Große Pläne für ein kleines Dorf

NIEDERWEIS. Die 230-Seelen-Gemeinde Niederweis steht vor einer Baumaßnahme, die für die Einwohner eine hohe finanzielle Belastung mit sich bringt. Es geht um die Erneuerung der Wasserversorgung, den Neubau der Kanalisation mit Kläranlage und die Wiederherstellung der Gemeindestraßen. Die Kosten machen den Beteiligten Sorgen.

Wozu braucht eine kleine Gemeinde in der Eifel eine neue Kläranlage, wenn selbst die Millionenstadt Brüssel eine solche nicht hat? Der Vertreter der Verbandsgemeinde Irrel, Johannes Weidmann, verwies auf das Landesgesetz. Er erläuterte den Einwohnern von Niederweis in der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung die technischen Details der Baumaßnahmen. Über die finanziellen Details gibt er keine Auskunft. Das aber ist der Punkt, der die Bürger am meisten interessiert. Große Grundstücke, hohe Kosten

Sie fürchten die hohe Kostenbelastung. Astronomische Zahlen machen in der Versammlung die Runde. Von möglichen 60 000 Euro ist die Rede. In der Tat: Die Grundstücke auf dem Land und somit auch in Niederweis sind groß. 2000 und mehr Quadratmeter sind keine Seltenheit, und die Berechnungsgrundlage ist immer die Größe des Grundstücks. "Da summieren sich Kosten, die weit über das hinaus gehen, was eine Familie mit normalem Einkommen sich leisten kann", sagt Gemeinderatsmitglied Theo Broich.Der TV hat bei der VG-Verwaltung Irrel nachgefragt. Danach setzen sich die Kosten zusammen aus Einmalbeiträgen aus dem Neubau der Wasserleitung, dem Neubau der Schmutzwasserleitung und der Kläranlage sowie aus der Vorhaltung der alten Kanäle zur Ableitung des Niederschlagwassers sowie dem Neubau eines Regenrückhaltebeckens. Alle diese Baumaßnahmen liegen in der Verantwortung der VG-Verwaltung Irrel. Der Neubau der Gemeindestraßen und der Gehwege dagegen ist Sache der Ortsgemeinde. In ihren Händen liegen die Kosten, die sich an Umfang und Gestaltung der Maßnahmen orientieren. Die Gemeinde hat die Möglichkeit, Einmalbeiträge durch die VG-Verwaltung erheben zu lassen oder wiederkehrende Beiträge auf mehrere Jahre zu verteilen. Wegen der Vielschichtigkeit der Baumaßnahme seien die Kosten noch nicht abschätzbar, sagte Ortsbürgermeister Christoph Schackmann in der Versammlung. Hier sei noch Aufklärungsbedarf. Als "Folgeschwanz, den die Bürger bezahlen müssen", bezeichnet Broich die ungeklärten Kosten für den Neubau der Gemeindestraßen. Um einen Überblick über die anfallende Summe zu erhalten, hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, eine Vorplanung durch ein Ingenieurbüro erstellen zu lassen. In einem halben Jahr soll die Planung vorliegen und mit den Einwohnern beraten werden. Baubeginn für diesen Sommer geplant

Mit dem Bau der Kläranlage soll noch in diesem Sommer begonnen werden. Ausschreibung ist am 18. Mai. Geplant ist eine gemeinsame Kläranlage zusammen mit Alsdorf. Die Dimension: 900 so genannte Einwohnerwerte. Als Standort ist ein Areal linksseitig der Nims, oberhalb der B 257 vorgesehen. Im Bereich der alten Kläranlage ist ein zentrales Pumpwerk geplant sowie ein Rückhaltebecken für Oberflächenwasser aus dem Neubaugebiet. Mitte nächsten Jahres soll die Kläranlage fertig sein. Anschließend soll mit dem Bau der Ortskanalisation begonnen werden. Abschnittsweise, damit die Beeinträchtigung für die Bürger nicht zu groß wird, wie Weidmann versprach. Die Entsorgung des Oberflächenwassers soll über die alten, vorhandenen Kanäle, die so genannten "Ortsbürgermeisterkanäle", erfolgen. Verlegt wird eine neue Wasserleitung. Es ist geplant, die Wasserleitung bis nach Alsdorf zu bauen. Vor Baubeginn will die VG Irrel in Niederweis ein Beweissicherungsverfahren mit Bestandsaufnahme der Gebäude vornehmen lassen. Bei später auftretenden Schäden soll das der Schadensfeststellung dienen.

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