Für die Kunst muss die Gattin Haare lassen

SCHÖNECKEN. Weltmeisterlich geht es bis Oktober in Schönecken zu. Im Alten Amt, der Alten Kirche, der Blauen Galerie und in der Burgkapelle stellen im Rahmen des rheinland-pfälzischen Kultursommers Künstler aus 15 Nationen aus. Analog zum Sport wird in Schönecken das freundschaftliche Miteinander der Kulturen gepflegt.

Der rheinland-pfälzische Kultursommer legte das Motto "Weltmeister 2006" passend zur Fußballweltmeisterschaft vor, der Kulturkreis Altes Amt in Schönecken spielt den Ball ins Feld zurück. "Wobei man das Motto nicht unbedingt zu wörtlich nehmen und nur auf die Fußballweltmeisterschaft beziehen sollte", sagt Hilde Dogan, Vorsitzende des Kulturkreises. Ein Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft bestehe sicherlich auch darin, dass im Sport und in der Kultur eine Internationalität bestünde. Die Fußballer seien Weltbürger, genauso wie die Künstler, die in der ganzen Welt herumkommen, sagt Dogan. Erinnerungen an "Kultur-Weltmeister"

Ganz im Sinne des rheinland-pfälzischen Kulturministers Jürgen Zöllner gehen die Beiträge der Künstler in diesem Jahr direkt auf das sportliche Ereignis ein. Zugleich werden aber auch Werke ausgestellt, die an herausragende "Kultur-Weltmeister" erinnern. So hat Christine Santema im Keller des Alten Amts Installationen aus Metall und Keramikplastiken aufgebaut, die das Fußballpublikum in Szene setzen. Im Mittelgeschoss sieht man Holzskulpturen der Französin Véronique Massenet. Erstaunlich an ihren abstrakten Werken ist, dass sie mit wenigen Handgriffen auseinander geschoben und neu arrangiert werden können. Die Künstlerin und studierte Innenarchitektin kann sie immer wieder in eine andere Dimensionen zueinander bringen - als Sinnbild für freundschaftliche Beziehungen. Neben den Skulpturen hängen Bilder von Markus Guthörl an der Wand. Außer digitalen Collagen, die er am Computer fertigt, zeigt er Collagen aus Acryl, Ölkreiden und Tusche. Seine, wie er selbst sagt, etwas "wilderen" Arbeiten entstehen, indem er um die Leinwand herumgeht und Zeichen und kalligrafische Ideen neben und übereinander auf die Leinwand bannt. Gerne mit selbst gemachten Pinseln, für die seine Frau auch schon mal Haare lassen muss. "Ich bilde einen scheinbar nicht enden wollenden Raum aus Zeichen- und Farbinformationen", sagt er. Erinnerungen an eine brasilianische Kindheit

Im Sitzungssaal des Alten Amts sind Zeichnungen des Kölner Künstlers Axel Höptner zu sehen. Er setzt dem Massenphänomen Fußball seine Portraitzeichnungen von Individuen entgegen. Menschen - vorrangig die Aborigines, Ureinwohner Australiens - hat Ray Wilkins in der Alten Kirche am Friedhof ausgestellt. Der Künstler, der in England geboren wurde, ist in Australien aufgewachsen. Heute wohnt er im belgischen Reuland. In der Burgkapelle erwarten den Kunstpilger Materialbilder der Italienerin Carmen Spigno aus Ligurien. Als Malmaterial verwendet sie seit vielen Jahren fast ausschließlich Pigmente, natürliche Harze und Erde ihrer Heimat. Die Blaue Galerie zeigt atmosphärisch Licht- und Farbenspiele der süddeutschen Malerin Veronika P. Dutt. Ferner Acrylbilder der jungen Deutsch-Brasilianerin Erika Langbein, die im Stil von Kinderzeichnungen Erinnerungen an ihre brasilianische Kindheit verarbeitet. Öffnungszeiten: Galerie Altes Amt (Alter Markt 1): sonntags von 14 bis 16 Uhr, mittwochs und donnerstags um 14 Uhr Führungen durch alle Ausstellungen ab Altes Amt. Alte Kirche (Am Friedhof): tagsüber täglich geöffnet. Blaue Galerie (Berliner Straße 1): täglich nach Vereinbarung, Telefon 06553/3389, Burgkapelle (Am Burgstieg): montags, dienstags, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr.

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