Friede, Freude, Haushaltsplan

Während andere Kommunen tief in den Schulden stecken, geht es der Verbandsgemeinde Speicher gut. Auch dieses Jahr legt sie einen Haushalt vor, der sogar ein kleines Plus unterm Strich verzeichnet.

Speicher. Im Speicherer Rathaus passiert Jahr für Jahr kurz vor Weihnachten etwas, wovon andere Gremien und Verwaltungen nur träumen können: Der Bürgermeister legt dem Verbandsgemeinderat einen ausgeglichenen Haushalt vor, mit dem alle Fraktionen gleichermaßen zufrieden sind. Im Ergebnishaushalt steht sogar ein Plus von 4350 Euro unterm Strich. Auch sonst gibt es keine strittigen Themen, sodass die Zeit für den vorweihnachtlichen Umtrunk schnell gekommen ist.

Fragt man dann vor dem Fingerfood-Büfett, warum die Verbandsgemeinde sich Jahr für Jahr schuldenfrei aus der Affäre ziehen kann, während andere Kommunen immer tiefer im Schlamassel stecken, so lautet die Antwort: "Wir wirtschaften anständig." Andernorts saniere man Rathäuser zu einem Preis, für den man das gesamte Speicherer Rathaus gebaut habe.

Und - "Es ist auch dieses Jahr wieder ein Sparhaushalt", sagte Bürgermeister Rudolf Becker. Er habe nach wie vor das Ziel vor Augen, die Verbandsgemeinde-Umlage weiter zu senken, und das, obwohl sie seit 2007 bereits um vier Prozent reduziert wurde.

Zufrieden mit dem ersten Haushalt, der den Regeln der doppischen Buchführung gehorcht, zeigten sich in der Ratssitzung am Dienstagabend alle Fraktionen. Er sei solide, wenn auch, so Gerhard Schneider (SPD), nicht sonderlich mutig. In der Tat scheinen sich die Investitionen für das Jahr 2009 auf das Nötigste zu beschränken: Brandschutz, Software für die Wahlen, ein neuer Server, Geld für den Ausbau des Kylltalradwegs, ein Geräteraum für das Gemeindehaus in Spangdahlem oder eine Küchenzeile fürs Lehrerzimmer. Kreditaufnahmen sind nicht vorgesehen.

Das Einzige, womit man in Speicher nicht so glücklich ist, ist die neue Art der Haushaltsführung. Klaus Rodens (UBL) hatte den Mut etwas zu sagen, was sich dieser Tage Tausende Ratsmitglieder wohl nur heimlich eingestehen: "Es ist schwierig für mich, dieses Werk nachzuvollziehen." Nicht nur deswegen gibt es derzeit viele, die am Sinn der Umstellung zweifeln. Laut Kämmerer hat die Einführung der Doppik in Speicher rund 200 000 Euro gekostet. Man könne der Landesregierung nur den Vorwurf machen, dass sie diese Entwicklung nicht verhindert habe, sagte Becker, der jedoch auch die Vorteile der Doppik sieht, nämlich, dass sich leichter nachvollziehen lässt, wie sich das Handeln in der Gegenwart auf die Finanzlage kommender Generationen auswirken wird. Auch wenn er eigentlich Optimist sei: Er glaube er, dass es in den kommenden Jahren noch viel Heulen und Zähneknirschen geben werde. Geräusche, an die man sich andernorts schon fast gewöhnt hat.

Meinung

Glückwunsch Speicher!

In der Verbandsgemeinde Speicher ist der Haushalt ausgeglichen. Hut ab, das ist eine Leistung, die nur wenige Kommunen vollbringen! Es spricht dafür, dass die Gemeinde so wirtschaftet, wie auch vorsichtige Privatleute es tun würden: immer nur so viel anschaffen, wie man sich auch leisten kann. Während andere Räte sich über Abwasser-Kooperationen, Tourismus-Förderung oder eben das dicke Minus unterm Strich die Köpfe hitzig reden, ist in Speicher alles friedlich. Naja, denn Glückwunsch und ebenso friedliche Weihnachten! k.hammermann@volksfreund.de

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