Garten-Kultur auf drei Etagen

Die Herausforderung war das Hanggrundstück. Mittels Trockenmauern wurde der Garten terrassiert und bietet nun Gartenkultur auf drei Etagen. Das erste Gefälle bot die Chance, einen Wasserfall zu bauen. Im Mittelteil liegt die Hauptattraktion: der Badeteich. Das dritte Plateau leitet in die Landschaft über.

 Fantastischer Ausblick über das Kylltal: Der Garten der Familie Plein ist ein architektonisches Meisterwerk. TV-Foto: Katrin Hofmeister

Fantastischer Ausblick über das Kylltal: Der Garten der Familie Plein ist ein architektonisches Meisterwerk. TV-Foto: Katrin Hofmeister

Speicher. Morgennebel liegt über dem Kylltal, da hat der Bär am Wasserfall bereits einen Fisch gefangen. Er wird ihn auch eine halbe Stunde später in seiner Pranke halten, wenn die Sonne den Schleier lüftet und die grandiose Sicht in die Landschaft freigibt. Denn Meister Petz ist eine Bronzefigur. Wie die anderen gegossenen Schmuckstücke steigert er den Wert der Anlage optisch.

Der Blick ins Kylltag dagegen scheint unbezahlbar. Auch wenn der Preis dafür bedeutet, eine extreme Hanglage einzubeziehen. "Elf Meter Höhenunterschied galt es zu überbrücken", erzählt Heinz Plein. Fast zehn Jahre suchten er und seine Frau Karin vergeblich nach Gartenarchitekten, die sich der Herausforderung des Hanggrundstücks gewachsen fühlten. Schließlich fanden sie einen Wassergarten-Spezialisten bei Frankfurt.

"Als Vorgaben galten, dass die Bepflanzung keine Allergien auslösen durfte", erzählt der Hausherr. "Dass zwei Häuser, nämlich das der Schwiegereltern und unseres, von der Einfahrt her miteinander verbunden werden", ergänzt Karin Plein. "Und dass der Garten pflegeleicht sein sollte", betont das beruflich eingespannte Paar.

Daraufhin rückten vor vier Jahren 450 Lastkraftwagen mit Erde an. Bagger schaufelten das Fundament für einen modellierten Schwimmteich mit Seerosen-Zone aus. Tonnenweise schichtete man Steine zu Trockenmauern auf, verpflasterte sie auf Zufahrtswegen, legte sie als Plattenverbund und arrangierte Findlinge um die Wasserlandschaft. "Manche wogen bis zu neun Tonnen", sagt Heinz Plein. Immer wieder kam der Gartenarchitekt von seinen Erkundungstouren zurück und erzählte begeistert: "Den Fels habe ich in den Alpen gefunden, der passt genau an diese Stelle." Den nächsten brachte er vom Soonwald mit.

Für den Gesamteindruck orientierte man sich am Grundsatz der Gartengestaltung, lokale Materialien zu verwenden. Der Kalkstein für die Trockenmauern und das Kopfsteinpflaster kamen aus Sülm. Am Ende fügte sich ein Garten auf drei Ebenen harmonisch in die Landschaft ein. Auf der ersten Stufe nutzte man das Gefälle, um einen Wasserfall anzulegen. Geschickter Nebeneffekt: Das Plätschern überdeckt die Autogeräusche von der nahen Straße. Die Bepflanzung schützt in Heckenform vor durchziehenden Talwinden. Blütengehölze, immergrüne und herbstfärbende Laubbäume wechseln sich ab. "Es ist ein Garten für alle Jahreszeiten", sagt Karin Plein. "Das beginnt mit allen Pink-, Weiß- und Lilatönen der Rhododendren im Frühjahr." Hortensien zelebrieren den Sommer. Der Herbst gehört Hartriegel, Felsenbirnen und Schneebällen. In letzteren steckt schon das Stichwort für die vierte Jahreszeit. Und selbst in der gibt es genug zu sehen: Denn in diesem Garten halten nicht mal die Bären Winterschlaf.

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