Frühaufsteher machen die besten Geschäfte

BITBURG. Comedy, Musik und ein massenwirksamer Flohmarkt beim Straßenfest am Samstag, das waren die Highlights bei den Jugendtagen 2003. Trotz des Erfolgs wird über eine Neuorientierung nachgedacht.

In der Bitburger Jugendarbeit nehmen die Jugendtage seit Jahren einen wichtigen Platz ein. "Der Ursprung liegt 1976 bei eine Initiativgruppe" erinnert sich Gerd Wanken, der damals schon mit von der Partie war und heute Leiter des Bitburger Hauses der Jugend ist, das das Spektakel organisiert. Was Mitte der Siebziger mit bescheidenen Mitteln auf die Beine gestellt werden konnte und die Massen anzog, hat sich inzwischen zu einer Mammutaufgabe entwickelt. Elektronische Medien und vielfältige Freizeitangebote stehen vielen Jugendlichen zur Verfügung. Da fällt es auch den Organisatoren der Jugendtage schwerer, den Saal mit einem Konzert oder die Fußgängerzone beim Flohmarkt zu füllen. "Das Ausgehverhalten hat sich verändert. Die jungen Leute gehen später zu den Veranstaltungen. Das Motto: vor zehn läuft eh nix. Wir müssen aber unsere Veranstaltungen wegen der Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes um 1 Uhr in der Nacht enden lassen. Dann aber wollen viele noch weiter feiern, überlegen schon vorher, wo gehen wir anschließend hin", fasst Wanken das Verhalten zusammen. Und so gibt es - trotz des durchaus beachtlichen Publikumsinteresses auch in diesem Jahr - Überlegungen, die Jugendtage neu auszurichten. Eine Kombination mit der "Blade Night" ist da denkbar. "Das ist aber alles noch nicht spruchreif", schränkt Gerd Wanken ein. "Es wird diskutiert und ein neues Konzept entwickelt. Wie das aussehen wird, ist noch offen." Fusion mit Blade Night ist denkbar

Seine Bilanz der diesjährigen Jugendtage fällt derweil positiv aus, vor allem freut er sich über den Selbstläufer Kinderflohmarkt und Straßenfest. Dort war am Samstag schon in aller Frühe jede Menge los. Es war kaum hell in der noch kalten Fußgängerzone, als die ersten ihre Decken auf dem Boden ausbreiteten und ihre Tische aufstellten. So wie der zehnjährige Patrik Klaes aus Steinheim. Bücher, Nintendo-Spiele, Bagger, Autos und allerlei andere Dinge aus Kinderzimmer und Speicher hatte er aufgebaut. Bereits um fünf Uhr war er mit seinem Vater da und sicherte sich so einen der besten Plätze. "Schon um sechs Uhr hat er die ersten Teile verkauft", verriet der Vater, der den Knaben bei seinem Unternehmen begleitete. Wenn Patrik zwischendurch Zeit hatte, hielt er nach Playstation-Spielen Ausschau. Auch die zehnjährige Jana Peters aus Neidenbach war bereits zum zweiten Male beim Kinderflohmarkt. Ihr Angebot: Bücher, Puppen und verschiedene Spiele. "Schon ganz früh habe ich ein elektrisches Auto verkauft, mit dem man richtig fahren kann", verriet die stolze Verkäuferin. Hedwig Seiwert aus Konz ist dem Kindesalter zwar längst entwachsen, ist aber begeisterte Sammlerin von Spielzeugen, Puppen und Puppenstuben. "Ich habe soviel davon, dass ich ab und zu auch mal was verkaufen muss", gestand die Dame, die mit ihrem Mann Puppen mit dazu gehörigen Wohnzimmern feil bot. Wenige Meter weiter hockten wieder Kinder auf den Decken. Niko Wulff aus Bitburg ist ein "alter Flohmarkt-Hase", und auch in diesem Jahr liefen die Geschäfte vom frühen Morgen an gut. Die verdienten Euro will Niko aufs Konto einzahlen, er spart für ein Aquarium. Deshalb will er selbst heute auch nichts kaufen. "Ich werde aber trotzdem mal schauen, was es so alles gibt", verriet der sparsame Zehnjährige. Sein Freund Fabian Hegner hatte ebenfalls ein interessantes Angebot ausgebreitet. CDs, Quartettspiele, Turnschuhe und Autos standen zum Verkauf. Er hatte den Speicher im elterlichen Haus entrümpelt und die brauchbaren Dinge mitgebracht. Vor allem freute er sich allerdings darüber, " dass ich endlich mal interviewt werde und in die Zeitung komme." Die Bitburger Fußgängerzone war am Samstag Anziehungspunkt für ganze Familien. Die kamen scharenweise und trafen viele Gleichgesinnte. "Den Kinderflohmarkt wird es auf alle Fälle auch bei konzeptionell überarbeiteten Jugendtagen geben", versprach denn auch Gerd Wanken, der sich über die große Beteiligung bei schönem Spätsommerwetter freute. Begonnen hatten die Jugendtage schon am Donnerstag. Am Abend hatte es eine Vorstellung des Varietés "Petit Fou" gegeben. "Vergessen Sie den Alltag und lassen Sie sich in die Welt des Varieté entführen", so lautete das Versprechen, und das wurde mit Comedie, Musik und Artistik gehalten. Am Freitagabend kamen alle Freunde von Marius Müller Westernhagen auf ihre Kosten. Eine Coverband aus Halle, daher der Name "Halle-Luja", heizte dem Publikum im Haus der Jugend mächtig ein. In den Saal hätten allerdings noch wesentlich mehr Zuhörer hinein gepasst.

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