Das Gedränge zwischen den Buden ist dicht, die Stimmung gut, es wird gescherzt, gelacht, getrunken. Die Handtasche hängt lose über der Schulter der Frau, der Reißverschluss ist offen, das Portemonnaie hat sie nach dem Bezahlen an der Glühweintheke locker hinein geworfen. Ein junger Mann drängt sich vorbei. Ein kurzer Rempler, wie hunderte an diesem Abend. Ein schnelles "Entschuldigung" und schon ist der Schubser verschwunden - und mit ihm die Geldbörse der Frau. Dass Bargeld, Führerschein, Ausweise und Geldkarte fehlen, merkt die Besucherin des Weihnachtsmarkts erst nach mehr als einer Stunde. "Eigentlich war ich mir der Gefahr bewusst, aber irgendwie denkt man doch, es passiert schon nichts", erzählt sie. "Delikte wie dieses haben deutschlandweit Hochkonjunktur in der Vorweihnachtszeit", sagt Klaus Schnarrbach, bei der Polizei Bitburg zuständig für Kriminalprävention. "Diebe, Trickdiebe und Räuber nutzen das Gedränge auf Weihnachtsmärkten, um mit geschickten Fingern Börsen aus Taschen zu angeln", fügt der Polizist hinzu.Kuvert mit 5000 Euro verloren

Dabei steige nicht nur die Zahl der Taschendiebstähle an. "Die Palette der Taten ist vielfältig: auch Laden- und Trickdiebstähle werden häufiger." Aber die Weihnachtszeit macht es Dieben nicht nur wegen des geschäftigen Treibens auf den Straßen und in den Geschäften einfach. "Betrüger nutzen die milde Stimmung der Leute aus und sammeln Spenden für nicht existente Hilfsorganisationen oder werben für teure Mitgliedschaften in dubiosen Vereinen", sagt Schnarrbach. Die Polizei Bitburg hat deshalb in der Vorweihnachtszeit die Zahl ihrer Streifengänge in der Innenstadt und auf dem Weihnachtsmarkt erhöht. Außerdem setzt die Polizeiinspektion auf Prävention: Am heutigen Donnerstag strahlt der Offene Kanal Bitburg in seiner Reihe "Bitburg Aktuell" um 19 Uhr eine Informationssendung der Bitburger Polizei aus. "Darin informieren wir über die Maschen der Trickdiebe und sensibilisieren für gefährliche Situationen", erklärt Schnarrbach. Bei Diebstählen in der Vorweihnachtszeit locke oft auch die fette Beute: Häufig nehmen gerade Senioren größere Mengen Bargeld mit zum Geschenke-Einkauf in der Innenstadt. Nesteln sie dann im Portemonnaie herum, um aus einem ganzen Bündel einzelne Scheine zum Bezahlen herauszuziehen, präsentieren sie sich Dieben als lohnende Opfer. "Wie leichtsinnig manche Menschen mit Bargeld umgehen, zeigt der Fall einer älteren Dame, die vergangene Woche 5000 Euro in der Bitburger Innenstadt verloren hat", sagt Schnarrbach. "Die Dame hatte die Scheine gut sichtbar in einem Kuvert, das lose in ihrer Manteltasche steckte."