Gaukler, Ritter, Marktgeschrei

Was für München das Oktoberfest, ist für Reifferscheid (Kreis Ahrweiler) das Burgfest. Rund 6500 Besucher "stürmten" am gestrigen Sonntag wieder den historischen Burgort, um das urtümliche Flair am Fuße der Raubritterburg mitzuerleben.

Reifferscheid. (eh) Denn auch bei der 22. Auflage des Burgfests wurde Unterhaltung für Jung und Alt geboten. Wer einmal das mittelalterliche Spektakulum miterlebt habe, den ziehe es immer wieder dorthin, war die Meinung einer Besucherin.

Gebe es in den herrlichen Gassen doch allerlei zu sehen - und natürlich auch zu kaufen. An den 70 Ständen, darunter zwölf, deren Betreiber erstmals dabei waren, war das Angebot vielfältig. Ob es nun der Duft von handgemachten Pflanzenöl-Seifen war, der die Besucher anlockte, die knuffeligen mit Hand und Herz gefertigten Krabbel- und Lauflernschuhen aus Leder, die die Eigenschaft "Laufen wie barfuß" haben, Wand- und Türschmuck auf Naturbasis oder die gefertigten Rosen aus Filz - sie alle zeugten von besonderer Technik und Eigenheit.

Auch konnte man sich ausgiebig informieren über Exkursionen auf Naturpfaden. Ob es nun die Erkundung von Fließgewässern und deren Ökologie ist oder Wildkräuter-Wanderungen und -Kochkurse - Marietta Schmitz erklärte liebevoll die Naturpfade, die alle Sinne ansprechen. Das Netzwerk "Blühende Landschaft" wies auf die Notlage von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen hin und zeigte, wie man sich diese Landschaft vorstellen muss, damit Menschen und Tiere sich in ihr wohlfühlen. Der Kaller Maler Stefan Schick skizzierte inmitten seiner gestalterischen Bildvielfalt den malerischen Burgbering in Reifferscheid, während ein Drehorgel-Spieler für nicht alltägliche Musik sorgte.

Ein Gag waren auch die verspiegelten Fenster, vor denen sogar "Bearded-Collie" Lenni glaubte, einen Spielgefährten gefunden zu haben. Ganz angetan von der Eifel und Reifferscheid waren Gerda Poot und Anton Ryans aus Waldfeucht (Kreis Heinsberg, Nordrhein-Westfalen), die mit Mandoline und Knopf-Akkordeon auf sich aufmerksam machten. "Wir sind schon im dritten Jahr hier, kennen und lieben die Wildenburg", sagte Gerda Poot und räumte ein: "Die 150 Kilometer schaffen wir in zwei Stunden. Doch für uns bleibt recht wenig übrig, es reicht gerade mal für die Spritkosten."

Die Grafen von Vianden, Jülich und Uwe Bauer als Graf von Reifferscheid machten die mittelalterliche Marktbegehung. "Macht Platz und nehmt die Vierbeiner von der Straße", ließen sie lautstark hören. "Herbei, herbei", forderte die Gruppe "Schabernack" mit einem Glocken-Handkarren die Leute auf, zuzuschauen, denn die Gaukler hatten auch einen Feuerspucker dabei. "Alles tanzt nach meiner Pfeife", posierte die Gruppe "Heidenlaerm" aus Berlin vor dem hohen Burgturm und begeisterte mit Vaganten-Musik aus mittelalterlichen Instrumenten. Die Rittergruppe "Ordo Equester 1288" demonstrierte derweilen mittelalterliches Lagerleben mit Schwertkämpfen. Die "Anno Pief Gruppe" aus Udenbreth sorgte sich um das Wohl der vielen Besucher und hielt Grillspezialitäten bereit. Die Gruppe "Bogenlust" zeigte die Technik des Pfeil-und-Bogenschießens, und die Greifvogelstation bewies, wie schnell und gewandt die großen Vögel sind. "Wir fördern die Kunst", lud Karin Klesy Wenzler die Kinder ein, sich am Malwettbewerb zu beteiligen. Für einen hatte sich der Besuch des Burgfestes in Reifferscheid ganz sicher gelohnt: Jonas Dümmer. Der Junge aus Wolfert gewann eine Fahrt mit einem Heißluftballon.

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