Genug Zugkraft für zehn Jahre

JÜNKERATH. Die Ortsgemeinde Jünkerath plant die Neugestaltung der Dorfmitte. Zentraler Punkt: der zum Verkauf stehende Bahnhof ( TV vom 30. Oktober). Die Pläne reichen bis ins Jahr 2014.

"Das Konzept ist beschlossene Sache im Rat", sagt Ortsbürgermeister Rainer Helfen. Vorgelegt wurde der Entwurf vom Bopparder Planungsbüro "Stadt-Land+Bahn". Wenn alles umgesetzt wird, fallen Kosten von rund fünf Millionen Euro an. "Das wird aber alles aus dem Verkehrsfinanzierungs-Gesetz mit 85 Prozent bezuschusst", sagt Helfen. "Die Anträge gehen demnächst in Arbeit."Vier Schritte, fünf Millionen

In vier Schritten soll das Vorhaben umgesetzt werden. Zuerst wird der Bahnhof von fünf auf zwei durchgehende Gleise verringert (ein drittes, aus und in Richtung Gerolstein, wird in Jünkerath enden). Dadurch kann die dustere Unterführung (der TV berichtete) verkürzt und "bis zur anderen Seite, zur Gewerkschaftsstraße hin, großflächig geöffnet werden". Dann sollen die verbleibenden Bahnsteige auf modernes Zug-Niveau angehoben werden, damit die Reisenden stufenlos in die Waggons einsteigen können. Der dritte Abschnitt sieht die Umgestaltung des Bahnhof-Umfelds zwischen dem Café Regnery und der Park+Ride-Anlage vor. Schließlich Schritt vier: "Die Vermarktung der jetzigen Bahngrundstücke auf beiden Seiten der Gleise" - für Dienstleister, Gewerbe "und was man sich sonst noch vorstellen kann".Flächenpreis steht noch nicht fest

Helfen berichtet, dass die Gemeinde derzeit mit der Bahn in Verhandlungen stehe, um die Flächen zu erwerben. "Der Preis ist aber noch nicht bekannt." Der Handlungsbedarf hingegen ist groß. Jünkeraths Ortsmitte liegt regelrecht brach. Immer mehr Geschäfte schließen. Die Bahn selbst verkauft schon lange keine Fahrscheine mehr. Die Dorfmitte bietet ein trostloses Bild. Der Zeitrahmen, den sich die Jünkerather für alle Maßnahmen gesetzt haben, liegt bei zehn Jahren. "Da brauchst du einen langen Atem", sagt Helfen. Ebenso wie für die Nutzung der gemeinde-eigenen Flächen rund um den Bahnhof, zum Beispiel vom abgebrannten Hotel Müller bis zum Rathaus der Verbandsgemeinde. Auf den insgesamt mehr als 25 000 Quadratmetern könnten ebenfalls Gewerbetreibende eine derzeit große Lücke schließen und den Ort im Kern neu beleben. Es gebe bereits Vorschläge, wie das Gelände hergerichtet und parzelliert werden könne, sagt Helfen. Oberstes Gebot aber bleibe: "Es muss in die Gesamtplanung einbezogen sein." Und die, das unterstreicht der Bopparder Planer Oliver Prells, ist als Vorschlag zu verstehen: "Es geht darum, dass die Gemeinde mitdiskutieren kann und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt wird." Und dann ist da ja auch noch das Bahnhofsgebäude selbst. Die Gemeinde könnte es erwerben. Geld aus einer Erbschaft ist da (der TV berichtete), ebenso wie die Idee, den Bahnhof zum Dorfgemeinschaftshaus (DGH) zu erweitern. Ob das auf der Bank geparkte Geld, rund 370 000 Euro, dafür auch ausreicht, ist allerdings fraglich. Auch am ehemaligen Postgebäude an der Kölner Straße hat sich etwas getan: Ein Investor hat es gekauft, will dort Gastronomie betreiben - auch auf dem Postgelände ist ein DGH vorstellbar. Dennoch gesteht Helfen: "Mein Wunsch-Standort wäre am Bahnhof. Der sollte Dorfmittelpunkt sein." Am besten mit einem privaten Käufer oder Betreiber als Partner. Dann könnte man dort nicht nur "das tägliche Allerlei von Zeitungen bis Brötchen" erhalten, sondern auch den dringend benötigten "touristischen Anlaufpunkt" für die Bahnreisenden schaffen. Rückfrage: Soll etwa der Verkehrsverein Oberes Kylltal von Stadtkyll nach Jünkerath ziehen? "Nein", stellt Helfen klar. Aber zumindest eine Zweigstelle der Touristiker im Bahnhof könne er sich vorstellen.

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