Gips aus fast 100 Meter Tiefe

Investor Dieter Stolz geht davon aus, dass noch dieses Jahr ein Antrag auf Ausbeutung von Rohstoffen im "Weißland" bei Olk gestellt wird. Unterdessen nahm eine Bürgerinitiative (Slogan: Stoppt den Megasteinbruch Südeifel) ihre Arbeit auf.

Ralingen/Welschbillig/Trier. Auf dem mehr als 200 Hektar großen Gebiet zwischen Windmühle und Ralingen, das eine Investorengruppe um den Eifeler Unternehmer Dieter Stolz ("Lava Stolz") als Abbaugebiet von Kalkstein ins Auge gefasst hat, laufen die letzten Probebohrungen. Bis zu 110 Meter tief sind die Kernlochbohrungen; sie sollen Aufschluss über Standort und Mächtigkeit der Rohstoffe geben. Die für diese Woche angekündigte Begutachtung der Proben durch einen Geologen verschiebe sich um ein bis zwei Wochen, sagte Stolz auf TV-Anfrage.

Allerdings ist der Investor zuversichtlich, dass "die Chemie stimmt". Sogar aus fast 100 Meter Tiefe sind Gipsproben zu Tage gefördert worden. Stolz geht davon aus, dass noch 2008 ein Antrag auf Abbaugenehmigung bei der Kreisverwaltung gestellt wird. Bei einem Termin mit Behörden werde anschließend Konkretes besprochen, darunter der mögliche Standort eines Zementwerks. Laut Kreis-Sprecher Thomas Müller ist dieser Gesprächstermin noch nicht terminiert, auch gebe es noch keinen Antrag. Bei solchen großen Vorhaben sei es üblich, weitere Verfahrensschritte zu besprechen. Der Verwaltung liege bisher nur eine Projektbeschreibung vor, die auch schon Ratsmitgliedern von Anrainergemeinden im Mai zugänglich gemacht worden war. Darin ist von circa 220 Hektar Kalksteinvorkommen die Rede, einem erforderlichen Mindestvorkommen von 130 Millionen Tonnen und einer Mindestlaufzeit von 60 Jahren.

Unterdessen haben vor wenigen Tagen Projektgegner aus dem Raum Olk/Kunkelborn/Ralinger Berg eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, die als eingetragener Verein tätig werden soll. Sprecher Alfred Wirtz aus Ralingen kündigte an, die BI werde mit den Grundstückseigentümern und dem Investor Kontakt aufnehmen. Wirtz: "Uns ist daran gelegen, eine breite Öffentlichkeit mit ins Boot zu nehmen. Wir legen Wert auf Sachlichkeit, eine Polarisierung innerhalb der Bevölkerung wollen wir vermeiden."Ralingens Ortsbürgermeister Oswald Disch, selbst Grundbesitzer im "Weißland", will in der nächsten Ratssitzung über den Antrag abstimmen lassen, dass die Gemeinde ihre Wege nicht an den Investor veräußert. "Ohne unsere Wegeparzellen kann keine Ausbeute erfolgen, das ist technisch unmöglich."

Diese Aussage machte der Ortsbürgermeister auch kürzlich bei einer Bürgersprechstunde - und erntete dafür von den rund 60 Anwesenden viel Applaus.

Meinung

Die Chemie stimmt

Wenn der Investor davon ausgeht, dass die "Chemie" stimmt, dann dürfte auch ohne die fachtechnische Begutachtung eines Geologen feststehen, dass die Rohstoffe abbauwürdig sind. Es ist davon auszugehen, dass spätestens im kommenden Jahr die Genehmigungs-Maschinerie ins Rollen kommt - mit offenem Ausgang. Möglich ist alles, vom Mega-Steinbruch über eine abgespeckte Version bis zum gänzlichen Scheitern des Projekts. Die Bürgerinitiative wird alles daran setzen, dass im "Weißland" weiterhin Landwirtschaft betrieben werden kann. Hoch anzurechnen ist den Protestlern, dass sie bei aller Emotionalität, die dieses Großprojekt zwangsläufig hervorruft, eine Spaltung der Bevölkerung verhindern wollen. Auch hier stimmt die Chemie - im übertragenen Sinne. a.follmann@volksfreund.de

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