Ganz feine Klangwelt

NEUERBURG. (red) Seitdem der Musiker und Pädagoge Georg Holtbernd den Eifeler Obertonchor gegründet hat, gibt es die Möglichkeit, in der Eifel Obertonmusik zu erleben. Nach dem Einstandskonzert am Karfreitag in der Liebfrauenkirche in Bitburg präsentierte sich der Chor nun auf der Jugendburg Neuerburg mit einem erweiterten Programm.

Was Obertongesang ist, wie Obertöne hörbar gemacht werden, ist zwar auch für einen Laien erklärbar, besser ist es aber zu verstehen, wenn man einen solchen Gesang gehört hat, um die besondere Schönheit und tiefe Wirkung dieser Musik zu erleben. Nicht zufällig wird in der Sakralmusik der alten Hochkulturen Asiens der Obertongesang praktiziert, so wie auch die Melodien der christlichen mittelalterlichen Choräle sich an der Obertonreihe orientieren. Neun Männer und Frauen boten den vielen Menschen in der Burgkapelle ein solches Konzert. Wie aus dem Nichts stieg ein Summen empor ins Gewölbe, ein Ton bildet sich, begann den Raum zu füllen. Der Klang wurde stärker, aus dem Summen entstanden Vokale, und plötzlich hörte man ganz feine klare Töne, Melodien; es war für die Zuhörer nicht auszumachen, woher sie kamen. Wie aus anderen Sphären erschienen sie, bewegten sich im Raum. Und so wie sie gekommen waren, verschwanden die Klänge wieder, der Ton wurde leiser, verwandelte sich wieder zurück zum Summen und verklangen. Nach diesem ersten Stück hatte auch der unkundige Zuhörer eine Ahnung von Obertongesang. Alle Stücke des Konzerts waren bis auf wenige Vorgaben völlig improvisiert, entstanden aus dem Moment heraus, waren deshalb einmalig und nicht reproduzierbar. Neben dem reinen Obertongesang, oder verbunden mit ihm, ließen die Mitglieder des Chors auch Gesangsimprovisationen entstehen, die lebendig und rhythmisch waren und Bewegung in die sonst eher ruhige Obertonmusik brachten. Zwischen den Chordarbietungen zauberten die Solisten Georg Holtbernd (Gesang, Didgeridoo, Bratsche, Ziehharmonika) und Petra Lo (Gesang, Schlagwerk) mit professionellem Können und einfühlsamem improvisatorischem Zusammenspiel musikalische Stimmungsbilder, die unter die Haut gehen. Nach dem Ende des Konzerts gab es begeisterterten Applaus. "Ein außergewöhnliches Hörerlebnis!", war die einhellige Meinung der meisten Konzertbesucher. Als Zugabe konnten sich alle Zuhörer, die wollten, in den Chorkreis begeben und an einer Übung zum Obertongesang beteiligen.

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