Früher Fall von örtlicher Übernahme

BETTINGEN. Alles andere als bekannt und gradlinig verlaufen ist die Geschichte Bettingens. Die Historie des Orts wird gerade erforscht, birgt derzeit aber noch viele Unklarheiten.

Orte wandern normalerweise nicht. Bettingen schon. Das im Prümtal gelegene Frenkingen wurde im 17. Jahrhundert in Bettingen umbenannt. Das (neue) Bettingen liegt wenige hundert Meter entfernt vom ursprünglichen Bettingen, das aufgeben wurde und von dem nur noch wenige Ruinen erhalten sind. Die Reste des alten Bettingens und die der Bettinger Burg gehören zu dem Wenigen, was greifbar in der Geschichte der Prümtal-Gemeinde ist. "Wann der Ort gegründet wurde, kann man derzeit nicht genau sagen", sagt Berthold Fandel vom Geschichtlichen Arbeitskreis. Die Gruppe historisch Interessierter arbeitet, verstärkt durch einige Historiker von außerhalb, an einer Ortschronik. "Die Chronik soll mehr sein, als die Zusammenstellung bisher bekannter Texte über den Ort", sagt Willi Fink vom Arbeitskreis. Deshalb sind die Bettinger derzeit mit der Sichtung der Archive beschäftigt. "Im Herzog von Croy'schen Archiv in Dülmen gibt es 13 Kisten mit Dokumenten, die mit Bettingen zu tun haben", berichtet Willi Fink. Acht Kisten haben die Forscher bisher gesichtet. Noch ist nicht einmal klar, wann der Ort gegründet wurde. Die Endung "-ingen" lässt auf die Gründung des Orts während der späteren Frankenzeit schließen. Zudem gibt es römische und fränkische Siedlungsspuren. "Urkunden aus dieser Zeit gibt es aber bisher nur wenige", sagt Fink. 993, 1042, 1047 oder gar 1319 sind bisher als Jahre der ersten urkundlichen Erwähnung von Bettingen im Rennen. Nur vermuten können Fink und Fandel, warum das alte Bettingen aufgegeben worden ist und Frenkingen in Bettingen umbenannt wurde. "Es hat vermutlich mit der Pest zu tun", mutmaßt Willi Fink. Der Zusammenhang für diese Vermutung liegt nahe, wurden doch Mitte des 17. Jahrhunderts nach Pest-Epidemien viele Orte in der Eifel aufgegeben und wird Frenkingen erstmals 1654 als Bettingen bezeichnet. Gesichert ist die Verbindung Bettingens mit der Trierer Abtei St. Maximin. In den Archiven erhalten ist eine Urkunde, in der der Edle Everbero von Bettingen im Jahr 1042 dem Kloster Besitzungen in Frenkingen (heute Bettingen) schenkt. Dies wird auch darin deutlich, dass die Pfarrkirche des Orts dem heiligen Maximin geweiht ist. Im 14. Jahrhundert besaß der Ort sogar eine Form von Stadtrecht. "Das war mehr, als Bitburg damals hatte", sagt Willi Fink. Die Ursprünge der Burg sind - wer hätte es auch anders gedacht - nicht genau datiert. Fest steht, dass die Burg im 16. Jahrhundert den Grafen von Manderscheid-Kail gehörte und später der Linie Manderscheid-Blankenheim. Mit der französischen Revolution lichten sich die Schleier der Geschichte. Die Burg hat hingegen ausgedient und wird zum Abbruch verkauft. Große Bauernhöfe sucht man vergebens

Noch eine weitere Besonderheit zeichnet Bettingen aus. Große Bauernhöfe wie in vielen umliegenden Dörfern sucht man in Bettingen vergebens. "Es hat im Dorf nie ein Stockgut gegeben", sagt Fink. Im Gegenteil: Die landwirtschaftliche Nutzfläche und der kärgliche Viehbesitz der Einwohner war eher klein und diente der Selbstversorgung. "Viele Bettinger arbeiteten bis in die 1950er Jahre als Tagelöhner", sagt Fandel. "Die haben sich dann als Knechte und Mägde auf die großen Höfe in Stockem oder anderen Dörfern verdingt." Die bescheidenen Verhältnisse der Menschen hat die Bettinger nie davon abgehalten, sich auch einmal einen Spaß zu machen. Von solch einer Begebenheit aus den 1950er Jahren berichtet Willi Fink: "Nach einem Hochwasser der Prüm kam Ministerpräsident Peter Altmeier nach Bettingen." Mitgebracht hatte er einen Hilfsscheck. Damit sollten die Schäden im Ort beseitigt werden. "Der Musikverein spielte natürlich ein Ständchen zur Begrüßung. Und als der Ministerpräsident wieder wegfuhr, spielte die Kapelle ,Ja, in Mainz, da sind die Räuber‘", erzählt Fink.

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