Frisches für die Bitburger Fußgängerzone

Bitburg · Lebensmittelladen statt Leerstand: Ein Busfahrer und seine Familie wollen ihre Brötchen mit Birnen und Blumenkohl verdienen.

Frisches für die Bitburger Fußgängerzone
Foto: Nicolaj Meyer

Der Magen knurrt, und dann werden die meisten ungemütlich. Die Google-Suche soll helfen: "Lebensmittel, Bitburg und Fußgängerzone". Fußläufig erreichbar und im Zentrum bitte. Google ist noch nicht soweit: Schaut man nach Lebensmittelgeschäften in Bitburg, ist die Fußgängerzone noch eine Wüste für frisches Obst und Co. Denn seit 2013 gibt es in Bitburgs Fußgängerzone zwar wiederkehrende Märkte, aber keinen Laden, der die ganze Woche geöffnet hat. Der Igel Biomarkt zog damals in die Kölner Straße um - für weniger mobile Menschen etwa ein Problem. Seit dieser Woche gibt es in der Josef-Niederprüm-Straße eine neue Einkaufs-Oase, mit besonderem Angebot: "MG-Der Lebensmittelladen".

Besitzerin Suzana Gavrani (54), Schwiegertochter Sejbihana (33) und Juniorchef Mensur Gavrani (34) aus dem ehemaligen Jugoslawien machen es möglich. Seit 2000 lebt die Familie in Bitburg. Mensur Gavrani verdient seine Brötchen - die er jetzt nicht mehr woanders kaufen muss - derzeit noch hauptberuflich beim Verkehrsunternehmen Moselbahn als Busfahrer. "Irgendwann kann vielleicht die ganze Familie nur vom Laden leben", sagt er. Die Gavranis hatten im ehemaligen Jugoslawien ein Lebensmittelgeschäft betrieben. Nun beleben sie damit nicht nur ihren alten Familienbetrieb wieder, sondern auch das Angebot für frische Waren in der Fußgängerzone (siehe Info).

Verkauft die Familie vom Balkan eher ihre heimischen Produkte oder eher deutsche? Weder noch: Türkische Speisen füllen die meisten der Regalplätze. Erst dann folgen Speisen vom Balkan. Mit dieser Aufteilung könnten die Gavranis auch die Nachfrage treffen: Rund ein Viertel aller Immigranten in Deutschland kommen aus der Türkei, gefolgt von fast einem Achtel aus einem jugoslawischen Nachfolgestaat. Außerdem sind viele der Speisen, dank Globalisierung, schon lange keine böhmischen, ähm, bosporussiechen Dörfer mehr: wie Falafel und Kichererbsen. Na gut, Pfirsich-Saft heißt hier "Seftal Nektar" und der Granatapfel-Saft ist der "Nar Nektar". Allerdings stehen an allen Produkten Übersetzungen - da ließen sich beim Einkaufen die Fremdsprachenkenntnisse sogar erweitern.

Wir wollen die Logistik dahinter nachvollziehen: Das Brot kommt überwiegend aus Wittlich, jeden Tag frisch; Gemüse liefert zwei Mal die Woche ein Kölner Vertrieb in die Eifel. "Das Obst schmeckt ganz anders als beim Discounter", preist der Juniorchef an, während er auf die prallen Trauben schaut. Was hier sonst anders ist? "Size matters", sagt man im Englischen - die Größe ist wichtig: Neben den zahlreichen Einmachgläsern kommt man sich richtig klein vor. Wie für Riesen gemacht. Warum das so ist, verrät Mensur Gavrani: "In unserem Kulturkreis gibt es oft sehr große Familien. Das sind teilweise zehn Personen." Die großen Mengen seien dann einfach praktischer. Auch wenn die Waren teils exotisch sind und eher nicht single-tauglich wirken: "Wir wollen für jeden etwas bieten, egal woher er kommt", sagt Gavrani. Tatsächlich scheint die Kundschaft bunt gemischt.

Marietta Haubrich ist durch Zufall hier gelandet: "Es ist schön, auch mal etwas anderes zu probieren. Sowas gibt es hier sonst nicht", sagt die ältere Dame. Die Waren der Kundin verpackt Sejbihana Gavrani für sie in eine Tüte - das gehört hier zum Service, auch mal was anderes.

Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt Bitburg, begrüßt die Ladeneröffnung sehr: "Wegen der fußläufigen Erreichbarkeit ist das ein echter Gewinn für die Kernstadt. Es gibt zwar noch Alternativen, wie den Markt. Der hat aber nun auch nicht immer offen."

Bitburgs Märkte

Mit dem neuen Geschäft, "MG-Der Lebensmittelladen", auf der Josef-Niederprüm Straße gibt es neun größere Lebensmittelmärkte in der Kernstadt: Der größte ist der Rewe am Südende der Saarstraße. Darauf folgen Kaufland an der Kölner Straße, Edeka Limbourgs Hof, Lidl Saarstraße, Rewe Südring/Mötscher Straße, Aldi Güterstraße, Aldi Limbourgs Hof und Netto Südring.

Freunde ökologischer Landwirtschaft werden darüber hinaus im Bio-Markt Igel auf der Trierer Straße fündig und auch der Asia Shop auf der Mötscher Straße ist eine Alternative, wenn es exotischer sein soll.

Weiterhin gibt es donnerstags den Grünen Markt am Spittel und die Bauernmarkthalle bietet freitags und samstags viele frische landwirtschaftliche Produkte.

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