Ganz Fließem ist auf den Beinen

FLIESSEM. Ganz Fließem ist auf den Beinen, damit das Heimat- und Dorffest eine gelungene Veranstaltung wird. Die zahlreichen Aktionen werden von nahezu allen 720 Einwohnern unterstützt.

Angesichts der vielen frisch gestrichenen Häuser und der vielen heraus geputzten Gärten gerät ein Besucher Fließems derzeit leicht auf die falsche Spur. Es ist nicht die Bundeskommission des Dorfverschönerungswettbewerbs, die sich fürs Wochenende zur Visite angemeldet hat. Nein, die Fließemer feiern am Samstag und Sonntag ihr Heimat- und Dorffest. Im Grunde genommen feiern die Fließemer schon seit Januar die erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Das Wochenende ist aber so etwas wie der Höhepunkt des Festjahres. "Wir rechnen mit zwei- bis dreitausend Besuchern", stapelt Ortsbürgermeister Klaus Schnarrbach bewusst ein wenig tief. Wenn es mehr werden, hätten er und die andern rund 720 Fließemer sicherlich auch nichts dagegen. Aber wegen der wechselnden Wetterlage ist der nimmermüde Ortschef ein wenig vorsichtig. Vorgenommen haben sich die Einwohner der Gemeinde jedenfalls so viel, dass ruhig ein paar tausend Zuschauer mehr kommen könnten. Die Fließemer selbst scheiden als Besucher der Veranstaltung "Die Vergangenheit lebt" aus. "Eigentlich sind alle Dorfbewohner an diesem Tag selbst aktiv", sagt Schnarrbach. Die Kirchstraße soll sich am Sonntag in eine historische Festmeile verwandeln, wenn es heißt "Vleyshaim gestern - Fließem heute". Unter diesem Motto wollen die Menschen zeigen, wie die Fließemer früher gelebt haben. Dabei müssen sich die Aktiven auf eine angesichts der Geschichte des Orts kleine Auswahl von Themen beschränken. Seit der Jungsteinzeit leben Menschen in Fließem. Die Villa Otrang oder das untergegangene Kloster Wachenforth zeigen, dass es sich in Fließem scheinbar immer schon gut leben ließ. Bei so viel Aufmerksamkeit möchte natürlich kein Hausbesitzer negativ aus dem Festrahmen fallen. "Es ist erstaunlich, wie quasi über Nacht Gerüste an einigen Häusern aufgebaut wurden", sagt der Ortsbürgermeister. Scheinbar gilt auch in Fließem das Motto "Mit frisch gestrichener Fassade feiert es sich gleich besser". Obwohl es in Fließem kein alles regelndes Organisationskomitee wie in anderen Orten gibt, weiß jeder, was er zu tun hat. So ist eine Gruppe Frauen gerade dabei, alte Messgewänder und sakrale Gegenstände für eine Ausstellung vorzubereiten. Zudem hat es sich eine Frau zur Aufgabe gemacht, einen in der Eifel üblichen Krautwisch zu binden, schließlich ist am Sonntag das Fest "Mariä Himmelfahrt". Dieser Krautwisch - wer hätte es bei dem geschäftigen Trieben in Fließem anders erwartet - ist natürlich etwas Besonderes. "Nach alter Überlieferung gehören in einen richtigen Krautwisch bis zu 99 verschiedene Blumen und Kräuter", sagt Schnarrbach. Es versteht sich von selbst, dass der Fließemer Krautwisch auch 99 Blumen und Kräuter enthalten soll. Ohne die Vereine wären all diese Vorhaben nicht zu stemmen. Zehn Vereine hat der vor 1200 Jahren und 19 Tagen dem Benediktinerkloster Prüm geschenkte Ort, und alle sind in den Festablauf integriert. "Einige Fließemer sind in so vielen Vereinen, dass sie an mehreren Stellen gleichzeitig aktiv werden müssten", sagt Klaus Schnarrbach und lacht. Die Männer der Fließemer Feuerwehr werden völlig unverkleidet den Sonntag verbringen, da Feuerwehr-Uniformen nicht als Verkleidung sondern Dienstkleidung gelten. "Die Feuerwehr wird den Verkehr regeln", sagt Schnarrbach. Eine Wiese in der Nähe des Sportplatzes wird am Sonntag zum Parkplatz, zudem pendelt der so genannte Kylltal-Express als Zubringer von den Parkplätzen hin zur Feststraße. Angesichts so viel Arbeit für die gemeinsame Sache und frischer Farbe ist es da geradezu schade, dass am Wochenende keine Dorfwettbewerbskommission Fließem besucht. In Sachen Engagement, Geschichtsbewusstsein und Feierfreude würde Fließem ganz weit vorne landen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort