Für die Kleinsten zu laut?

BINSFELD. Die Diskussion um den Standort von Kindergarten und Grundschule in Binsfeld zieht sich seit etlichen Jahren hin. Der Grund: Die beiden Einrichtungen grenzen unmittelbar an die US-Airbase Spangdahlem an. Ein neues Lärm-Gutachten soll Ende September entscheiden, ob auch Unter-Dreijährige den Kindergarten besuchen dürfen.

Die Lage des Kindergartens und der Grundschule in Binsfeld - ein Dauer-Erregethema in der Eifelgemeinde. Besorgte Eltern und vor allem die Bürgerinitiative Erweiterungsgegner Airbase Spangdahlem (Biegas) forderten bereits vor Jahren den Umzug. Auch als es um den Ausbau des US-Flugplatzes Spangdahlem ging, wurde eine Verlegung von Kindergarten und Grundschule abgelehnt. Im Frühjahr dieses Jahres kam erneut Bewegung in die Diskussion: Der Kindergarten wollte sich für Kinder unter drei Jahren öffnen. Die ersten Mütter hatten die Anmeldungen für ihre Kinder bereits fertig. Doch dann kam das Projekt ins Stocken. Das Landesjugendamt teilte mit, dass es den Lärm am Kindergarten erst messen lasse, um sicherzustellen, dass die Zweijährigen trotz der Airbase und des damit verbundenen Lärms ihren Mittagsschlaf halten können. Ausschlagend war die Einmischung des Bürgerbeauftragten Ullrich Galle, der die Bedenken der Biegas über den Kindergarten neu zur Diskussion stellte. Einrichtung wurde in den 1970er-Jahren gebaut

Doch noch steht eine Entscheidung des Landesjugendamts aus. "Die Lärmmessungen sind noch nicht ausgewertet. Bis dahin bleibt alles beim alten", sagt Michael Bierwag, Koordinator im Referat Kindertagesstätten im Landesjugendamt. Ende September wird mit den Ergebnissen gerechnet. "Das Wohl der Kinder sehen wir im Moment nicht gefährdet", erklärt Bierwag. Sonst hätte man sofort reagiert und dem Kindergarten die Betriebserlaubnis entzogen. Falls die Messungen besagen, dass es zu laut für die Kinder sein sollte, sind zusätzliche bauliche Lärmvorrichtungen möglich. Für eine erneute Lärmprüfung am Kindergarten hat Elmar Döhr, zweiter Vorsitzender der Biegas, nur ein Lachen übrig. "Es gibt Gutachten, die belegen, dass es hier zu laut ist, und es gibt Gerichtsurteile, die bestätigen, dass der Lärm enteignende Wirkung hat", sagt Döhr. Ganz anders sieht das Lothar Herres, Ortsbürgermeister von Binsfeld. Seiner Meinung nach wird die Diskussion in eine falsche Richtung gelenkt: "Die Kinder werden im Kindergarten keinem größeren Lärm ausgesetzt als zu Hause." Zudem sei der Fluglärm stark zurückgegangen. Zusätzlichen Lärm gebe es nur durch die neue Rampe. "Ich bin aber zuversichtlich, dass sich dieser Bodenlärm nicht negativ auf den Kindergarten auswirkt", erklärt Herres. Der Binsfelder Kindergarten wurde Mitte der 1970er-Jahre gebaut. Den Vorwurf, den sich Günter Schneider, erster Vorsitzender der Biegas, vom Oberlandesgericht in Koblenz gefallen lassen musste, er habe sein Haus "in den Lärm gebaut" (der TV berichtete mehrfach), müsse sich laut Schneider damit auch die VG Wittlich-Land gefallen lassen. Lärm, Abgase und die Nähe zu Munition

Ein Vater, der sich bereits seit mehreren Jahren für eine Verlegung des Kindergartens einsetzt, ist Jörg Follmann aus Arenrath (Kreis Bernkastel-Wittlich). Als seine Tochter vor vier Jahren in den Kindergarten kommen sollte, hatte er Bedenken wegen des Fluglärms. "Wir haben ein grundsätzliches Problem damit, dass wir unsere Kinder in den Bus setzen und von einem unbelasteten Gebiet in ein belastetetes bringen", erklärt Follmann. "Daher hatten wir mit drei Familien 2002 den Antrag bei der VG gestellt, unsere Kinder im Kindergarten einer Nachbargemeinde unterzubringen", berichtet Follmann. Doch dieser Kindergarten war voll und konnte keinen weiteren Kinder aufnehmen. Von der Verbandsgemeinde wurde Familie Follmann damals mitgeteilt, dass eine freie Kindergartenwahl nur mit einer wichtigen Begründung möglich sei. Die Airbase werde allerdings nicht als Grund akzeptiert. "Wir haben nie die gute Arbeit des Binsfelder Kindergartens in Frage gestellt", betont der Arenrather Familienvater, dem auch der wirtschaftliche Faktor des US-Flugplatzes für die Region bewusst ist: "Uns geht es nur um den Standort von Kindergarten und Grundschule. In diesem Umfeld besteht ein für uns schwer einschätzbares Gefahrenpotenzial aus Lärm, Abgasen und der Nähe zu Munition."

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