Glaubensbekenntnis im Polkatakt

Mit abwechselnden Schritten nach links und rechts sind auch gestern wieder mehrere tausend Pilger durch Echternach gezogen. Bei sommerlichen Temperaturen war die Springprozession für die vielen Teilnehmer aus Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und Deutschland trotz des geselligen Charakters vor allem eines: eine echte Bußübung.

Bitburg. Für drei junge Frauen war die Anstrengung der letzten Stunden wahrscheinlich dann doch zu viel. Sie liegen auf einer kleinen Mauer und schlafen. Oder versuchen es zumindest. Auf jeden Fall stört es die drei Pilgerinnen nicht, dass sich auf dem nur wenige Meter entfernten Ehrenhof der früheren Abtei eine Menschenmasse nach und nach in Bewegung setzt. Nachdem kurz zuvor der Erzbischof von Luxemburg, Monseigneur Fernand Franck, die versammelten Menschen zunächst in deutscher Sprache, dann in Französisch, Italienisch, Englisch und schließlich Luxemburgisch begrüßt hat, geht es nun so langsam los. Einige der Pilger haben bereits ihre Stellung bezogen, andere suchen noch verzweifelt nach ihren Gruppen. Und dazwischen rund 45 musizierende Gruppen und Vereine, deren Aufgabe es ist, bei der anschließenden Prozession durch Echternach der Bewegung eine einheitliche Richtung zu geben."Gerade unsere Zeit braucht Männer und Frauen, die mutig aufbrechen, die überzeugend vorangehen", hatte der Erzbischof gesagt. Jetzt sind sie unterwegs, die Männer und Frauen. Und die Kinder. In Fünferreihen springen sie nach links, nach rechts, nach links, davor und dahinter marschierende Musikanten, die wie in einer Endlosschleife abwechselnd die Hymne der Springprozession spielen. Und während die Pilger im Polkatakt durch die Innenstadt springen, stehen mindestens noch einmal genau so viele Zuschauer entlang der Straßen.Zu den Menschen, die den schweißtreibenden Ganzkörpereinsatz der gläubigen Pilgerschar verfolgen, gehören auch einige hohe Geistliche. Der Bischof von Rotterdam, Adrianus Van Luyn, ist ebenso dabei wie dessen Kollegen aus Lüttich, Limburg, Roermond oder Essen. Auch der Diözesanadministrator des Bistums Trier, Robert Brahm, ist einer der Willibrorduspilger - genau wie dessen Vorgänger und jetziger Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx.Knapp drei Stunden dauert es, bis auch die letzen der Prozessionsteilnehmer wieder an der Basilika ankommen, um dann an der Schlussandacht teilzunehmen. Und während hier für die meisten Pilger der Bußgang endet, haben viele derjenigen, die eigentlich nur zuschauen wollten, ihre eigene Prozession noch vor sich, nämlich den Gang zum geparkten Auto.

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