Geringerer Gegenwind als prognostiziert

SEFFERWEICH. Auch nach der Insolvenz des Windparks Sefferweich Nord bleiben die Eigentümer der Grundstücke, auf denen die Anlagen stehen, gelassen. Mit einem Rückbau auf ihre Kosten rechnet kaum einer.

Für den Sefferweicher Ortsbürgermeister Richard Zeimetz sind das keine Umgangsformen: "Wir haben in der Eifel Verständnis dafür, wenn eine Firma finanzielle Schwierigkeiten hat, und wir wären Herrn Temme mit Sicherheit entgegengekommen", sagt er, "doch er hat nur große Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten wurden, und sich dafür auch nie entschuldigt." Eines dieser großen, nicht eingehaltenen Versprechen des Windkraftbetreibers Jörg Temme ist die Wegenutzungsgebühr. Seit 2004 sei diese nicht mehr bezahlt worden, sagt Zeimetz, und jetzt, nachdem für insgesamt zehn Anlagen in den Windparks Sefferweich-Nord, Staffelstein und Pützhöhe der Insolvenzantrag gestellt wurde (der TV berichtete), ist es für Entschuldigungen ohnehin zu spät. Seit gut einem Jahr ruhen die Räder, und das einzige, was sich jetzt noch drehen kann, ist der Magen derjenigen, die sich Gedanken darum machen, was aus den Windanlagen wird. Denn zur Kategorie nicht eingelöster Versprechen gehört scheinbar auch eine zwischen Betreiber und Grundstücksbesitzer im Pachtvertrag festgehaltene Rückbaubürgschaft. Diese sollte gewährleisten, dass spätestens nach Ende der 25-jährigen Pacht der Abbau der dann ausgedienten Anlagen finanziell abgedeckt ist (siehe Extra). Falls die Gesellschafter dann etwas knapp bei Kasse sind. So wie jetzt. Doch auch, wenn Abmachungen und Windprognosen nicht eingehalten wurden, so bleiben die Grundstücksbesitzer trotz anfänglicher Hysterie gelassen. "Da habe ich ganz andere Sorgen", meint Landwirt Leo Hoffmann. "Die Räder stehen ja gut", sagt er, "und solange sie sich nicht bewegen, machen sie keinen Krach und keinen Schattenwurf." Die Sorge der Kreisverwaltung und des Bürgermeisters, dass im schlimmsten Fall die Grundstücksbesitzer für den Rückbau aufkommen müssen, teilt er nicht. "Das läuft doch ohnehin über die Banken", sagt Hoffmann, auf dessen Grundstücken zwei der Anlagen des Parks Sefferweich-Nord stehen. Ähnlich wie der Landwirt sieht das auch das Ehepaar Raskob aus Sefferweich. Auch auf ihrem Grundstück steht eine der betroffenen Anlagen, den Standort für ein weiteres Rad teilen sich die Raskobs mit Hoffmann. "Abreißen können wir sie ja nicht", sagt Cäcilie Raskob, "dafür müssten wir ja Haus und Hof verkaufen" - und das kommt für die beiden Über-70-Jährigen nicht in Frage. Muss es auch nicht, meldet sich Jörg Temme zu Wort, der sich über die Horror-Szenarien im Umfeld seiner insolventen Energie-Anlagen wundert und ärgert. Schließlich seien die Gläubiger in erster Linie ja nicht die Pächter, sondern die Banken, die den Kauf und Aufbau der Anlagen finanziert hätten. Und diese hätten mit Sicherheit kein Interesse daran, die vor sieben Jahren für mehr als zehn Millionen Euro errichteten Räder einfach so ihrem Schicksal zu überlassen. Davon ist auch Matthias Hochstätter vom Bundesverband Windenergie überzeugt. Auch wenn er die Umstände vor Ort nicht kenne, so ist er dennoch sicher: "Abgebaut werden sie deswegen nicht." Nachfrage für Windräder dieser Größe gebe es immer, vor allem aus dem Ausland. "Die Anlagen stehen ja bereits", sagt er, müssen also nicht mehr beantragt, genehmigt und errichtet werden. Und sollten die Türme im Zuge der Insolvenz doch abgebaut werden, dann höchstens, um sie an anderer Stelle wieder aufzubauen, sagt Hochstätter. Für den Fall, dass es über Sefferweich doch nicht so windig ist, wie im Vorfeld prognostiziert wurde.

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