Frösche im Schacht

BLEIALF. Ein beeindruckendes Abenteuer unter Tage erlebten die Teilnehmer des Ferienspaß-Ausflugs nach Bleialf. Unter fachkundiger Führung gestandener Bergleute besichtigten sie das Bleierz-Bergwerk "Neue Hoffnung".

Seit 1987 ist das Bergwerk für die Öffentlichkeit zugänglich. Um dessen Unterhaltung und Pflege kümmert sich der Bergmannsverein St. Barbara mit 28 ehrenamtlichen Helfern. Zwei von ihnen, der erste Vorsitzende Hans Rehork und der zweite Vorsitzende Theo Ernzer, begrüßten die Gäste mit "Glückauf" im Schachtgebäude. Dort ist ein kleines Museum untergebracht, das Aufschluss über die Geschichte der Bleierzförderung in der Eifel gibt. In der angrenzenden Lampenstube bekamen die Besucher Helme, Arbeitsmäntel und "Geleucht" (Helmlampen). "Jetzt seht ihr doch richtig nach Arbeit aus", sagte Rehork. "Aber jetzt zeige ich euch mal, wie einfach die hiesigen Bergleute ausgestattet waren. Die hatten nicht so komfortable Lampen."Gebückt und im Gänsemarsch

Den verblüfften Kindern drückte er "Frösche" in die Hand, einfache Öllämpchen mit Docht. Nase rümpfen war angesagt, als die Gruppe an Karbidlampen schnupperte. Davon gab es viele Modelle, am beeindruckendsten wohl die französische Variante mit Aufsatz zum Kaffee wärmen. "Wir haben überall Bestände aus dem Bergbau zusammengekauft, auch um Ersatzteile zu haben", erläuterte Theo Ernzer. Dann fuhr, oder besser lief, die Gruppe in den Mühlenberger Stollen ein, wo sie kühle 6 bis 8 Grad Celsius und gluckerndes Wasser unter den Fußbodenbohlen erwartete. Dieser Stollen war ab 1839 in den Berg getrieben worden, um das dort immer wieder zutretende Wasser abzuleiten. Gebückt und im Gänsemarsch ging es durch 400 Millionen Jahre altes Devongestein. Ehrfürchtig betrachteten die Besucher den so genannten "Sargdeckel", einen Stein ohne festen Halt an der Stollendecke, der allerdings gut abgestützt ist. Kurz vor dem Schacht der 1943 stillgelegten Grube durfte einer der Gäste das schrill pfeifende Grubentelefon benutzen. "Sag' mal: Hallo, wir sind Gruppe Rehork und sind jetzt am Schacht", forderte Rehork ihn auf. Anschließend versorgte er die Gruppe mit vielfältigen Informationen zum Bergbau. Da war von Teufe (Tiefe), Gezähe (Werkzeug), Fimmel (Hammer) und Hunte (Wagen zum Abtransport des Erzes) die Rede. Richtig spannend war der Moment, als im Erzgang in 20 Meter Tiefe die Helmlampen gelöscht wurden. Im schwachen Schein eines einzigen Frosches konnten sich die Besucher die mühseligen Arbeitsbedingungen der Bergleute gut vorstellen. In ein paar ausgestellten Steinen war der matte Glanz des Bleierzes zu erkennen. Verwendet wurde das sehr schadstoffarme Blei für Wasserleitungen, aber auch für die Farbe Blau in den berühmten Delfter Kacheln. Abenteuerlich war der Rückweg. Die Helmlampen blieben aus, und die Kinder durften mit ihren Öllampen der Gruppe leuchten. "Das war ein sehr authentisches und schönes Erlebnis", sprach Bettina Hammel, Urlauberin aus Bochum den Besuchern aus dem Herzen.

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