Freie Bahn für Forelle & Co.

Die Verbandsgemeinde Bitburg-Land lässt für 100 000 Euro den Echtersbach bei Brecht renaturieren, damit das Gewässer wieder durchlässig für Fische und andere Flusslebewesen wird. Deshalb werden alte Wehre entfernt, das Flussbett teils verbreitert, und die Fische bekommen eine Art Rampe, damit sie zu ihren Laichplätzen flussaufwärts kommen.

Bitburg/Brecht. Mitten in der Prüm steht bei Brecht ein Bagger und hievt rund um die Stelle, wo der Echtersbach in die Prüm mündet, schwere Sandsäcke ins Wasser. "Wir versuchen, die Baustelle trockenzulegen", erklärt Frank Hömme, dessen Planungsbüro die Renaturierung des Echtersbachs betreut. Kaum ist der Mündungsbereich von Sandsäcken umstellt, schmeißen die Arbeiter die Pumpe an, die das Stück Bach bis auf einen Wasserspiegel von wenigen Zentimetern abpumpt. "Das müssen wir machen, um später die Steine im Untergrund des Flussbetts zu befestigen", sagt Hömme. Diese Steine sollen Fischen und anderen Wasserlebewesen helfen, sich flussaufwärts bewegen zu können. Denn das ist derzeit nicht möglich.400 Tonnen Steine und ein rutschender Hang

Da bei Brecht der Echtersbach in einem Rohr unter der Straße durch in die Prüm geleitet wird und dadurch, je nach Pegelstand, fast ein halber Meter Höhenunterschied zu überbrücken ist, ist die Stelle für Wassertiere ein unüberwindbares Hindernis. Heißt: Der Bach ist nicht durchlässig, und so kommen etwa Fische aus der Prüm nicht zu ihren Laichplätzen flussaufwärts im Echtersbach. Deshalb werden an der Mündungsstelle große Steinbrocken so im Flussbett verankert, dass zwischen den Steinen kleine Wasserstrudel entstehen, die Fische und andere Kleintiere nutzen, um sich flussaufwärts zu bewegen. Haben die Fische es so von der Prüm in den Echtersbach geschafft, straucheln sie aber an der glatten Oberfläche des Beton-Rohrs, das zu strömungsarm ist. Deshalb werden etwa zehn Zentimeter hohe Kreissegmente im Rohr verschraubt, so dass auch darin kleine Wasserstrudel entstehen, die Fische für ihre Wanderungen nutzen können. Abgeschlossen ist schon der Renaturierungs-Abschnitt rund 250 Meter weiter flussaufwärts, wo eine alte Wehranlage, die früher zum Wasser-Stauen für Mühlräder genutzt wurde, abgebaut wurde. Zuvor war spätestens dort für wandernde Fische Schluss, am Wehr ging flussaufwärts nichts mehr. Der Höhenunterschied von rund vier Metern, den der Echtersbach überbrücken muss, wurde nun auf einer Länge von knapp 60 Metern Stück für Stück abgefangen. 400 Tonnen Steine und weiteres Füllmaterial wurden dafür in das Flussbett gebracht, damit kleine Strömungen zwischen den Steinbrocken entstehen, die den "Fischaufstieg" ermöglichen. Wie nachteilig sich die früher übliche Begradigung von Gewässern auswirkt, ist ein paar Meter weiter flussaufwärts zu beobachten, wo der Echtersbach in einem so schmalen Flussbett verläuft, dass das schnell fließende Gewässer einen Sandstein-Hang im Laufe der Zeit "angefressen" hat und davon große Brocken in den Bach gestürzt sind. Deshalb soll das Flussbett dort geweitet werden und der Bach auf einer Länge von 40 Metern durch eine naturnahe Bepflanzung begrenzt werden.Insgesamt kostet die Echtersbach-Renaturierung rund 100 000 Euro; 90 Prozent der Kosten werden durch Zuschüsse aus dem Landes-Programm "Aktion Blau" getragen. "Die Idee dazu entstand vor zwei Jahren, als wir uns mit den 24 Bachpaten des Echtersbachs und dem Kreisfischereiberater Herbert Schneider getroffen haben", sagt VG-Chef Jürgen Backes. So die Witterung mitspielt, soll Ende des Monats alles fertig sein - also freie Fahrt von der Quelle bis zur Mündung für Bachforellen, Rotaugen, Eschen & Co. sowie ungezählte Kleinstlebewesen. HINTERGRUND Aktion Blau: Die Aktion Blau wurde 1995 vom Land ins Leben gerufen, um die kanalisierten, begradigten oder betonierten Flüsse und Bäche im Land wieder naturnaher zu gestalten und damit die ökologische Funktionsfähigkeit der Gewässer zu erhalten und Hochwasser-Gefahren abzuwehren. Zudem werden dadurch die renaturierten Landschaften auch für Touristen attraktiver. Mehr als 500 Gewässer-Rückbau-Projekte wurden seither von der Aktion Blau umgesetzt, mehr als 70 Millionen Euro hat das Land dafür investiert. Gewässer-Lehrpfad: 1995 hat die VG Bitburg-Land als erste Kommune in der Region Trier und zweite in Rheinland-Pfalz ihren Gewässer-Lehrpfad entlang des Echtersbachs bei Brecht errichtet. Zwölf Info-Tafeln vermitteln auf einer Strecke von 1,7 Kilometern anschaulich die ökologischen Zusammenhänge eines Fließgewässers. Wer Interesse an einer Gruppen-Führung hat, kann sich bei Rüdiger Otte von der VG-Verwaltung unter Telefon 06561/66-311 melden.

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