Gerstensaft auf dem Prüfstand

BITBURG. Testtrinken für noch mehr Bier-Qualität. Die Bitburger-Brauerei hat ein neues Sensorik-Labor eröffnet, in dem ausgebildete Tester die Qualitäten von Bier überprüfen. Ziel des Labors ist die Steigerung der Qualität des Gerstensaft.

Es sieht auf den ersten Blick aus wie eine Ansammlung von Umkleide- oder gar Peep-Show-Kabinen. Doch in Wirklichkeit hat die Bitburger Brauerei ein modernes Sensorik-Labor eingerichtet. Nach Din-Norm eingerichtet, soll es helfen, die Qualität des Bieres zu gewährleisten und zu verbessern."Der Bereich Sensorik hatte bei uns immer schon eine große Bedeutung", sagt Axel Simon, der bei der Bitburger Brauerei unter anderem veranwortlich ist für den Bereich Qualität und Entwicklung. Die Einrichtung des Labors in seiner neuen Form sei da ein logischer Schritt gewesen. Bisher saßen die Tester gemeinsam an einem Tisch. Da blieb es nicht aus, dass die Eindrücke durch die angekreuzten Ergebnisse des Nachbarn verfälscht wurden.Mehr als fünf Biere schafft niemand

"Über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Wir tun das aber nicht", sagt Simon. Und deshalb hat man rund 60 000 Euro investiert, um das Labor zu bauen, dass in der Brauerei-Branche nahezu einmalig ist.Doch was testet wer überhaupt in den weißen Kabinen, die außer einem Bildschirm, einer Computer-Maus und einem Stuhl nichts enthalten? Geruch, Geschmack und die Qualität des Bieres sind es, die geschulte Tester mit all ihren Sinnen erleben. Um dieses Erleben möglich zu machen, wurden sogar geruchsneutrale Materialien verbaut und ein Belüftungssystem installiert.Nicht jeder kann übrigens Tester werden. "Wir haben 37 Vorkoster, die in einer Sensorik-Schulung ausgebildet wurden", sagt Aroma-Forscher Helge Fritsch. 15 dieser Brauerei-Mitarbeiter treten ab sofort in den sechs Kabinen an, um die 20-minütigen Tests zu absolvieren. Natürlich testet man von Zeit zu Zeit auch, was die liebe Konkurrenz so zu bieten hat. Aber das ist nicht die Hauptaufgabe der geschulten Brauerei-Mitarbeiter.Derzeit prüfen die Sinn-Spezialisten, ob es einen Unterschied macht, ob das Bier mit dem einen oder dem anderen Stoff gefiltert wird. Hört sich leicht an, ist es aber nicht. "Mehr als fünf verschiedene Biersorten schaffen die Tester nicht", sagt Frisch. Warum denn das, fragt sich da der geneigte Biertrinker. Nun, wer schon einmal auf einer Skala von eins bis zehn markieren musste, wie bitter oder wie süß oder wie pappig oder wie sauer ein Bier schmeckt, der wird sich diese Frage nicht mehr stellen. Erst recht, wenn er das Bier aus einer Klappe eine neutrale Flasche und ein neutrales Glas entnimmt."Die Veränderungen am Bier bewegen sich oft im Bereich des Feintunings", sagt Simon. Aber man sei immer darum bemüht, ein noch besseres Produkt herzustellen. "Unsere Grundstoffe sind und bleiben Wasser, Hopfen und Malz", sagt Simon. Ein wichtiger Punkt für die Brauerei-Spezialisten ist auch, wie sich das Bier mit der Zeit verändert. Axel Simon: "Das Bier muss auch an entfernten Orten unseren Frische-Maßstäben entsprechen." Doch nicht nur das: "Bier ist nicht Wein", sagt Versuchs-Brauereichef Franz Jürgen Methner. Deshalb wird auch getestet, wie Bier schmeckt, das schon älter geworden ist.Schließlich hat der Gerstensaft die Eigenschaft, nach Monaten ungenießbar zu werden. Und noch einen Unterschied gibt es zwischen Bier und Wein, jedenfalls für die Tester. Im neuen Sensorik-Labor der Brauerei werden die Proben getrunken und nicht wie bei der Weinprobe wieder ausgespuckt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort