Gesucht: Apotheker mit Mut

BETTINGEN. Auf dem Wunschzettel der Bettinger steht eines ganz oben: eine Apotheke. Doch die Suche nach einem mutigen Pharmazeuten ist schwierig.

In Bitburg stehen sie sich gegenseitig auf den Füßen, in Bettingen sucht die Gemeinde händeringend nach einem Apotheker, der in dem 1200-Einwohner-Örtchen eine Apotheke aufmacht. Übers Internet verbreiten sie deshalb einen Aufruf: "Dem Ort fehlt es an einer Apotheke. Die Gemeinde würde jede erdenkliche Hilfe für einen jungen Apotheker bieten, der sich hier bei uns in Bettingen niederlassen würde." Auch in Fachzeitungen haben sie inseriert - doch noch ohne Erfolg.Apotheke wäre für ältere Menschen ein Segen

Die aktuelle Situation in Bettingen ist vor allem für ältere, nicht mehr mobile Menschen schlecht: Sie müssen für ihre Medikamente ins über zehn Kilometer entfernte Bitburg oder nach Mettendorf fahren. Für sie wäre eine Apotheke vor Ort ein Segen. "Es ist aber schwierig, jemanden zu finden, der auf dem Dorf in eine neue Apotheke investiert", sagt Bürgermeister Jürgen Holbach. "Wir brauchen aber eine flächendeckende Versorgung." Die Suche gestaltet sich schwierig, dabei hat die Lage durchaus ihre Vorteile: Direkt im Zentrum neben zwei Arztpraxen gelegen, wäre das für die Einwohner eine gute Möglichkeit, direkt nach dem Arztbesuch ihre Medikamente zu kaufen. Auch die Lage an der K 12 nach Stockem eröffnet Möglichkeiten: Pendler aus Bitburg könnten sich auf dem Heimweg nach der Arbeit mit Medizin versorgen. Auf rund 600 Fahrzeuge pro Tag schätzt Holbach dieses Potenzial. Der Bauplatz ist auch schon gefunden und ein künftiger Apotheker könnte sich aussuchen, ob er sich in ein von einem Investor gebautes Gebäude einmietet oder ob er selbst ein neues Gebäude bauen will. Doch wackere Apotheker sind selten. Ein Problem ist die geringe Einwohnerzahl Bettingens. Hinzu kommen die hohen Kosten, die eine Apotheke mit sich bringt. Wirtschaftlichkeitsrechnungen von Unternehmensberatern sprechen sich daher gegen eine Ansiedlung aus. Arnulf Klein, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer bestätigt: "Wir haben in Rheinland-Pfalz eine sehr hohe Apotheken-Dichte. Wo es sich lohnt, wird ruckzuck eine aufgemacht." Weiße Flecken gebe es kaum noch. Überdies existiert bereits in der Nachbargemeinde Mettendorf eine Apotheke, und es ist fraglich, ob das Verschreibungsvolumen ausreicht, um beide zu versorgen. "Wenn in Bettingen eine Apotheke hinzukommt, wären beide gefährdet", fürchtet Joachim Krollig, Mitbetreiber der Apotheke in Mettendorf. Denkbar ist die Einrichtung einer Rezeptsammelstelle, die von einer bestehenden Apotheke betrieben wird. Mindestens einmal täglich würden dann Rezepte eingesammelt und Medikamente ausgeliefert. Solche Rezeptsammelstellen müssen jedoch von der Landesapothekerkammer genehmigt werden. Voraussetzung ist, dass die Gemeinde mindestens sechs Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt ist. Krollig wäre bereit, eine solche Sammelstelle einzurichten, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Eine andere Möglichkeit wäre es, eine Zweigstelle einer bestehenden Apotheke aufzumachen. Doch das würde ähnlich hohe Kosten wie eine neue Apotheke verursachen. Denn auch Filialen müssen komplett ausgestattet sein und von einen Pharmazeuten geleitet werden. In Bettingen geht derweil die Suche weiter. Es hat zwar schon Gespräche gegeben, doch noch hat niemand eine Zusage gemacht. Schlechte Wirtschaftlichkeitsberechnungen machen die Entscheidung schwieriger. "Es ist heutzutage nicht einfach, in die Fläche hinein zu investieren", sagt Holbach, "dazu braucht ein Unternehmer schon viel Mut."

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