Geschlechterkampf an der Klapper

HOSTEN. An Gründonnerstag setzten sich zum zweiten Mal in der Geschichte des kleinen Eifeldorfs Hosten Mädchen für ihre Gleichberechtigung beim Brauch des österlichen Klapperns ein. Ihr Anliegen stieß auf Widerstand und löste unter den Dorfbewohnern heftige Debatten aus.

 Bis Ostern 2006 ruhen die Klappern. Ob sie in Hosten dann auch von Mädchen bedient werden dürfen, bleibt abzuwarten.Foto: TV-Archiv/Elmar Kanz

Bis Ostern 2006 ruhen die Klappern. Ob sie in Hosten dann auch von Mädchen bedient werden dürfen, bleibt abzuwarten.Foto: TV-Archiv/Elmar Kanz

"Wir hoffen, dass alle kommen - außer Mädchen!" hieß es im Klapperzettel, der Treff- und Zeitpunkte der sieben Klappertermine zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag in Hosten bekannt gab. Das unterstrichene "außer Mädchen" war rot markiert. Am Gründonnerstag um 12 Uhr läuten die Glocken zum letzten Mal vor Ostern. In der Zwischenzeit ist es dann traditionell Aufgabe der Kinder, dreimal täglich mit hölzernen Klappern die Stunde zu verkünden und die Gemeinde zum Gebet zu rufen. In Hosten ist dies anders als in vielen anderen Eifel-dörfern immer noch Jungensache - und daran sollte sich auch im Jahr 2005 nichts ändern, fand der diesjährige Klapperchef. Eine 15-jährige Schülerin jedoch war anderer Meinung. Jahrelang hat ihre Mutter sie vor Ostern ins Nachbardorf Preist gefahren. Dort, keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt, dürfen schon seit langem auch die Mädchen mitgehen. Als in der jüngsten Karwoche der Klapper-Einladungszettel für ihren Bruder eintraf, empfand die junge Hostenerin die rot markierten Worte als Provokation. In einem Schreiben rief sie alle Mädchen des Dorfes auf, sich über die Bevormundung hinwegzusetzen. "Es liegt an uns…Traut Euch!" schrieb sie an ihre Geschlechtsgenossinnen. Neun Mädchen erschienen Gründonnerstag mit ihren Holzklappern gegen alle Tradition am Startpunkt der Umzüge. Erneut teilte der 14-jährige Chef der Klapperjungen mit, er werde sie nicht mitnehmen. "Es war schon immer Tradition, dass in Hosten nur die Jungs klappern gehen", lautete seine Begründung. Ortsbürgermeister: Sache der Jugendlichen

Dass sich daraufhin vier Erwachsene, Mütter und Väter von Mädchen, in die Auseinandersetzung der Kinder einschalteten, wird von Annelie Peters, der Mutter des 14-Jährigen kritisiert: "Mein Sohn war fix und alle als er nach Hause kam." Die Erwachsenen hätten auf den Jungen eingeredet, ein Mann sei dabei laut geworden. Letzten Endes beteiligten sich die Mädchen dieses Jahr am Brauch - ohne das Einverständnis der Jungen. Im Anschluss an dieses Ereignisse schlossen sich dem letzten Klapperzug am Ostersamstag - auch das entspricht nicht der Tradition - sogar einige junge Männer an, um ihre Solidarität mit dem jugendlichen Klapperchef zu demonstrieren. Nach diesen Verwicklungen hat die Frage, ob Mädchen klappern dürfen oder nicht, das Dorf in zwei Lager gespalten. Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht: Leo Koch, seit Februar 2004 Pfarrverwalter Hostens, hält den Streit für eine "ortsinterne Sache", mit der die Kirche nichts zu tun habe. Für ihn sei es jedoch eine Selbstverständlichkeit, dass Mädchen klappern. Matthias Schwarz, seit 1989 amtierender Ortsbürgermeister, hält sich ebenfalls heraus - dies sei Sache der Jugendlichen. Entgegen anderslautenden Gerüchten dürften jedoch, wenn es nach ihm ginge, auch die Mädchen klappern. Allerdings "unter der Voraussetzung, dass der Klapperchef damit einverstanden ist". Auf die Frage, ob er sich denn eine Klapperchefin vorstellen könne, wird er zunächst still. Dann sagt er: "Im Moment noch nicht. Es sind ja Jungs genug da, die das machen."

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