Gleiche Pizza, andere Wirkung

BITBURG. (uhe) Ein Saal zwischen Himmel und Hölle. Im ausverkauften Haus der Jugend zeigen Bitburgs "Jugendliche", dass bei einer Kappensitzung nicht nur gesessen werden muss.

"Diese Party ist kaum zu toppen, die Teenies nennen's Restepoppen" - Nein. Damit meint Gerd Wanken nicht etwa die Jugendkappensitzung, auf deren Bühne er gemeinsam mit seiner Frau Anita, der "Mutter aller Schnäpschen" über Sonderbares in Bitburgs jüngster Vergangenheit reimt. Nein, Gerd meint die Ü-30 Party des vergangenen Jahres. Viele alte Menschen seien dort gewesen, im Haus der Jugend. Aber auch junge. Das rechtfertigt dann vielleicht auch die vielen Ü-30er auf der Jugendkappensitzung. "Himmel und Hölle" lautet das Motto. Horst Büttner, Bitburgs ehemaliger Bürgermeister, hat sich als Teufelchen verkleidet, mit Plastik-Dreizack, Hörnchen und Umhang. Seinen Schnautzer hat sich der Genosse rot angemalt. Ja, es ist Fastnacht, und an Fastnacht darf man das. Neben Büttner sitzt ein Teil der Bütt und deren Freunde. Sie tragen Orden, lustige Hüte und gehen auf die Bühne. "Freunde der Bütt" sind sie, der Prinz und seine Prinzessin, erzählen in närrischem Versmaß, was sie so treiben, schenken dem Elferrat eine Riesenflasche Kümmerling und erheben dabei nicht den Anspruch, in irgend einer Form ernst genommen zu werden. Die Bühne im Haus der Jugend ist eben kein Ort, um neue Büttenfreundschaften fürs Leben zu schließen. Sie habe einige der anwesenden jungen Menschen auch bei Kappensitzungen der "Freunde der Bütt" gesehen, versucht die Prinzessin zu retten, was seit Jahren verloren ist. Doch als die Tanzkapelle "Olala, willst du eine Pizza?" spielt, sind alle wieder lieb, klatschen in die Hände und grölen lautstark mit. "Die Stimmung hier ist Wahnsinn", sagt Bürgermeister Öcki Streit, der als Kaplan verkleidet ist. Er zeigt auf die Tischreihe neben sich, wo junge Menschen ausgelassen feiern. "Im letzten Jahr haben da noch lauter alte Säcke gesessen", sagt er. "Alte Säcke" - die darf der Bürgermeister so nennen, weil die sind ja nicht da, und überhaupt: Der ganze Saal ist voll mit Säcken. "Prost, Ihr Säcke!", ruft der dickste der vier musizierenden Cowboys von "Kamedi und Harmonie" und setzt seine Flasche an. "Prost, Du Sack!", schallt es zurück. Der bärtige Whisky-Trinker und seine drei Wildwest-Kollegen sind bei der Jugendkappensitzung mittlerweile eine feste Institution, so wie die drei Männer der Tanzband "Caballeros" (und noch einmal das Lied von der Pizza), die beiden "Assis von der Frittenbude", Mario und Ingo ("Komm, wir erzählen noch den Tittenwitz. Komm, Mario. Den Tittenwitz."), die Musiker von "Terz", die Tanzgruppen und, nicht zu vergessen, Gerd Wanken und seine HdJ-Crew. Das ist gewissermaßen Tradition. Eigentlich wie bei den Freunden der Bütt, nur dass deren "Feinde" im Haus der Jugend bei ähnlicher Musik die bessere Stimmung haben.

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