Für Augen, Ohren und Herz

ZEMMER. (ae) Nahrung für Augen, Ohren und Herzen lieferte ein Kulturabend des Heimatvereins Zemmer auf dem Schönfelderhof bei Zemmer. Die Herforster Autorin Rosi Nieder las aus ihren Büchern, musikalisch begleitet von ihrer Tochter, der Rock- und Popsängerin Judith Nieder. Dazu war Malerei der in Zemmer lebenden Künstlerin Dorette Polnauer zu sehen.

Großformatige Gemälde ziehen in der Peter-Friedhofen-Halle auf dem Schönfelderhof sofort den Blick auf sich. Es sind die neuesten Acryl-Arbeiten der in Zemmer lebenden Künstlerin Dorette Polnauer, die durch leuchtende, ruhig-flächige Grundfarbigkeit und archaische Symbolik bestechen. Sie seien teils von Reisen, zum Beispiel nach Australien, inspiriert, erklärt die Malerin den interessierten Gästen, teils aber auch von Eindrücken ihres Lebens in der Eifel. Eine Gemeinsamkeit, die sie mit den beiden anderen Akteurinnen des Abends teilt, der in Herforst lebenden Autorin Rosi Nieder und ihrer Tochter Judith. Rosi Nieder verarbeitet Erfahrungen von Kindheit und Leben in der Eifel in Geschichten und Romanen. Judith Nieder ist Sängerin und hat für eine erste eigene Komposition ebenfalls diese Inspirationsquelle genutzt. Gemeinsam ist allen drei Frauen auch, dass sie an diesem Abend ein familiäres Miteinander mit dem Publikum pflegen und die Sympathien sofort auf ihrer Seite haben.Lampenfieber vor der Lesung

Rosi Nieder wirkt gewinnend, als sie zum Auftakt ihrer Lesung bekennt: "Mein Kreislauf schnellt ganz schön nach oben, ein Profi bin ich noch nicht." Und sie wirkt gewinnend ehrlich, als sie mit einem sehr persönlichen Auszug aus ihrem ersten Buch "Kai freut sich" über ihren Sohn mit Down-Syndrom beginnt. Von anfänglicher Abwehr habe sie durch das Leben mit dem behinderten Kind zu einer neuen Definition von Glück gefunden, schildert die Autorin in Episoden, die ein wenig an "Michel aus Lönneberga" erinnern. Ganz direkt spricht sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus, würzt sie mit viel Humor. Ebenso wie die folgenden Geschichten über Schneckenplagen oder unerwartete Begegnungen durch Eifeler Platt in der Fremde. Immer schwingt ein Bekenntnis zur Heimat mit, ohne jedoch zu verklären oder zu verkitschen, immer sind Erinnerungen im Spiel, in denen sich vor allem die reiferen Semester im Publikum wiederfinden. So auch in den Auszügen aus dem letzten und recht erfolgreichen Roman "Silvesterknaller". Dort lässt sie in einer spannenden Handlung um einen Vulkanausbruch in der Eifel Leben und Freundschaft dreier Frauen Revue passieren. Ihren ganz besonderen Reiz erhält die Lesung durch die musikalische Umrahmung von Judith Nieder. Die mit einer wunderbar klaren, vollen und ausdrucksstarken Stimme gesegnete Sängerin illustriert die von ihrer Mutter beschriebenen Zeitkolorits und Stimmungen in großer musikalischer Bandbreite. Auf der Gitarre zupft sie "Ruby Tuesday" von den Rolling Stones, aber auch "Kein schöner Land" oder "Zwei kleine Italiener". Nach anfänglich ehrfürchtiger Stille singen die Gäste die Lieder ihrer Jugend begeistert mit. Das I-Tüpfelchen jedoch folgt mit dem ersten selbst geschriebenen Lied von Judith Nieder "Home/Heimat", in dem sie mit poetischen Worten ihre Verbundenheit mit der Region ihrer Kindheit beschreibt. So schließt ein Abend, der seinen kulturellen Gehalt nicht nur aus dem Auftritt dreier Künstlerinnen bezieht, sondern auch durch sich gegenseitig förderndes Miteinander und die Akzeptanz anderer Generationen. Am Sonntag, 26. November, um 17 Uhr stellt Rosi Nieder ihr neuestes Buch "Dem Stalker auf der Spur" im Gemeindehaus Herforst vor.

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