Freibier, Schnaps und Seitenhiebe

Bitburg · Volles Haus im Eifelbräu: An die 700 Gäste sind am Sonntag der Einladung von Michael Billen zum Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands Bitburg-Prüm gefolgt. Umjubelte Gastrednerin war Julia Klöckner. Nur um ihr Bier musste die Landes- und Fraktionsvorsitzende kämpfen.

Bitburg. "Kuschelig" nennt das Michael Billen: Dicht an dicht schieben sich seine Gäste durch das Eifelbräu, das "so voll wie ewig nicht mehr" sei, sagt der Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Bitburg-Prüm beim Neujahrsempfang am Sonntagmittag in Bitburg.
Voll - ein gutes Stichwort in gleich zweierlei Hinsicht: Die Nase voll hat Billen von der rot-grünen Regierung. Er kündigt an: Gegen die Madentonne "klagen wir, bis kein Gericht mehr übrig ist". Das Land habe kein Geld - "es hat ja auch viel verbraten" -, aber für den Nationalpark "machen die dann Gutachten, wie man Holz faulen lässt". Und die Kommunalreform? "Da schaffen wir erstmal ein paar Regeln ab, die unnötig sind." Billen hat nämlich ausgerechnet, dass sein Ehrengast, Julia Klöckner, "heute in exakt 16 Monaten, am 18. Mai 2016, die wahrscheinliche Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist".
Kampfansage an Rot-Grün


Und die Gläser voll haben die Gäste in Bitburg: Traditionell gibt\'s beim Neujahrsempfang nämlich Freibier für alle - "wer bestellt, sollte auch bezahlen", ist Billens nächster Seitenhieb auf das Land.
Doch dann stellt er ausgerechnet Julia Klöckner ein Glas Wasser ans Redepult - die das allerdings sofort kommentiert: "Was ist denn das? Ich dachte, ich kenne ihn mittlerweile besser. Aber das Bessere hebt er wohl für sich auf." Und da hat der CDU-Kreis-chef dann keine Wahl mehr - und bringt brav ein Frischgezapftes für die Kollegin herbei. Nur rutscht das dann später auch noch mit dem CDU-Plakat vom Pult und landet auf dem Boden. Klöckner, die immer noch nicht davon gekostet hat: "In der Eifel muss man sich sein Bier wohl erarbeiten."
Das passt aber zu dem, was die Landesvorsitzende zu sagen hat: "Dass wir heute in unserem Land so gut dastehen, ist nicht selbstverständlich." Aber es gebe auch viel zu tun: in der Bildungs- und Familienpolitik und bei den Landesfinanzen. Auch die sicherheitspolitische Lage spricht sie an - und die Pressefreiheit: "Glauben Sie nicht, dass ich jeden Morgen hellauf begeistert bin, wenn ich den Trierischen Volksfreund aufschlage - aber wo es keine Pressefreiheit gibt, gibt es auch keine Bürger, sondern nur Untertanen." Klöckner endet mit einer klaren Ansage: "Wir wollen 2016 die Regierung stellen." Der SPD habe sie auf deren Verlautbarung, es gehe bergauf, mitgeteilt: "Das hat auch der Spatz gesagt, der von der Katze die Treppe hinaufgetragen wurde."
Die Sache mit dem Bier macht Billen zum Schluss mit Schnaps wieder gut: Gleich zwei Flaschen gibt\'s für Klöckner - eine davon sogar aus der "Hausbrennerei Billen". Dann wird noch die Nationalhymne angestimmt - und dafür stehen auch die auf, die einen Sitzplatz ergattert haben. Um sich danach wieder dem Frühschoppen zu widmen.Extra

Zum Abschneiden ihrer Partei bei der Wahl 2016: "Der Wähler hat das Sagen. Wir hoffen, dass der Wechsel klappt - die Vorzeichen sind gut." Über ihre Kontrahentin: "Malu Dreyer ist ein schweres Erbe angetreten - auch wenn sie zehn Jahre lang daran mitgewirkt hat. Nur Köpfe in der Regierung austauschen macht noch keine Politik. Der persönliche Umgang mit ihr ist respektvoll." Zur Region: "Die Eifel ist eine Marke: gutes Essen, gutes Trinken, prima Leute." Über ihren Gastgeber: "Michael Billen ist streitbar. Aber er scheint auch mit starken Frauen leben zu können." Zu Pegida: "Das ist ein Weckruf - in verschiedene Richtungen. Ich hoffe, dass, wenn die Abende jetzt wieder heller werden, der ein oder andere auch erkennt, neben wem er da gelaufen ist." eib

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