Grabenkämpfe auf Straßen

BITBURG-PRÜM. (ako) Die Erntezeit birgt in ländlichen Gebieten Gefahren auf den Straßen. Gegenseitige Vorwürfe von eiligen PKW-Fahrern und langsamen Traktorfahrern sind an der Tagesordnung. Die Polizei plädiert für mehr Verständnis.

Wer kennt das nicht: eine hinter einem mit Heu beladenen landwirtschaftlichen Gefährt aufgereihte Schlange LKW, dahinter ein niederländisches Gespann mit Wohnanhänger, gefolgt von entnervten Kleinwagenlenkern, die immer wieder auf die linke Spur schlingern, um zum Überholen anzusetzen. Schritttempo ist das Höchste der Gefühle. Solche Situationen provozieren Gezänk. Auch dem TV liegen Beschwerden von Motorrad- und Autofahrern vor, die vor allem in verlorener Ladung von landwirtschaftlichen Transportfahrzeugen eine echte Gefahr sehen. "So viel Technik, wie heute bei der Erntehilfe mit modernen Mähdreschern und anderem Gerät zum Einsatz kommt, so marode sind meist auch die Transportmittel, mit denen die Ernte vom Feld zur Weiterverarbeitung transportiert wird", beklagt Edmund Stiller undichte und überladene Aufbauten, aus denen die Ladung auf die Straße fällt. Das stelle eine erhebliche Rutschgefahr dar: "Meiner Meinung nach liegt hier nicht nur ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung - verkehrssicheres Verstauen von Ladung - vor, sondern auch ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, der schnell einmal ein Menschenleben kosten kann."Schwalen: Landwirte handeln nicht fahrlässig

Bauer Hermann Schwalen aus Leidenborn, dem derartige Vorwürfe bekannt sind, weist sie stellvertretend für seine Berufskollegen zurück: "Jeder Landwirt ist erpicht darauf, jedes einzelne Kilo seiner Ernte sicher heimzufahren, schließlich ist das unser bares Geld. Allerdings ist bei der Menge an Schlaglöchern, die unsere Straßen mittlerweile zieren, nicht immer vermeidbar, dass sich Millimeter breite Spalten in den Aufbauten auftun." Das jedoch sei keine Fahrlässigkeit und erst recht nicht gewollt, sondern von den Landwirten selbst nicht beeinflussbar. Die Polizei gibt den Landwirten Argumentationshilfe. Zum einen ist den Polizeistationen in Bitburg, Daun und Wittlich kein einziger Unfall bekannt, der auf verlorene Ladung eines landwirtschaftlichen Fahrzeuges zurückzuführen ist. Nur 0,65 Prozent aller Unfälle, sagt Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach aus Bitburg, geschehen unter Beteiligung solcher Fahrzeuge, wobei die PKW-Lenker nicht unschuldig sind: "Problem ist für viele Autofahrer, dass sie zu schnell heranfahren, weil sie die geringe Geschwindigkeit zu spät erkennen. Gerade in der Erntezeit ist in einem landwirtschaftlich strukturierten Kreis mit Erntefahrzeugen auf der Straße zu rechnen. Rücksicht ist angesagt." Diese vermisste er in einem besonders krassen Fall in der Nähe von Wilsecker: Dort fuhr eine eilige Autofahrerin eine Kuh an, die in einer von drei Personen abgesicherten Herde über die Straße getrieben wurde. Zunächst habe die Raserin abgebremst, sagt Schnarrbach, dann jedoch auf eine Treiberin zugehalten, dabei die Kuh erwischt und Fahrerflucht begangen. Als Motiv habe die schließlich Ertappte angegeben, sie sei im Stress gewesen und habe keine Zeit gehabt.

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