig geboren. Als eine der ersten Frauen promovierte sie 1891 in Geschichte. Bis zu ihrem Tod am 17. November 1947 in Schönberg/Taunus prägte die Schriftstellerin die Literatur- und Geschichtswissenschaft. Bekannt für ihre Arbeiten zum Weberaufstand in Schlesien ist KÄTHE KOLLWITZ, die am 8. Juli 1867 in Königsberg geboren wurde. Sie gilt als herausragende Vertreterin der deutschen Grafik. Von 1928 bis 1933 leitete sie die Meisterklasse der Berliner Kunstakademie. Später erhielt Kollwitz aufgrund ihrer kritischen Haltung zum Nationalsozialismus Ausstellungsverbot. Sie starb 1945.

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