Gerüstet für die Katastrophe

BITBURG-PRÜM/DAUN. Unwetter – wie jüngst Ende Juli – bedeuten für die Freiwilligen Feuerwehren anstrengende und ehrenamtliche Überstunden. Glaubt man den Klimaforschern, werden die extremen Stürme und Niederschläge künftig zunehmen. Der TV hat nachgefragt, wie die Landkreise auf potenzielle Wetterkatastrophen vorbereitet sind.

"Eifel Flut" könnte Jacques Berndorfs neuer Krimi heißen, verwurstet der Schriftsteller doch gerne selbst Erlebtes in seinen Büchern. Denn bei den heftigen Regenfällen Ende Juli fluteten Wassermassen Berndorfs Haus im Doppelort Dreis-Brück (Kreis Daun) bis in die erste Etage. Jacques Berndorfs Keller unter Wasser

Aber auch die Keller schriftstellerisch gänzlich unbegabter Eifeler liefen voll. Von Sturmböen umgeknickte Bäume blockierten mehrere Straßen, auf der überfluteten Autobahn kamen Fahrzeuge ins Schleudern. Etliche der rund 2700 Wehrleute der 130 Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Daun waren im Dauereinsatz. Im Kreis Bitburg-Prüm lief das Juli-Unwetter vergleichsweise glimpflich ab. Dafür hatten die 220 Freiwilligen Feuerwehren mit ihren rund 4200 Mitgliedern im Bitburg-Prümer Landkreis im Jahr 2003 zwei Großeinsätze: Das Hochwasser in den ersten Januartagen mit hunderten Einsätzen an Sauer und Prüm und einem Ertrunkenen und der Tornado, der im kleinen Eifeldorf Schlausenbach am 10. Juni 2003 mehr als 20 Häuser stark beschädigte und einen Millionenschaden anrichtete. "Die Anzahl der extremen Wetterereignisse hat zugenommen und wird weiter steigen", sagt Günter Delfs vom Deutschen Wetterdienst. "Die bisherigen Unwetter sind nur ein Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht", bestätigt der international renommierte Klimaforscher Mojib Latif. Bei den Kreisverwaltungen ist man - zumindest theoretisch - auf Wetterkatastrophen vorbereitet: "Ein Alarmierungsplan sieht vor, wer wann von wem alarmiert werden muss", sagt Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Daun. "Im Prinzip ist das ein riesiges Namens- und Telefonverzeichnis, in dem nicht nur unsere eigenen Kräfte auftauchen, sondern auch, wie Energieversorger, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz, die Bahn und das DLRG zu erreichen sind." Ebenso sind die privaten Nummern von Landrat und Verbandsgemeinde-Bürgermeistern aufgelistet. Denn wird die dritte von fünf Alarm-Stufen erreicht, übernimmt der jeweilige VG-Bürgermeister - in Absprache mit dem Kreisfeuerwehrinspekteur - die administrativ-organisatorische Einsatzleitung, bei höheren Stufen gar der Landrat. Bei der untersten Alarm-Stufe haben dagegen die örtlichen Wehrleiter die Einsatzleitung inne, bei Stufe Zwei die VG-Wehrführer. "Die Alarmierungskette beginnt also von unten", erklärt Hoffmann. Nur bei größeren Ereignissen werden Katastrophenstäbe einberufen. "Bisher waren das 2003er Hochwasser und der Tornado über Schlausenbach mit Alarmstufe Drei unsere größten Einsätze", sagt Rudolf Müller, Sprecher der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. Finanzielle Hilfen für potenzielle Geschädigte halten die Kreise bisher nicht vor. "Dazu sind zunächst einmal die Versicherungen da", sagt Müller. Für den Wiederaufbau in Schlausenbach hatte außerdem das Land 10 000 Euro Soforthilfe fließen lassen. Hilfe von höherer Ebene kommt auch, wenn gleich mehrere Kreise von Unwettern oder deren Folgen betroffen sind: "Unsere Abteilung für Rettungsdienst und Katastrophenschutz würde zum Beispiel eingreifen, wenn es parallel an Rhein und Mosel Hochwasser gäbe", sagt Miriam Lange, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Tier. Als Aufsichtsbehörde der Kreisverwaltungen überwacht die ADD mögliche Einsätze bei Katastrophen im ehemaligen Regierungsbezirk. "Zum Beispiel prüfen wir, ob die Kommunen ausreichend viele Hubschrauberlandeplätze vorhalten, und wir haben den Überblick darüber, welche Feuerwehr über welche Spezialfahrzeuge verfügt, damit wir im Notfall die Hilfe koordinieren können." Kommt's richtig schlimm, kann die ADD zum Beispiel aus ganz Rheinland-Pfalz Feldküchen ordern. Und sollten die Truppen der Bundeswehr benötigt werden, um Fluten mit Sandsäcken einzudämmen, ist das ebenfalls Organisationsaufgabe der ADD.

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