Grenzenloses Sprachvergnügen

PRÜM. Europa fängt im Kleinen an - oder besser: bei den Kleinen. Ein Beispiel ist die deutsch-belgische Partnerschaft zwischen den Grundschulen in Prüm und dem ostbelgischen Neidingen.

 "Kääääsekuuuuchennn!" Die deutsch-belgische Schülerfreundschaft funktioniert bestens.Foto: Fritz-Peter Linden

"Kääääsekuuuuchennn!" Die deutsch-belgische Schülerfreundschaft funktioniert bestens.Foto: Fritz-Peter Linden

"Wir haben schon länger Kontakt mit den Prümer Kindern", sagt die elfjährige Natascha Henkes aus Neidingen. "Vor einem Jahr waren wir schon mal hier", ruft ihre Klassenkameradin Gina Schlaberz. Heute turnen die Kinder mit ihren Prümer Freunden von der "3c" durch den Kurpark. Die Partnerschaft finden die Mädchen aus Ostbelgien richtig gut: "Weil man da andere Kinder kennen lernt", sagt Gina, "aber auch, weil was anders ist: Hier geht es bis zum vierten Schuljahr, bei uns bis zum sechsten. Und dann kommen wir auf die Mittelschule." "Und weil man immer etwas dazu lernt", ergänzt Natascha. "Meine Brieffreundin hat mir gerade etwas Englisch beigebracht."Große Schule, kleine Schule

Die Brieffreundin heißt Christine Fleming und wohnt in Niederprüm. Aber beim Englischen sind sie ja eigentlich noch gar nicht. Sondern beim Französisch-Unterricht, den die Prümer Grundschulkinder seit rund sieben Jahren erhalten. Der ist zugleich der Anlass zu dieser offenbar bestens funktionierenden deutsch-belgischen Freundschaft. "Das Französische ist der Ausgangspunkt von allem", sagt Karl-Heinz Landeck, Schulleiter in Neidingen. "Und je früher, desto unbefangener gehen sie damit um", lautet die Erfahrung von Marie-Therese Niesen. Die gebürtige Belgierin lebt in Schwirzheim und unterrichtet an der Prümer Grundschule die Sprache der Nachbarn. "Für mich ist das eine Form von gelebtem Europa", sagt die Klassenlehrerin der Prümer 3c, Inge Palzkill. "Die Kinder sehen nämlich keine Grenzen." Genau diesen von Schlagbäumen unverstellten Blick lobt auch Karl-Heinz Landeck. "Und wir freuen uns, dass das alles ohne größere Bürokratie über die Bühne geht." Dafür aber mit viel Spaß: An diesem Besuchstag haben die Kinder zuerst das Museum besucht - "eine prima Gruppe, sehr interessiert", freut sich Prüms Chefhistoriker Franz-Josef Faas. Anschließend ging es in den Kurpark. Auf dem Speiseplan, natürlich: Fritten. Und zum Nachtisch Eis.Wochenlange Vorfreude

Seit Wochen, erzählt Inge Palzkill, hätten sich die Prümer Kinder auf das Treffen mit den Neidinger Schulkameraden gefreut. "Die Kinder fragen ständig: Kommen die wieder? Wann fahren wir nochmal hin?", berichtet auch Marie-Therese Niesen. Eine weitere Frucht ihrer Arbeit: "Die Kinder erzählen mir, dass sie zum Beispiel im Urlaub in Belgien oder Frankreich morgens die Brötchen auf französisch bestellen." Karl-Heinz Landecks Kollegin Béatrice Bill fügt hinzu: "Es ist einfach schön, dass wir mit den gleichen Kindern über so viele Jahre in Kontakt stehen." Ein Kontakt zwischen zwei Schulen übrigens, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Bei "Bertrada" handelt es sich um einen Großbetrieb mit mehr als 400 Kindern, in Neidingen hingegen um die klassische Dorfschule: Ganze 15 Kinder verteilen sich dort auf sechs Jahrgänge. Der Freundschaft tut das keinen Abbruch. Und das könnte niemand besser ausdrücken als Feride Cikkan von der Prümer Grundschule: "Ich liiiebe Neidingen!"

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