Führungsriege dringend gesucht

Bitburg · Der Kreisfeuerwehrverband des Eifelkreises Bitburg-Prüm steckt in einer tiefen Krise. Einige Verantwortliche sprechen sogar von der schwersten Krise. Händeringend wird nach einem neuen Führungsteam gesucht, das dem geschwächten Verband wieder Leben einhaucht.

Bitburg. Die Sirenen schrillen alarmierend laut beim Kreisfeuerwehrverband des Eifelkreises. Denn der Verband befindet sich in einer Schockstarre, weit weg von jedweder Handlungsfähigkeit. Der Interessenvertretung der Feuerwehrleute im Eifelkreis ist die Führungsriege abhanden gekommen.
"Kreisfeuerwehrverbände sind wie eine Art Gewerkschaft für Feuerwehrleute", erklärt Michael Klein, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes in Rheinland-Pfalz. Während die Verbände andernorts den Brandschützern Gehör verschaffen, bleibt der Verband des Eifelkreises auffällig stumm.
Grund dafür ist eine Führungskrise. "Der Kreisfeuerwehrverband steht de facto ohne Führung da", erklärt Jürgen Larisch, Feuerwehrinspekteur des Eifelkreises. Larisch ist, Kraft seines Amtes als Inspekteur, geborenes Mitglied im Vorstand des Verbandes und war zuvor selbst im Verbandsvorstand aktiv. Er kennt die Situation daher sehr genau.
"Der Kreisverband ist in seiner schlimmsten Krise", formuliert Larisch deshalb bewusst drastisch. Selbst nach dem Abgang des langjährigen Vorsitzenden Edmund Schlöder sei die Situation nicht so prekär gewesen wie heute, glaubt Larisch. Erneut steht also die Existenz des krisengebeutelten Verbandes auf dem Spiel.
Ähnlich sieht das auch Wolfgang Rütz, der den Verband bis vor kurzem geleitet hat. Wie damals Schlöder musste auch Rütz gesundheitsbedingt kürzertreten. Nach drei Jahren als Vorsitzender steht das langjährige Vorstandsmitglied nicht mehr zur Verfügung und der Verband - ähnlich wie 2009 - auf der Kippe.
Aktuell soll der zweite Vorsitzende, Philipp Hollmann, die Geschäfte führen, der ist beruflich aber sehr eingespannt. Er kann, wie viele aus dem Feuerwehrverband berichten, nicht die nötige Zeit aufbringen, um den Verband zu führen. Zu einer Stellungnahme war Hollmann auch für den TV nicht zu erreichen.
"Es muss einen kompletten Neuanfang geben", sagt Larisch. Ähnlich formuliert es auch der ehemalige Vorsitzende Rütz: "Der Verband muss sich neu aufstellen. Denn die Wehrleute brauchen Interessenvertreter, die sich bei der Politik für sie einsetzen."
Diese Meinung vertritt auch Joachim Hönel. Der Wehrführer der Alsdorfer Feuerwehr sieht einen starken Kreisfeuerwehrverband als wichtigen Fürsprecher: "Der Kreisfeuerwehrverband untersteht keinem politischen Gremium. Er kann und muss daher die Interessen der Wehrleute gegenüber der Politik vertreten. Das funktioniert aber nur, wenn es ein starker Verband ist", sagt Hönel. Eine dazu konträre Meinung vertritt Bickendorfs Wehrführer Wilfried Kootz. "Es ist wichtig, Hand in Hand mit der Verbandsgemeinde zusammenzuarbeiten. Wir brauchen keine starke Stimme gegenüber der Politik, sondern eine enge, gemeinschaftliche Zusammenarbeit", erklärt Kootz und begründet damit unter anderem, warum die Feuerwehr aus Bickendorf nicht mehr Mitglied im Verband ist.
Kootz glaubt außerdem, dass der Verband in seiner aktuellen Verfassung sowieso keine starke Stimme haben kann. Denn neben dem Posten des Vorsitzenden sind im geschäftsführenden Vorstand weitere Stellen nicht besetzt. Eigentlich müsste der zweite Vorsitzende Hollmann auch den Schriftführer und den Kassenwart geben, diese Positionen sind ebenfalls vakant.
Um die Misere zu beenden und einen Neuanfang zu wagen, wurde eine Kommission gebildet, eine Vorstandsfindungskommission sozusagen, ähnlich der Trainerfindungskommission des DFB nach dem Debakel bei der Fußball-Europameisterschaft 2004. In persönlichen Gesprächen sollen die Weichen nun für einen Neuanfang im Eifelkreis gestellt werden. "Wir sind auf einem guten Weg. Aber es müssen nicht immer diejenigen sein, die eh schon in der ersten Reihe stehen", erklärt Larisch und spricht von Hemmschwellen: "Viele glauben, man müsste Feuerwehrführungserfahrung haben. Das stimmt aber nicht."
Dies bestätigt der Geschäftsführer des Landesverbandes: "Wir können die Verantwortlichen vor Ort auf verschiedene Art unterstützen. Wir lernen sie an, und für die Anfangszeit ist es sogar möglich, personell vor Ort mit Rat und Tat zur Seite zu stehen", erklärt Klein.
Für den Geschäftsführer ist die Situation, wie sie sich im Eifelkreis gerade darstellt, keine neue. "Wir hatten einen ähnlichen Fall in den 90er-Jahren in der Pfalz. Damals hatten sich mehrere Kreisverbände zu einem Regionalverband zusammengeschlossen. Das ist eine Möglichkeit", sagt Klein. Für den Verband im Eifelkreis sollte es die Ultima Ratio sein. Soweit wollen es die Verantwortlichen nicht kommen lassen.

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