"Ganz normale Polen-Witze"

BITBURG-MATZEN. Empörung und Versuche der Wogenglättung in Matzen: Nach der TV -Berichterstattung über zwei Büttenreden der Matzener "Nachteulen" fühlen sich die Karnevalisten verunglimpft. Zugleich hat eine betroffene Matzener Bürgerin die Entschuldigung des Karnevalsvereins akzeptiert.

Nach der Berichterstattung über kritische Passagen zweier Büttenreden auf der jüngsten Matzener Kappensitzung ( TV vom 6./7. März) schlagen in dem Stadtteil die Wellen weiter hoch. In mehreren Stellungnahmen gegenüber dem TV machen die Karnevalisten klar, dass wegen des Berichts "unsere Gemeinde zutiefst empört" ist. Zugleich hat sich Albert Kandels, Vorsitzender des Karnevalsvereins, bei einer betroffenen Matzener Bürgerin entschuldigt. Das bestätigte die Frau, die sich in einer Büttenrede "durch den Dreck gezogen" sah . Darüber hinaus hat der Verein die betreffenden Redner gebeten, sich ebenfalls zu entschuldigen. Es blieb zunächst offen, ob der Verein weitere Maßnahmen ergreift, falls die Entschuldigung ausbleibt. Derbe Anmerkung "so von uns nicht gewollt"

Gegenüber dem TV schildert Vereinschef Albert Kandels den Sachverhalt im Nachhinein so: "Eine etwas derbe Anmerkung in einem der Büttenvorträge wurde uns so in der Generalprobe nicht vorgetragen. Hier wurden Nachbarschaftsquerelen auf dem Rücken des KV ausgetragen, die so von uns nicht gewollt waren." Zu einer zweiten Büttenrede, die gleichfalls für Ärger gesorgt hatte, erklärt Kandels: "Die auf der Kappensitzung anwesende junge Frau aus Polen, die etwa seit einem Jahr hier ansässig ist, ist mit den karnevalistischen Scherzen und heimatlichen Bräuchen noch nicht vertraut und fühlte sich persönlich angegriffen, worauf sie mit ihrem Mann den Saal verließ." In einem Telefonat mit dem TV sprach Kandels von "ganz normalen Polen-Witzen". In seiner schriftlichen Erklärung heißt es dazu weiter: "Diese uns gegenüber als ausländerfeindliches Verhalten zu deuten, ist eine Ungeheuerlichkeit." Und Kandels legt nach: "Den Gipfel der Unverschämtheit sehen wir jedoch in der humoristisch gedachten Zeichnung. Mit einem abgebildeten nationalsozialistischen Emblem, dem Hakenkreuz, rücken Sie uns in die Nähe von Nazi-Verbrechern. Unsere Gemeinde ist zutiefst darüber empört." Massiv verärgert ist auch Ortsvorsteher Josef Sonnen. "Wir hatten Frieden im Dorf, und der ist seit diesem Bericht wie verschwunden", berichtet er dem TV und verknüpft seinen heftigen Ärger mit dem Appell an die Redaktion, "die Leute wieder beieinander zu bringen". "Keinerlei Schläge unter die Gürtellinie"

Besonders betroffen ist der in dem Bericht attackierte Büttenredner Paul Sonnen. In einer ausführlichen persönlichen Stellungnahme macht er klar, dass er seinen Namen "auf die infamste Weise in den Schmutz gezogen" sieht. Zu seiner Büttenrede sei ihm von Anwesenden bestätigt worden, dass "keinerlei Schläge unter die Gürtellinie oder sonstigen beleidigenden Worte oder Verse" vorgetragen worden seien. "Richtig ist einzig und allein, dass zum Schluss der Kappensitzung einige Witze erzählt wurden, die man auch in der Witze-Rubrik des TV lesen könnte." Auch Sonnen ärgert besonders die mit dem TV -Artikel veröffentlichte Zeichnung: "Die Karikatur ist ebenso eine eindeutige Provokation, die den Lesern vermitteln soll, dass in Matzen Gift und Galle gespuckt wird." Schützenhilfe erhält Sonnen von einem Matzener Bürger, der die TV -Redaktion persönlich aufgesucht hat. Er berichtet, dass große Aufregung im Dorf herrscht, und meint: "Der arme Paul Sonnen kriegt mehr Ohrfeigen, als er im Grunde verdient hat." Die gute Karnevalsarbeit in Matzen "steht und fällt mit ihm", und er habe "schon viel im Dorf geschafft". Kritischer sieht der Mann dagegen die andere Büttenrede, in der die genannte fünffache Mutter "in einem schlechten Vortrag auf miserable Art beschimpft worden ist". Betroffene Mutter: "Der Fall ist für mich erledigt"

Da müsse sich der Karnevalsverein vorhalten lassen, bei der Vorauswahl zu lässig gewesen zu sein. An der Stelle ist aber in Matzen die Kuh vom Eis: Die betroffene Frau erklärte nach dem Besuch von "Nachteulen"-Chef Kandels: "Der 1. Vorsitzende ist bei mir gewesen und hat sich in aller Form entschuldigt. Ich habe die Entschuldigung angenommen, und damit ist - was den Verein betrifft - der Fall für mich erledigt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort