"Gewalt ist nicht unser Kennzeichen"

PRÜM. Zweifelhafter Ruhm: Auch die Berufsbildende Schule (BBS) Prüm ist in die Schlagzeilen geraten. Und das trotz einer intensiven Sozialbetreuung für jene Jugendlichen, von denen einige durch Gewalttätigkeit aufgefallen sind.

Tritte, Schläge, Quälereien: Die Berufsbildende Schule Prüm ist zum Nachrichtenthema geworden, und das bundesweit. Auch Fernsehen und Radio berichten über die Gewalttaten eines Quintetts aus dem so genannten Berufsvorbereitungsjahr - und vor allem über die Attacken eines 16-Jährigen aus Waxweiler, der offenbar einen Kameraden monatelang traktierte.Überzeugter Rektor: "So etwas passiert überall"

BBS-Rektor Klaus-Peter Metzger weiß, dass er dieser "zweifelhaften Berühmtheit", wie er es nennt, nicht viel entgegen setzen kann. Also ergibt er sich in sein Schicksal, arbeitet mit der Presse zusammen, steht Rede und Antwort und hält seinen Kopf hin. Trotzdem ist Metzger überzeugt: So etwas passiert überall, das hat es schon immer gegeben, und nicht jede Schlägerei lässt sich verhindern.Der "Fall Prüm", das nur zur Erinnerung, hat soweit bisher bekannt nichts von der perfiden Grausamkeit, mit der die Jugendlichen in Hildesheim an ihr brutales Werk gingen. Aber er passt bestens in die gegenwärtige Aufregung, in der einer alarmierten Öffentlichkeit - weil alle jetzt viel genauer hinschauen - nahezu täglich weitere Schreckensmeldungen geliefert werden.Das besonders Schmerzhafte dabei ist, dass es ausgerechnet diese Prümer Schule trifft: "Gewalt ist nicht unbedingt ein besonderes Kennzeichen unserer Schule", sagt Metzger. Tatsächlich wird seit Jahren an der BBS vieles unternommen, um Gewalt zu verhindern, Lernen auch unter schwierigen sozialen und persönlichen Umständen möglich zu machen und vor allem jene Schüler, um die es derzeit geht, von ihrem Stigma zu befreien. "Wir versuchen pädagogisch und psychologisch dagegen zu steuern", sagt Metzger. "Mit allen möglichen Maßnahmen." Und die reichen weit: Nur aus diesem Grund hat die Schule Sozialpädagogin Walfriede Kasel eingestellt, die sich, wie der Rektor berichtet, sehr engagiert um ihre Klienten kümmert - bis hin zu Hausbesuchen bei der Familie.Mit im Betreuungs-Boot sitzen außerdem die Caritas, der Arbeitskreis Sucht und die Jugendhilfe im Kreis Bitburg-Prüm. Denn diese Jugendlichen haben es schwer genug: Wer das Berufsvorbereitungsjahr besucht, kann keinen Hauptschulabschluss vorweisen, kommt vielleicht von der Sonderschule oder aus einer Gegend, in der Deutsch alles andere als die Muttersprache ist."Die werden immer als die Doofen abgestempelt", legt sich Metzger für seine Schützlinge ins Zeug. "Das allein provoziert sie schon."Und nicht nur das: Es frisst am vielleicht gerade erst zaghaft aufgebauten Selbstbewusstsein - und der Frust kann sich schließlich in Gewalt entladen. Ganz einfach, weil der Betreffende nicht das seelische Handwerkszeug hat, um damit auf andere Weise umzugehen.Dabei sind sie gar nicht doof - und haben das auch bereits nachdrücklich unter Beweis gestellt: Erst vorigen Sommer berichtete der Trierische Volksfreund ausführlich über ein Filmprojekt in Zusammenarbeit mit dem Dauner Kreis-Jugendpfleger Kurt Laux: "Der Film ist entstanden mit sehr motivierten und engagierten jungen Menschen”, lobte Laux seine jungen Teamkollegen bei der Präsentation des Werks, bescheinigte ihnen eine "unheimliche Disziplin” und berichtete von dem Spaß, den die Arbeit ihm gemacht habe.Aber das ist im Augenblick alles vergessen. Die fünf Prügel-Schüler haben Hausverbot, einer von ihnen "sitzt". Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter, geht, wie gestern bekannt wurde, auch gegen einen zweiten Schüler vor. Und die nächsten Kamerateams stehen bereits wieder vor Klaus-Peter Metzgers Tür.

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